GPT-5: Sprung soll nicht so groß sein wie der von GPT-3 auf GPT-4

Nicht nur die KI-Welt blickt mit großer Spannung auf den Donnerstag Abend. Denn dann wird OpenAI wie berichtet sein neuestes und bestes KI-Modell GPT-5 der Weltöffentlichkeit vorstellen. Es soll nicht nur ChatGPT, das mittlerweile bei 700 Millionen wöchentlichen Nutzern liegt, auf ein neues Level heben, sondern auch via API in zahlreiche Apps und Web-Services eingebaut werden.
Doch wie gut wird GPT-5, und um wie viel besser wird es im Vergleich zu den Vorgänger-Modellen der GPT-4-Reihe und den Reasoning-Modellen o1, o3 und o4. Laut einem Bericht von The Information deutet sich an, dass das neue Modell eher moderate Verbesserungen als revolutionäre Fortschritte bringen wird.
Leistungsverbesserungen in spezifischen Bereichen
Interne Tests bei OpenAI zeigen, dass GPT-5 Verbesserungen in verschiedenen Anwendungsgebieten aufweist:
- Bessere Leistung bei Programmier- und Mathematikaufgaben
- Verbesserte Fähigkeit beim Befolgen komplexer Anweisungen
- Einsatzmöglichkeiten für automatisierte Kundendienste
- Ästhetischere und benutzerfreundlichere Anwendungsgeneration
- Optimierte Einschätzung des benötigten Rechenaufwands
Der Leistungssprung bleibt jedoch deutlich hinter dem Fortschritt zurück, den der Übergang von GPT-3 (2020) zu GPT-4 (2023) mit sich brachte.
Entwicklungsherausforderungen und GPT-4.5
Die Entwicklung von GPT-5 war von technischen Hürden geprägt. Ein ursprünglich als direkter GPT-4o-Nachfolger geplantes Modell mit dem Codenamen „Orion“ erfüllte nicht die Erwartungen und wurde Anfang 2025 als GPT-4.5 veröffentlicht. Dieses Zwischenmodell konnte sich aufgrund minimaler Verbesserungen bei gleichzeitig höheren Kosten und geringerer Geschwindigkeit nicht am Markt etablieren.
Zentrale Entwicklungsprobleme waren laut Bericht:
- Verbesserungen bei kleineren Modellen ließen sich nicht auf größere Modelle übertragen
- Mangel an hochwertigen Web-Trainingsdaten
- Stagnation der Modellentwicklung vor Erreichen der GPT-5-Leistungsstandards
Reasoning-Modelle: Spezialisierung vs. Alltagstauglichkeit
Parallel entwickelte OpenAI sogenannte „Large Reasoning Models“ (LRMs), die bei höherem Rechenaufwand bessere Leistungen zeigen. Der Durchbruch kam Ende 2023 mit dem Modell Q*, aus dem die Modelle o1 und o3 hervorgingen.
Diese Modelle zeigten jedoch charakteristische Schwächen:
- Leistungsabfälle bei der Umwandlung in dialogfähige Formate
- Verlust von Reasoning-Fähigkeiten für Chat-Anwendungen
- Ineffiziente Rechennutzung bei einfachen Aufgaben (beispielsweise 80 US-Dollar Kosten für eine simple Begrüßung bei o3-pro)
GPT-5 als Grundlage für autonome Systeme
Trotz der technischen Herausforderungen soll GPT-5 Fortschritte bei „agentischen“ Systemen ermöglichen – Anwendungen, die mehrere Handlungsschritte weitgehend autonom ausführen können. Das Modell soll komplexe Aufgaben mit weniger menschlicher Kontrolle effizienter umsetzen.
Weitere angestrebte Verbesserungen:
- Bessere Effizienz ohne proportional höheren Rechenaufwand
- Optimierte Einschätzung des Rechenbedarfs verschiedener Aufgaben
- Reduzierung von „Overthinking“-Szenarien
Marktpositionierung und Zukunftsausrichtung
OpenAI setzt darauf, dass bereits inkrementelle Verbesserungen ausreichen, um Kunden und Investoren zu überzeugen. Besonders im Bereich KI-gestützter Programmierung, wo derzeit Anthropic mit Claude-Modellen führend sein soll, strebt das Unternehmen die Rückgewinnung von Marktanteilen an.
Für weitere Entwicklungen setzt OpenAI verstärkt auf Reinforcement Learning und einen „Universalverifizierer“, der automatisch die Qualität von Modellantworten bewerten soll. Dieses System kam bereits bei einem OpenAI-Modell zum Einsatz, das bei der internationalen Mathematikolympiade eine Goldmedaille erzielte.
Ausblick
Die Erwartungshaltung an GPT-5 ist geprägt von der Erkenntnis, dass die Transformer-basierte LLM-Architektur möglicherweise an ihre Grenzen stößt. Während das Modell Verbesserungen in spezifischen Anwendungsbereichen verspricht, bleibt abzuwarten, ob es den hohen Erwartungen nach einem weiteren großen Entwicklungssprung gerecht werden kann.
GPT-5 muss jedenfalls wieder Boden für OpenAI gutmachen, immerhin sind Konkurrenten wie etwa Google oder Anthropic zumindest technisch bereits an OpenAI-KI vorbeigezogen.