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Die Kryptokristallkugel: Diese Meilensteine kann Bitcoin 2024 erreichen

© David Visnjic / Trending Topics
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2024 kommt der nächste Bullrun – so würden es alle, die Kryptowährungen besitzen, gerne sehen. Tatsächlich scheint der Krypto-Sektor aus dem Winter wieder aufzuwachen, aber viele Unsicherheiten bleiben. Sind 2024 die bislang unerreichten 100.000 Dollar für Bitcoin drinnen? Das hängt von vielen Faktoren ab.

Dieses Interview ist im neuesten Trending Topics-Magazin „A Trip to Tomorrow“ erschienen.

Faktor 1: Das Bitcoin Halving

Es ist eines der ganz wenigen Geschehnisse, die unweigerlich vorprogrammiert sind: das Bitcoin Halving. Der Code der wichtigsten Blockchain sieht vor, dass alle vier Jahre oder 210.000 Blöcke die Belohnung für die Bitcoin-Miner halbiert wird. Bisher bekommen sie für jeden berechneten Block 6,25 BTC, ab Mitte April 2014 werden es dann nur 3,125 BTC pro Block sein. Insgesamt bedeutet es, dass dann nur mehr etwa 450 neue Bitcoin pro Tag anstatt wie bisher 900 entstehen – das Angebot an neuen Krypto-Coins wird knapper.

Nun kann man spekulieren: Sinkendes Angebot bei vielleicht steigender Nachfrage nach dem Krypto-Gold? Das könnte ein Preistreiber sein. Der Blick in die Vergangenheit zeigt: Nach den Halvings 2012, 2016 und 2020 gab es jeweils zeitverzögert deutliche Preisanstiege des Bitcoin. Doch das heißt nicht, dass man daraus auf die Zukunft schließen sollte. Denn zum einen wurden die Wachstumsschübe nach den Halbierungen über die Jahre kleiner, und zum anderen wirken immer stärker auch andere Kräfte als bloß eine technische Regel auf den BTC-Kurs ein.

Das sieht man etwa am berühmt-berüchtigten Stock-to-Flow-Modell (S2F-Modell), das Bitcoiner:innen gut kennen. Das Modell des Krypto-Influencers Plan B geht davon aus, dass der BTC-Preis sich aus dem Verhältnis der Anzahl der auf dem Markt verfügbaren Bitcoins („Stock“)  zu der jährlich produzierten Menge an neuen Bitcoins („Flow“) ergibt. Die These: Weil alle vier Jahre das Halving stattfindet, verknappt sich die Menge an neu verfügbaren BTC, und der Preis geht im Vier-Jahres-Rhythmus nach oben. Das Stock-to-Flow-Modell (S2F) liegt aber nicht immer richtig. Zwar bildete es in der Vergangenheit die Aufwärtsbewegungen von Bitcoin nach den Halvings immer recht gut ab, jedoch liegt die Preisvorhersage seit Mai 2022 deutlich daneben.

„Es trägt natürlich zur gesamten positiveren Erwartungshaltung der Märkte bei. Werden wir einen Kurssprung an dem Tag sehen? Vermutlich nicht, weil die Finanzmärkte das natürlich antizipieren, aber es ist ein Trend, der sicherlich positiv sein kann“, sagt etwa Lukas Enzersdorfer-Konrad, stellvertretender CEO beim Wiener Krypto-Unicorn Bitpanda. Bedeutet: Weil jede:r weiß, dass das Halving kommen wird, kann schon heute jede:r seine Investment-Strategie danach ausrichten. Gut möglich also, dass das Halving längst eingepreist ist.

Faktor 2: Krypto-ETFs

Wer sich noch an den großen Coinbase-Börsengang im April 2021 erinnern kann, der kann sich sicher auch an die vielen Stimmen erinnern, die sagten: „Jetzt ist Crypto an der Wall Street angekommen!“ Damals hatte der IPO der wichtigsten Krypto-Firma der USA dazu beigetragen, dass Bitcoin auf mehr als 60.000 Dollar kletterte. Dann, im November 2021, als ziemlich gute Stimmung an den Börsen nicht nur Tech-Aktien, sondern eben auch Krypto-Werte beflügelten, schließlich das bisherige Allzeithoch: Bitcoin erreichte 68.789 Dollar. Dann folgten US-Zinswende, der Terra/LUNA-Crash und schließlich der FTX-Skandal, und Bitcoin stürzte bis Ende 2022 auf weniger als 17.000 Dollar ab. Tiefster Krypto-Winter.

Doch 2024, so erwarten es sich viele in der Krypto-Industrie und darüber hinaus, könnte wieder die Sonne scheinen für die digitalen Coins. Denn wenn es die US-Börsenaufsicht SEC zulässt, könnte der Bitcoin den ganz großen Auftritt an der Wall Street haben. Und zwar nicht in Form einer Coinbase-Aktie, sondern in Form eines ETFs. Solche börsengehandelten Fonds (Exchange Traded Funds) können nicht nur etwa Bündel von Aktien abbilden, sondern auch Bitcoin. In Europa gibt es an der Amsterdamer Börse einen solchen Bitcoin-Spot-ETF längst, aber das hat wenig Bedeutung – erst, wenn die Wall Street in solche ETFs investieren kann, dann kann es richtig knallen.

In den USA sind Finanzgrößen wie BlackRock, Fidelity, VanEck oder Franklin Templeton angetreten, um Bitcoin-ETFs anbieten zu dürfen. Noch im Dezember sperrte sich die US-Börsenaufsicht, die mit Kryptowährungen generell hart ins Gericht geht. Doch Bitcoin-Fonds können wesentlich dazu beitragen, dass die Kryptowährung im finanziellen Mainstream ankommt. Anstatt selbst BTC kaufen und verwahren zu müssen, können Privatkunden wie große Institutionen dann in einen ETF investieren – und müssen sich dann etwa nicht darum kümmern, ob die Private Keys zu den Coins eh sicher gespeichert sind.

„Es ist sicher auch für viele, vor allem Unternehmen, ein Vehikel, wodurch sie eben auch in Bitcoin investieren können. Aktuell gibt es viele steuerliche und auch regulatorische Hindernisse für große Firmen, in Bitcoin zu investieren und ein ETF macht das dann sehr, sehr einfach. Er wird an der Börse getradet und damit können dann auch sehr viel mehr Marktteilnehmer in diesen Markt einsteigen und vom Preis profitieren“, sagt Daniel Winklhammer, CEO und Gründer von 21bitcoin.

Doch wird das auch passieren, wenn die Bitcoin-ETFs verfügbar sind? „Ich bin der Meinung, dass Spot ETFs alleine nicht genug sind, um einen neuen Bullenmarkt in der Bitcoin-Welt zu starten. Wenn ich mir den aktuellen Kryptomarkt anschaue, sehe ich Ähnlichkeiten zur Dotcom-Blase der späten 1990er Jahre. Zwar könnten ETFs als Katalysator wirken, besonders wenn Schwergewichte wie BlackRock beginnen, sich Kryptowährungen zu nähern, ohne sie direkt zu halten“, sagt Ed Prinz, Mitgründer und Geschäftsführer von loob.io, einem digitalen Marktplatz für Krypto-Assets, und Präsident der gemeinnützigen Organisation DLT Austria. Jedoch solle man die Rechnung nicht ohne Kleinanleger:innen machen – und die leiden derzeit stark unter der Inflation und haben schlichtweg weniger Geld zum Anlegen. Generell sei die sache komplexer: Wirtschaftliche Verwerfungen in China, Ukraine-Krieg, Gaza-Krieg und so weiter – all diese Ereignisse beeinflussen auch, wie wer wo investiert. „All diese Entwicklungen, gekoppelt mit wirtschaftlichen Herausforderungen wie hoher Inflation und steigenden Zinssätzen in vielen Ländern, tragen zu einem Klima der Unsicherheit bei, welches Investitionsentscheidungen weltweit beeinflussen kann“, so Prinz.

Faktor 3: MiCA-Regulierung

Womit man neben dem Bitcoin Halving 2024 jedoch fix rechnen kann, ist die MiCA. Die „Markets in Crypto Assets“-Regulierung der EU wird gegen Ende 2024 damit beginnen, mit dem Wilden Westen der Krypto-Industrie aufzuräumen. Dann wird es Regeln geben, welche Firmen auf eine Blacklist kommen, welche Token welche Vorschriften erfüllen müssen, wer unter welchen Voraussetzungen Stablecoins anbieten darf, und welche Öko-Labels welche Kryptowährungen bekommen. Und am wichtigsten: MiCA wird auch definieren, welche Crypto Asset Service Providers (CASPs) eine EU-weite Lizenz bekommen und welche nicht. Um diese MiCA-Lizenzen ist nun ein echtes Wettrennen ausgebrochen.

Gegenüber Trending Topics haben bereits zwei österreichische Krypto-Unternehmen, das Startup 21bitcoin und das Fintech-Unicorn Bitpanda, bekannt gegeben, dass sie sich eine MiCA-Lizenz holen werden. Die MiCA-Lizenz vereinheitlicht und harmonisiert den regulatorischen Rechtsrahmen. „Sobald du eine MiCA-Lizenz in Österreich von der FMA erhalten hast, kannst du die dann auch in andere Länder passporten. Das heißt, du hast ein vereinfachtes Verfahren und kannst dann mit deiner MiCA-Lizenz zum Beispiel nach Deutschland zur BaFin gehen und solltest innerhalb von zwei Wochen dann auch dort eine Lizenz erhalten und dein Produkt anbieten können“, so Winklhammer von 21bitcoin. Sein Startup könne den Bitcoin-Kauf via App dann nicht nur im kleinen Österreich, sondern im gesamten EU-Markt mit fast 450 Millionen Menschen anbieten. „Das ist ein großer Unterschied. Der andere Unterschied ist: Die Auflagen sind natürlich viel, viel höher. Es gibt jetzt Eigenkapitalanforderungen. Du musst ein gewisses Eigenkapital immer zu jeder Zeit zur Verfügung halten. Du hast mehr Transparenzanforderungen und einige interne Risk- und Compliance-Anforderungen, die jetzt noch dazukommen“, so Winklhammer weiter.

Auch Bitpanda, das bereits in vielen EU-Ländern Einzellizenzen hat, wird sich die MiCA-Lizenz holen. „Wir sind überzeugt davon, dass MiCA langfristig nicht nur mehr Klarheit und Sicherheit für den Verbraucher bringt, sondern auch, dass es Krypto als Asset-Klasse für die Finanzindustrie öffnet. In ganz Europa, in Deutschland, in Frankreich, in Österreich wird es immer relevanter, dass sich Banken damit auseinandersetzen, wie sie Krypto ihren Kunden anbieten können, wie sie Verwahrung für Krypto-Assets anbieten können und wie sie tokenisierte Assets entsprechend abwickeln. Das wird mit der MiCA-Lizenz stark kommen“, so Lukas Enzersdorfer-Konrad von Bitpanda. „Wir haben definitiv das ambitionierte Ziel, eines der ersten, wenn nicht sogar das erste Unternehmen mit einer MiCA-Lizenz in Europa zu sein, und wir haben sicherlich sehr gute Voraussetzungen dafür.“

Nach den Skandalen rund um zwei der größten Krypto-Börsen der Welt – Binance und FTX – braucht die Krypto-Industrie vor allem eines zurück: Vertrauen. Mit den MiCA-Lizenzen könnten Firmen, die unter diesen Skandalen ebenfalls litten, dieses 2024 zurückgewinnen.

Faktor 4: Leitzinsen

Nun wird es wieder sehr spekulativ. Aber: 2024 könnte passieren, dass die Zentralbanken – also insbesondere die Federal Reserve in den USA, aber auch die EZB in Frankfurt – die Leitzinsen wieder senken. Diese wurden ja ab März (USA) bzw. Juli 2022 (Eurozone) erstmals nach fast einer Dekade der Null-Zins-Politik zur Bekämpfung der hohen Inflation (COVID lässt grüßen) angehoben. Mit ordentlichen Verwerfungen. Denn zuerst merkten es die Tech-Werte, dass die Ära des billigen Geldes vorbei ist, und stürzten schnell ab, als Ende 2021 bekannter wurde, dass die Zinswende kommt. Auch Bitcoin und die anderen Krypto-Assets blieben davor nicht gefeit. Nach dem Allzeithoch im November 2021 ging es mit BTC und Co schnell bergab, und zwar noch bevor der Terra/LUNA-Crash und dann der FTX-Skandal die Branche in den Staub warfen.

Nun aber haben die USA und teilweise Europa die Inflation wieder halbwegs in den Griff bekommen. Das veranlasst Ende November 2023 etwa Fed-Governor Chris Waller zu Äußerungen, dass es Grund für Zinssenkungen in den nächsten Monaten gebe, wenn sich die Inflation weiter so nach unten entwickele. Alleine solche Aussagen reichen der weiter volatilen Krypto-Industrie, um Preise zu treiben – Bitcoin strebte Ende November auf sein Jahreshoch von 38.000 Dollar.

Womit wir dann auch bei der Conclusio wären: Preisvorhersagen von Bitcoin sind stets mit großer Unsicherheit behaftet und müssen zahlreiche Einflussfaktoren berücksichtigen. Was aber weiter klar ist: Sei es das anstehende Halving, erwartete Bitcoin-ETFs, die kommende MiCA-Lizenz oder mögliche Leitzinssenkungen – der Bitcoin-Preis wird massiv durch Storytelling getrieben. Und auch dazu gibt es im Krypto-Universum einen schönen Leitsatz, den viele befolgen: „Buy the rumours, sell the news.“

Dieses Interview ist im neuesten Trending Topics-Magazin „A Trip to Tomorrow“ erschienen.

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