Ecosia und Qwant: Europäischer Suchindex als Alternative zu Google und Bing

Die Suchmaschinenanbieter Ecosia aus Deutschland und Qwant aus Frankreich nehmen einen großen Schritt in Richtung digitaler Unabhängigkeit. Beide Unternehmen beginnen, Suchanfragen über ihren gemeinsam entwickelten Web Search Index namens Staan zu beantworten. Der Projekt wird unter dem Schirm des gemeinsamen Joint Venture European Search Perspective (EUSP) realisiert.
„Bisher laufen alle Suchmaschinen, die es gibt, auf Bing oder Google, also auf US-Technologie“, so Christian Kroll, Geschäftsführer von Ecosia. „Das funktioniert gut, solange wir uns mit den Amerikanern gut verstehen.“ Die Entwicklung eines europäischen Suchindex gewinnt vor dem Hintergrund geopolitischer Unsicherheiten an Bedeutung. „Wenn Trump sagen würde, den Europäern geben wir jetzt mal keinen Zugang mehr zu unseren Suchtechnologien, dann müssten wir in Deutschland und Europa aktuell einfach zurück zu Telefonbüchern. Wir haben nichts. Wir haben bei solchen Technologien einfach keine Alternativen“, warnt Kroll.
Der neue Suchindex soll nicht nur die europäische Abhängigkeit von US-Technologie verringern, sondern auch eine datenschutzfreundlichere Alternative bieten. Qwant nutzt den Index bereits für KI-gestützte Zusammenfassungen von Suchergebnissen, während Ecosia plant, bald ähnliche KI-Funktionen einzuführen.
Kostengünstige Alternative für KI-Anwendungen
EUSP verhandelt derzeit mit Unternehmen, um die Verbreitung seines Index für die Suche innerhalb von Apps zu fördern. Besonders im Visier stehen Chatbots, wobei Staan als kostengünstigere Alternative zu Google und Bing positioniert wird. „Unser Index kann tiefgehende Recherchen und KI-Zusammenfassungsfunktionen ermöglichen.“ Die Lösungen von Google und Bing seien zudem teuer. „Unser Index kann leistungsstarke Suchfunktionen zu einem Zehntel der Kosten anbieten“, sagt Kroll.
Die Fortschritte fallen aktuell unterschiedlich aus: „Der französische Index bei Qwant ist bei 50 Prozent, die Hälfte der Suchergebnisse werden dort also aus unserem Index geliefert“, sagt Kroll. In Deutschland liege der Anteil bei 33 Prozent, doch die Ziele bleiben amitioniert: „100 Prozent wird schwierig, weil es gewisse Suchbegriffe gibt, die wir noch nie gesehen haben. Aber das sind die letzten zehn Prozent. Die 90 Prozent kriegen wir schon mal ganz gut abgedeckt.“
Der unabhängige Suchindex spielt auch für die europäische KI-Entwicklung eine entscheidende Rolle. „Inzwischen ist klar, dass man ein gut indiziertes Web braucht, um KI-Anwendungen zu bauen“, betont Kroll. „Das heißt, wenn wir mit KI in Europa irgendetwas machen wollen, ist das einer der Kernbausteine.“