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EY Scale-up Community Lounge: Wie Gründer:innen durch die Poly-Krise steuern

© EY/PoV
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Es sind die zwei großen Fragen, die die Gründer:innen Österreichs dieser Tage schwer beschäftigen: Wie schaffen wir es durch die Wirtschafts- und Energiekrise, die von Downrounds, zurückhaltenden Investor:innen und schwierigem Marktumfeld geprägt ist? Und die wahrscheinlich noch größere Frage: Wie bewältigen wir die Klimakatastrophe, und welche Strategien und Technologien sind dafür wirklich sinnvoll?

Bei der EY Scale-up Community Lounge, die im Vienna AirportCity Space am Flughafen Schwechat stattfand, widmeten sich zwei hochkarätige Panels genau diesen großen Fragen. Vor mehr als 1n0 geladenen Gästen diskutierten im ersten Panel unter dem Titel „How to Scale in a Storm“ Petra Dobrocka (byrd, Co-Founder & CCO), Sander van de Rijdt (PlanRadar, Founder & CEO), Stephanie Biebel (Growth Mastery, Founder) und Patrik Cesky (Erste Private Capital GmbH, Senior Investment Manager) mit Moderator Dusan Todorovic vom Austria Wirtschaftsservice darüber, wie Wachstum trotz Krise funktioniert.

Investor:innen: „180-Grad-Drehung hin zu Profitabilität“

„Ab der Series B-Runde ist es jetzt deutlich schwieriger geworden, hohe Finanzierungsrunden aufzustellen. Hier müssen Unternehmen erst in die hohen Bewertungen reinwachsen. Doch im Early-Stage-Bereich ist noch jede Menge Kapital verfügbar“, so Sander van de Rijdt von PlanRadar, dem Scale-up des Jahres 2022. „Fonds haben in der Krisenzeit noch und nöcher Geld eingesammelt, das sie jetzt verteilen müssen. Für sie ist es nach Krisenjahren außerdem von Vorteil, zu investieren, da sie hier sehr billig einkaufen können. Somit können Jungfirmen auf jeden Fall immer noch Wachstumskapital einsammeln, auch wenn Investor:innen mittlerweile etwas anders auftreten.“

Auch beim Wiener Logistik-Scale-up byrd, das 2022 50 Mio. Euro holte, ist man sich eines Umschwungs am Markt weg von Hyperscaling hin zu Profitabilitätsstreben bewusst. „Im Bereich der VCs findet derzeit eine vor allem in Bezug auf größere Unternehmen eine große Veränderung statt. Zuvor haben Investor:innen vor allem nach Wachstum gesucht und Firmen nach dem entsprechenden Potenzial bewertet“, so Petra Dobrocka von byrd. „Doch durch die Krise findet nun eine 180-Grad-Drehung hin zu einem Fokus auf Profitabilität statt. Je größer das Unternehmen, desto länger dauert es, diesen Pivot in der Geschäftsstrategie umzusetzen. Viele Firmen konzentrieren sich nämlich seit Jahren auf das Wachstum.“

Besonders gefordert in der Krise sind die Sales-Teams von Scale-ups, denen es oft viel schwerer fällt, die ohnehin hoch gesteckten Ziele zu erreichen. „Speziell bei Sales ist die Krise schon deutlich spürbar, denn immer mehr Startups melden, dass ihnen Deals wegbrechen. Das sorgt bei den Teams, die wir beraten, oft für hohen Stress“, so Stephanie Biebel, Gründerin von Growth Mastery. „Es geht so weit, dass wir einigen Jungfirmen schon von Individualzielen an einzelne Seller abraten. Stattdessen sollen sie sich auf Teamziele konzentrieren, um die psychische Belastung für Seller zu reduzieren.“

„Aufgrund des aktuellen wirtschaftlichen Ausblicks hat die Sicherstellung der Liquidität für die nächsten 18 bis 24 Monate oberste Priorität. Hier müssen Gründer:innen offen für Bridge-Finanzierungen sein, auch wenn es nicht immer möglich ist, die bestehenden Bewertungen zu übertreffen. Auch alternative Finanzierungsquellen wie Venture Debt und Revenue Based Financing können hier ein wichtiger Schlüssel zum langfristigen Erfolg sein“, sagte Patrik Cesky von Erste Private Capital. „Nur mit dieser Sicherheit kann man sich voll auf das operative Unternehmenswachstum fokussieren, Schlüsselmitarbeiter:innen halten und Massenentlassungen, wie man sie zuletzt leider oft beobachten konnte, vermeiden.“

EY Scale-up Award 2022: PlanRadar ist „Scale-up des Jahres“

„Greenwashing ist gut“

Das zweite Panel ging der Frage auf den Grund, warum die nächsten Unicorns ziemlich sicher grün sein werden – und wie Scale-ups mit der Klimakatastrophe umgehen sollen. Am Panel diskutierten dazu Walter Kreisel (CEO, Co-founder Neoom), Meinhard Platzer (CEO LGT Bank), Peter Windischhofer, (CEO & Founder, refurbed) und Tanja Spennlingwimmer (Geschäftsfeldleiterin Entrepreneurship, Intellectual Property und Deep Technologies, Austria Wirtschaftsservice) – und da ging es nicht mehr nur um Scale-ups, sondern um Grundsätzliches wie den Green Deal der EU, um die Tauglichkeit von ESG-Kriterien und die große Frage: Verzicht oder Tech?

„Der Green Deal in Europa ist eigentlich ein langfristiger Migrationsstopp. Menschen aus Afrika werden millionenweise, vielleicht sogar milliardenweise nach Europa kommen, wenn die Klimakrise im globalen Süden eskaliert, vor allem weil die Effekte in Europa viel geringer sein werden. Wir werden also eine Flüchtlingskrise aufgrund der von uns geschaffenen Treibhausgasemissionen erleben, wenn wir diese nicht eindämmen, wo es nur geht“, so Walter Kreisel, CEO von Neoom, dessen Firma sich 2021 in einer Finanzierungsrunde 11 Mio. Euro sicherte. „Greenwashing ist gut, denn jedes Unternehmen, das auch nur einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit macht, kommt daraus nicht mehr heraus. Es gibt beispielsweise heute keine Startups mehr, die nicht auf Greentech setzen.“

„Neue, innovative Technologien spielen bei Europas Green Deal eine große Rolle. Die wichtigsten Vorreiter sind hier immer die Startups. Sie sind oft viel schneller und agiler als etablierte Unternehmen, wodurch sie ihre Ideen schnell umsetzen können,“ sagte Tanja Spennlingwimmer von der aws. „Österreich muss ihnen mit finanzieller Hilfe zur Seite stehen. Wir zahlen jährlich bereits zwei Milliarden Euro, um Klimaschäden zu bekämpfen. Damit das nicht noch mehr wird, müssen wir die Schäden in Zukunft verhindern, und genau hier sind Startups ganz zentral.“

„Es braucht eine CO2-Steuer für wirklich jedes Produkt“

Neben dem Thema Finanzierung ist die CO2-Reduktion sowie die Besteuerung zentrales Thema der Diskussion gewesen. „Es braucht eine CO2-Steuer für wirklich jedes Produkt, und zwar so bald wie möglich. Denn die Menschen ändern sich nicht, sie werden sich ohne massive finanzielle Incentives ihr Verhalten nicht nachhaltiger verhalten. Sobald der Preis nach oben geht, ist den meisten Menschen Nachhaltigkeit egal“, so Peter Windischhofer, Mitgründer von refurbed, das 2021 eine Finanzierungsrunde von 45 Mio. Euro machte. „Deswegen muss so eine Steuer für alles gelten. Es kann nicht sein, dass Fleisch billiger ist als pflanzliche Alternativen, oder das Flüge weniger kosten als Zugfahrten.“

„Alleine der Verzicht bei Verbraucher:innen wird nicht ausreichen, um die CO2-Emissionen unter Kontrolle zu bekommen. Wir verursachen in Österreich pro Jahr etwa 50 Milliarden Tonnen an CO2. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, hätten wir nur noch ein CO2-Budget für die nächsten zehn Jahre“, erklärte Meinhard Platzer, CEO LGT Bank. „Wir müssten mehr als das Doppelte von dem einsparen, das wir im Corona-Lockdown gespart haben. Neben Verzicht muss deshalb auch Technologie als wesentlicher Treiber der Klimawende fungieren.“

Alle Bilder © EY/PoV

 

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