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Fintechs in Europa: „Erst ignoriert, dann bekämpft, jetzt wird kooperiert“

Im Parlament wurde gestern die Innovationskraft der Finanzwelt in Europa diskutiert. © Claudio Farkasch.
Im Parlament wurde gestern die Innovationskraft der Finanzwelt in Europa diskutiert. © Claudio Farkasch

Während in den USA die Investitionen in Fintechs auf die Quote des Jahres 2013 zurückfallen, investieren Europas größte Banken stark in Fintech. Das geht aus einem Bericht von den Marktforschungsinstitut CB Insight hervor. Es wurden alle Investments seit 2012 in Vermögenswerte untersucht. Ergebnis: Europas Bankenwelt ist stark an Fintechs interessiert. Wenn die aktuelle Investitionswelle anhält, könnten in diesem Jahr rund 2,5 Milliarden Euro in die Finanz-Startups Europas fliessen. Vor allem die spanische Bank Santander ist sehr umtriebig, auch dank des 100-Millionen-Dollar starken Londoner Venture Fonds Santander InnoVentures, der seit 2014 aktiv ist. Die Hauptattraktion des Fonds war das Series E-Investment in Kabbage, einem milliardenschweren (Bewertung) Unternehmen, das durch Algorithmen, Machine Learning und das Abgleichen öffentlicher Daten Kredite an klein- und mittelständische Unternehmen vergibt.

Die Plätze zwei und drei machen UBS und Deutsche Bank unter sich aus. Beide investierten in Acadiasoft. Das Unternehmen prüft Margen, klärt Banker über neue Regulationen auf und bietet direkten Austausch für Sicherheitsbewertungen von Unternehmen. Das Blockchain-Konsortium R3 subsummiert unter einem 107-Millionen-Dollar-Investment nahezu alle Großbanken Europas. Insgesamt sind in dem Konsortium über 70 Bankhäuser weltweit engagiert. Das Konsortium könnte ein Treiber der institutionellen Blockchain-Entwicklung sein.

Die Investments der europäischen Banken im Überblick

Die Investments der europäischen Großbanken im Überblick. © CB Insights
Die Investments der europäischen Großbanken im Überblick. © CB Insights

Und in Österreich?

Die Erste Bank investiert gemeinsam mit der kroatischen Tochter Erste Croatia in ein eigenes Startup, das BeeOne. “Viele FinTechs werden die zweite, dritte Finanzierungsrunde nicht erleben werden. Nichtsdestotrotz gibt es einige wirklich Gute”, sagte Peter Bosek, Vorstand und verantwortlich für das Retail-Banking. Ein Grund, weshalb die Bank strategisch nach Kooperationspartner und Startups, die das hauseigene Online-Banking unterstützen und keine Investments anstrebt. FinTech könnten an die George-Plattform andocken und ihre Spezialdienstleistungen Kunden anbieten.

Wie das Wiener Startup predictR (Trending Topics berichtete). Ein weiterer Grund für die Strategie ist der stark regulierte europäische Markt. US-Fintechs gingen „lieber auf den asiatischen Markt“. Generell verortet Bosek auch in Europa ein baldiges Ende der Investionswelle. Die großen Investoren und VCs würden „Richtung Health und Versicherungen weiterziehen“, sagte Bosek am Rande einer Enquete im Parlament, die von Elisabeth Hakel, SPÖ-Bereichssprecherin für Startups und Fintech Austria gestern im Parlament organisiert wurde.

Harte Regeln Schuld an zurückhaltender Strategie?

Thomas Schneckenleitner, stellvertretender Abteilungsleiter bei dem FMA (Finanzmarktaufsicht) sieht noch mehr Regulierungen auf Fintechs zukommen, da die EU engere Regeln für FinTechs fordert und die in die Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung einbinden würde. Neben der Fintechs wird auch die Bargeldobergrenze in Europa neu verhandelt, was zu heftigen Reaktionen in der Bankenwelt führte. Überhaupt wird 2018 ein heißes Jahr: Die EU-Datenschutzverordnung (ab 25. Mai 2018) und eine neue ePrivacy-Verordnung (betrifft Apps, Smartphones, Kommunikation) sollen ebenfalls verabschiedet werden.

Das Wiener Kredit-Startup cashpresso freut sich über Anfragen aus der Banken-Branche. CEO Daniel Strieder sieht die Chancen in der starken Kundenstruktur der Banken und deren Erfahrung: “Wir treiben die Banken nicht vor uns her, wir nehmen sie an der Hand“. Er freut sich über die Rolle als Innovationstreiber in der Finanzwelt: „“Fintechs wurden zuerst ignoriert, dann bekämpft, jetzt wird kooperiert.”

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