„Kreditgeber räumten unsere Konten ab“: Britisches Startup Builder.ai kollabiert

Hunderte Millionen Dollar an Investments schützen nicht vor Pleiten: Das musste man nun auch beim britischen AI-Startup Builder.ai feststellen. Dieses hat nach Turbulenzen (im März wurde Gründer Sachin Dev Duggal durch den neuen CEO Manpreet Ratia ersetzt) Insolvenz angemeldet, wie kürzlich bekannt wurde.
Das Unternehmen, das seit seiner Gründung im Jahr 2016 mehr als 500 Millionen US-Dollar eingesammelt hatte, konnte trotz namhafter Investoren wie Microsoft, Insight Partners und dem katarischen Staatsfonds seine finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen. Ziel war eigentlich, anderen Unternehmen das Erstellen von AI-Apps zu erleichtern.
Ursachen für den Zusammenbruch
In einem internen Memo an Investoren, das der Tech-Publikation Sifted zugespielt wurde, erläutert der erst im März 2025 ernannte CEO Manpreet Ratia die Situation. Er macht dabei vor allem das Verhalten der Kreditgeber für den Kollaps verantwortlich: „Letzte Woche haben unsere vorrangigen Kreditgeber unerwartete und irreversible Maßnahmen ergriffen“, schreibt Ratia in dem Memo.
Laut dem Dokument hatte Builder.ai im Oktober 2024 einen gesicherten Kredit in Höhe von 50 Millionen Dollar von einem Konsortium aus Kreditgebern (Viola Credit, Attempo und Cadma) in Anspruch genommen. Als die Finanzlage angespannt wurde, versuchte man im März 2025 im Rahmen einer internen Finanzierungsrunde von 75 Millionen Dollar eine Umstrukturierung der Kreditfazilität zu erreichen.
Drastische Maßnahmen der Kreditgeber
Trotz angeblicher mündlicher Zusagen wurde die Unterstützung für die Wende nicht gewährt. Ratia beschreibt die drastischen Folgen: „Letzte Woche beriefen sich die Kreditgeber auf technische Verstöße gegen Kreditvereinbarungen, räumten über 40 Millionen Dollar von unseren Konten ab und beschränkten den Zugang zu allen Mitteln, wodurch sie effektiv unsere Betriebsfähigkeit lahmlegten.“
Besonders kritisch sei die Tatsache gewesen, dass das Unternehmen dadurch nicht in der Lage war, „Gehälter oder andere betriebliche Verpflichtungen, die diese Woche fällig sind, zu erfüllen.“
Fortschritte reichten nicht aus
Dabei betont Ratia die Fortschritte, die seit dem Führungswechsel im März erzielt wurden: „Die Betriebskosten wurden von 40 Millionen Dollar auf 21 Millionen Dollar pro Quartal reduziert. Die Margen haben sich mehr als verfünffacht. Der Cash-Burn (ohne Einmaleffekte) wurde von 32 Millionen Dollar auf 16 Millionen Dollar halbiert.“
Dem Unternehmen sei es sogar gelungen, Neuaufträge im Wert von 7 Millionen Dollar zu generieren, die zur Vertragsunterzeichnung bereit gewesen wären. Zudem habe man bereits „74% unseres Q2-Umsatzziels erreicht, obwohl das Quartal erst zur Hälfte vorbei war.“
Weitreichende Konsequenzen
Die Insolvenz hat auch Auswirkungen auf eine Vereinbarung mit AWS, bei der Builder.ai einen 50%-igen Nachlass auf überfällige Zahlungen in Höhe von 88 Millionen Dollar ausgehandelt hatte. Der Zahlungsplan sah vier Raten von jeweils 10 Millionen Dollar über die nächsten 18 Monate vor. Diese Vereinbarung wurde nun ebenfalls gebrochen.
Ratia schloss sein Memo mit den Worten: „Dies ist nicht das Ende, für das wir gearbeitet haben, und ich möchte mich aufrichtig für Ihren Glauben, Ihr Engagement und Ihre Unterstützung während der Reise bedanken.“
Builder.ai war mit seinem Versprechen angetreten, mithilfe von KI die Entwicklung kundenspezifischer Apps zu vereinfachen und zu beschleunigen. Das Unternehmen arbeitet nun mit Insolvenzverwaltern zusammen, um den Übergang geordnet zu gestalten und verbleibende Werte zu schützen.