Gastbeitrag

Future{hacks}: Proof beats Deepfake: Blockchain als Security Layer im KI-Zeitalter

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Markus Kirchmaier ist Prokurist & Partner bei LEAN-CODERS und beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem IT-Arbeitsmarkt sowie modernen IT-Systemen und technologischen Entwicklungen.

Warum der nächste Betrugsversuch nicht an Firewalls, sondern an Mathematik scheitern muss?

Generative KI fälscht heute Stimmen, Gesichter und sogar Live-Videos so überzeugend, dass klassische „Augen-auf“-Kontrollen verpuffen. Europol verzeichnete 2025 einen Sprung um 280 Prozent bei Deepfake-CEO-Betrugsfällen. Jede perfekt kopierte Anweisung kann Millionen bewegen.

Genau hier rückt eine lange unterschätzte Technologie in den Vordergrund: die Blockchain als dezentrales Logbuch. Ein Deepfake kann das Gesicht des Chefs imitieren, aber keinen kryptografischen Fingerabdruck verändern, den viele unabhängige Knoten gemeinsam versiegelt haben. Gartner führt deshalb „Authenticity Infrastructure“ unter die Top-Tech-Trends 2025. Nach Angaben der Linux Foundation laufen außerdem weltweit bereits 320 produktive Hyperledger-Netze, davon 70 Prozent ohne eigene Token, aber alle mit demselben Ziel: fälschungssichere Beweisketten über Unternehmensgrenzen hinweg.

„CIOs fragen heute abseits vom privaten Gebrauch kaum noch nach Coins, aber täglich nach einem dezentralen Log, das Deepfake-Angriffe sofort entlarvt.“ – Daniel Winklhammer, Blockchain-Experte, CEO & Co-Founder 21bitcoin

Ein kurzer Technik-Kompass

Eine Blockchain speichert Datensätze in Blöcken, die über Hashes miteinander verkettet sind. Wird ein einzelner Eintrag manipuliert, ändert sich sein Hash, und dieser Bruch propagiert sich in Echtzeit auf allen anderen Knoten. Jeder Teilnehmer erkennt die Abweichung sofort. Der kompromittierte Block wird isoliert und gesperrt, bevor Schaden entsteht. Der Zeitstempel entsteht dezentral, sodass niemand heimlich rückdatieren oder Transaktionen löschen kann.

Proof-of-Work oder Proof-of-Stake?

Beim klassischen Proof-of-Work (PoW) belegen Miner den nächsten Block mit nachweisbarer Rechenarbeit. Das kostet Energie, liefert jedoch maximale Unabhängigkeit, weil niemand die Verteilung der Hash-Power zentral steuert. Proof-of-Stake (PoS) vergibt das Blockrecht an die größten Anteilseigner: energieärmer, dafür potenziell konzentrierter. In Konsortien mit klaren Regeln genügt PoS. Dort, wo absolute Zensurresistenz verlangt wird, behält PoW die Nase vorn.

„PoW ist digitales Siegelwachs: Energie wird in echte Fälschungssicherheit verwandelt. Keine KI kann gleichzeitig die Hash-Verknüpfungen neu berechnen und die Mehrheit der Knoten synchron manipulieren – Konsens und Zeitstempel würden den Eingriff sofort offenlegen.“ – Daniel Winklhammer, Blockchain-Experte, CEO & Co-Founder 21bitcoin

Blockchain ergänzt also klassische Datenbanken um einen Authentizitätsstempel, der auch ausgefeilte KI-Fälschungen entlarvt.

Wenn der Beweis bereits Realität ist

Catena-X (Automotive EU): Seit 2025 stempeln acht OEMs (Erstausrüster) und mehr als 2.000 Zulieferer jedes Bauteil mit einem Hash, den alle Mitglieder verifizieren. Bosch meldet 17 Prozent weniger Rückläufer, und die CO₂-Historie erfüllt kommende Lieferkettenauflagen. Der Haken: Tier-3-Zulieferer zögern wegen Node-Kosten und ohne sie bleiben Nachweislücken. Gelingt es der Branche, auch das letzte Glied zuverlässig anzubinden?

MediLedger / DSCSA (Pharma USA): Seit November 2024 muss jede Seriennummer verschreibungspflichtiger Medikamente on-chain nachverfolgt werden. Die FDA prüft Packungen in Sekunden. Deloitte sieht die Fälschungsquote im Parallelhandel um 35 Prozent sinken. Kleinere Distributoren kämpfen jedoch mit Integrationskosten und sensible Preisdaten liegen weiter off-chain. Ist das System robust genug, um die gesamte Lieferkette dauerhaft abzusichern?

IBM Food Trust – „Blockchain light“: Viele Händler laden hier nur Tagesexporte ihrer ERP-Daten hoch. Die Chain beweist so lediglich, dass eine Datei existierte, nicht aber, dass der Salat wirklich vom angegebenen Feld stammt. Kann ein Netzwerk ohne flächendeckende Teilnahme jemals mehr sein als teures CSV-Hosting in modischer Verpackung?

Wann lohnt sich Blockchain wirklich?

Eine dezentrale Kette zahlt sich nur aus, wenn mehrere Bedingungen ineinandergreifen. Zuerst stellt sich die Frage, ob Aufzeichnungen über Jahre absolut unveränderbar bleiben müssen, etwa wegen regulatorischer Beweispflichten. Daran schließt sich die Überlegung an, wie viele eigenständige Unternehmen tatsächlich in derselben Datentabelle arbeiten. Je mehr Parteien beteiligt sind, desto schwerer wird es, einem einzigen „Master“ zu vertrauen, und desto wertvoller wird ein gemeinsam verwalteter Zeitstempel.

Gleichzeitig sollte man realistisch einschätzen, welches Betrugspotenzial generative KI in den Prozess bringt. Wo Deepfake-Rechnungen eine echte Gefahr darstellen, braucht es ein technisches Nein, das keine imitierte Stimme umgehen kann. Und schließlich muss das Ökosystem klären, wie viel gemeinschaftliche Governance es tragen will. Ein Konsortium, dessen Mitglieder sich kennen, profitiert von einem stromsparenden Proof-of-Stake-Netz. Wer dagegen absolute Zensurresistenz erwartet, setzt besser auf Proof-of-Work – und akzeptiert den höheren Energieeinsatz. Treffen Langzeitnachweis, Parteienzahl, KI-Risiko und Governance-Bereitschaft zusammen, spielt eine dezentrale Blockchain ihre Stärken voll aus; andernfalls bleibt eine gut gehärtete Datenbank meist die vernünftigere Wahl.

Unser Future{hacks} – Fazit

Wenn der Hash lacht, weint der Deepfake. Die Videos können CEOs zwar alles sagen lassen, doch sie kommen nicht an einen Block, den viele Knoten gemeinsam versiegelt haben. Wo Unternehmen eine unumstößliche gemeinsame Historie brauchen, macht eine dezentrale Blockchain jeden KI-Betrüger zum Papiertiger. Wer dagegen nur seine interne Tabelle sicherer speichern will, schießt mit einem Ledger auf Spatzen.

Hier geht es zu den anderen Beiträgen aus der Future{hacks}-Reihe.

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