Analyse

Wie Open-Source-KI aus China still und heimlich den Westen erobert

KI "Made in China". © ChatGPT via Trending Topics
KI "Made in China". © ChatGPT via Trending Topics
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In den Schlagzeilen dreht sich zwar alles um OpenAI, Google und manchmal xAI oder Anthropic – doch weitgehend unbemerkt davon machen sich weltweit immer mehr chinesische KI-Alternativen breit. Seit dem DeepSeek-Schock vom Jänner 2025 ist zwar klar, dass AI-Modelle aus Fernost mit den US-amerikanischen Vorreitern mithalten können, jedoch: Auf die Fahnen schreibt sich kaum jemand, dass in seiner Software „AI made in China“ am Werk ist.

Umso bemerkenswerter ist, dass kürzlich Brian Chesky, Mitbegründer und CEO der in San Francisco ansässigen Unterkunfts-Plattform, sagte, dass Airbnb „stark“ auf die Qwen-Modelle von Alibaba angewiesen sei, um seinen KI-gesteuerten Kundenservice zu betreiben. ChatGPT von OpenAI sei hingegen für die Anforderungen von Airbnb noch nicht „ganz ausgereift“, das Qwen-Modell dafür „sehr gut“ und „außerdem schnell und günstig“.

Relativ zeitgleich sagte auch Martin Casado, Partner bei a16z, dass das Gros der Startups die sich bei dem Silicon-Valley-VC bewerben, auf chinesische AI bauen würden. „Ich würde sagen, dass sie zu 80 % ein chinesisches Open-Source-Modell verwenden“, sagte Casado zu The Economist.

Chinas KI-Power zeigt sich in Rankings

Während bei den dominierenden KI-Modellen aus den USA (OpenAIs GPTs, Googles Gemini und Anthropics Claude) proprietäre Geschäftsmodelle vorherrschen, haben Chinas KI-Unternehmen mehrheitlich den Open-Source-Weg gewählt. Das geht mittlerweile so weit, dass etwa bei Hugging Face, einer Plattform für AI-Modelle, die be Entwicklern im Trend liegenden LLMs von chinesischen Herstellern dominieren, während US-amerikanische oder europäische Player wie Meta, OpenAI oder Mistral (die ebenfalls Open-Source-Modelle anbieten), eine untergeordnete Rolle spielen.

Auch ein Blick in die Charts von Artificial Analysis zeigt sehr deutlich: Open-Source-KI wird mittlerweile ganz klar von China dominiert, lediglich OpenAI kann mithalten – und hier liegt die Vermutung nahe, dass GPT-OSS-120B und sein kleiner Bruder GPT-OSS-20B lediglich veröffentlicht wurden, um auf den Druck von DeepSeek, Alibabas Qwen oder aufstrebenden Startups wie Moonshot AI (Kimi K2) und Z.AI (GLMs) eine Antwort zu haben.

Zwar haben neben OpenAI vor allem auch Meta (Llama), Microsoft (Phi) oder Google (Gemma) „offene“ KI-Modelle am Markt, jedoch scheinen diese kaum vom Fleck zu kommen. Dem Vernehmen nach haben Alibabas Qwen-Modelle jene von Meta bereits bei jenen abgelöst, die gerne Open Source bei sich einsetzen.

Offizielle Statistiken gibt es nicht, aber aus Presseaussendungen und Aussagen von C-Level-Mitarbeitern lässt sich rekonstruieren, wie sich Chinas Open-Source-KI mittlerweile verbreitet hat.

Hersteller Alibaba DeepSeek Moonshot AI Z.ai MiniMax
AI Modelle Qwen 3

Qwen 2.5

DeepSeek R1

DeepSeek V3.1
Deepseek V3.2

Kimi K2 GLM-4.6

GLM-4.5

MiniMax M1

MiniMax Speech
MiniMax Video
MiniMax Music

Lizenzen Apache 2.0 MIT proprietär MIT Apache 2.0
User/
Partner
Airbnb

AstraZeneca
MediaTek

OpenRouter

HuggingFace

Together.ai

Perplexity

Microsoft

AWS

HuggingFace

OpenRouter

Together.ai

Vercel

Groq

OpenRouter

HuggingFace

ChatMaxima

Together.ai

 

OpenRouter

HuggingFace

Vercel

Aurora Mobile

Together.ai
fal.ai
FreepikKapwing

OpenRouter

HuggingFace

Eden AI

Bestes Ranking bei LMArena 3 11 11 18 56

AstraZeneca setzt Qwen-KI von Alibaba ein

Neben Airbnb dürfte aktuell der schwedisch-britische Pharmakonzern AstraZeneca der bekannteste Anwender von chinesischer Open-Source-KI sein. AstraZeneca wurde im Zuge der Corona-Pandemie weltweit als einer der führenden Hersteller eines COVID-19-Impfstoffs bekannt; mit einer Marktkapitalisierung von fast 260 Milliarden Dollar ist das Unternehmen der fünft größte Pharma-Riese der Welt (vor Novartis und Novo Nordisk) und das sechst wertvollste Unternehmen Europas.

AstraZeneca hat gemeinsam mit Alibaba Cloud das branchenweit erste System zur Erstellung von Berichten über unerwünschte Arzneimittelwirkungen entwickelt, das auf dem Tongyi Qwen LLM und dem Dedicated Model Studio basiert. Das System integriert AstraZenecas private Wissensdatenbanken mit öffentlichem medizinischen und pharmakologischen Wissen und ermöglicht es Forschern, Dokumente einzugeben, woraufhin automatisch Berichte generiert werden, die nur noch eine menschliche Überprüfung und minimale Bearbeitungen benötigen.

Durch das private Cloud-Deployment soll der Datenschutz gewährleistet bleiben, während gleichzeitig die Skalierbarkeit und Stabilität der Cloud-Lösung genutzt werden kann. Die Implementierung hat die Genauigkeit der Berichte von 90% auf 95% erhöht und die Effizienz bei der Erstellung um 300% gesteigert, da das System große Mengen medizinischer Literatur schnell durchsuchen und entsprechend den Anforderungen formatieren kann, berichten die beiden Unternehmen.

Verbreitung via HuggingFace, OpenRouter und Together.ai

Dass sich chinesische Open-Source-Modelle nunmehr nicht nur am Heimatmarkt, sondern auch im Westen immer weiter verbreiten, passiert nicht alleine aus eigener Kraft; vielmehr helfen US-amerikanische Unternehmen tatkräftig dabei. Die Cloud-Riesen Microsoft und Amazon Web Services haben nach dem DeepSeek-Einschlag Anfang 2025 – wohl um die entsprechende Nachfrage zu decken – DeepSeek-Modelle ins Angebot aufgenommen.

Parallel dazu kann man die chinesische (Open Source-)KI mittlerweile auch sehr einfach über US-Plattformen wie HuggingFace, OpenRouter oder Together.ai beziehen – dabei handelt es sich um wichtige Anlaufstellen für Entwickler, die LLMs nutzen wollen und Wege suchen, diese einfach, schnell und günstig in ihre Web-Services oder Apps zu verbauen.

Der wichtigste Grund aber, warum sich chinesische KI derzeit größter Beliebtheit erfreut, ist denkbar einfach: Sie funktioniert einfach gut. Den Charts der bekannten LMArena zufolge stammt das beste Text-to-Image-Modell von Tencent (Hunyuan), die zweitbeste Bildbearbeitungs-KI von Bytedance (Seedream) und die viertbeste Coding-AI von Z.ai (GLM-4.6). Im KI-Bereich passiert also Ähnliches wie bei Smartphones oder Autos – „Made in China“ wird längst nicht mehr belächelt.

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