Finanzministerium: KI brachte 354 Millionen Euro Mehreinnahmen ein

Das Predictive Analytics Competence Center (PACC) des österreichischen Finanzministeriums setzt künstliche Intelligenz ein, um Steuerbetrug aufzudecken. Die Spezialeinheit überprüft mit KI-gestützten Risikomodellen jährlich Millionen von Steuerfällen. Im Jahr 2024 analysierte das PACC rund 6,6 Millionen Fälle aus verschiedenen Bereichen der Steuerverwaltung und identifizierte Unregelmäßigkeiten bei Arbeitnehmerveranlagungen, Einkommens-, Körperschafts- und Umsatzsteuer. Das Ergebnis: Prüforgane der Finanzverwaltung erzielten Steuermehreinnahmen von 354 Millionen Euro.
Finanzminister Markus Marterbauer betont die Bedeutung des technologischen Fortschritts: „Ebenso wie sich betrügerische Energien ständig ändern und weiterentwickeln, muss sich auch die Betrugsbekämpfung moderner Methoden bedienen. Um Formen von Steuerbetrug zu erkennen, wollen wir in Zukunft noch mehr KI einsetzen.“ Für den Herbst kündigt er ein Steuerbetrug-Bekämpfungspaket an und unterstreicht: „Betrugsbekämpfung ist eine Frage der Gerechtigkeit. Wer betrügt, schadet nicht nur dem Staat, sondern allen ehrlichen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern.“
KI-Methoden steigern Prüfungseffizienz
Die KI-Systeme des PACC analysieren historische Daten, Finanzdaten und andere relevante Informationen, um Fälle mit hoher Wahrscheinlichkeit für Steuermehreinnahmen zu identifizieren. Dabei kommen Textmining, Machine Learning und verschiedene KI-Methoden zum Einsatz.
„Das PACC konnte mit fortschrittlichen Predictive Analytics und Machine Learning-Methoden dazu beitragen, die steuerlichen Mehreinnahmen durch Prüfungsmaßnahmen zu erhöhen bzw. natürliche und juristische Personen, die sich nicht compliant verhielten, zu identifizieren und dabei helfen, die Steuergerechtigkeit in Österreich hochzuhalten“, so PACC-Leiter Christian Weinzinger.
Ein aktueller Fall veranschaulicht die Wirksamkeit der KI-gestützten Risikoanalyse: Bei einem landwirtschaftlichen Betrieb deckte das System Unstimmigkeiten zwischen der Kfz-Zulassungsdatenbank und der betrieblichen Buchhaltung auf. Die Prüfung ergab, dass hochpreisige landwirtschaftliche Fahrzeuge nach jahrelanger Nutzung weiterverkauft wurden, ohne die Verkaufserlöse zu erfassen. Zusammen mit weiteren Bewertungsänderungen führte dies zu Abgabennachforderungen von über 300.000 Euro.
Zukunftspläne für erweiterten KI-Einsatz
Das PACC plant, seine KI-Methoden weiter auszubauen. Künftig sollen auch generative KI-Systeme mit Large Language Models zum Einsatz kommen. Weinzinger betont: „Das PACC hat zahlreiche Programme und Initiativen implementiert, um Risiken im Bereich der Steuerprüfung, Zollkontrolle und anderen relevanten Bereichen zu identifizieren.“ Die Behörde vertieft zudem die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnern.
Neben der Betrugsbekämpfung im Steuerbereich überprüft das PACC auch Compliance-Verstöße. Im vergangenen Jahr untersucht die Einheit rund 23,4 Millionen Fälle, wobei der Fokus auf zu Unrecht beantragten Beihilfen und Leistungen sowie auf der Identifikation von Scheinunternehmen liegt. Das PACC festigt anhand der Zahlen seine Position als zentrale Institution für analytische Kompetenz und Betrugsbekämpfung in der österreichischen Finanzverwaltung.
AI lukrativer als Crypto
Um die 354 Millionen Euro KI-Einnahmen in Relation zu setzen: Österreich erhielt 2024 lediglich 33,8 Millionen Euro aus Krypto-Steuern (Trending Topics berichtete). Der Betrag stellte erstmals einen eigenen Ausweisungsposten innerhalb der Steuerstatistik dar. Die Steuereinnahmen durch den Einsatz von KI waren 2024 demnach mehr als zehnmal so hoch.