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Graphcore: Großinvestor wertet britisches Unicorn mit AI-Chips massiv ab

Nigel Toon und Simon Knowles von Graphcore. © Graphcore
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Mit ihren  Intelligence Processing Units (IPUs) galten sie eigentlich als der große europäische Herausforderer des US-Chip-Riesen Nvidia im AI-Bereich – doch plötzlich diese Meldung: Der Großinvestor Sequoia Capital hat den Wert seiner Beteiligung an dem 2012/2013 gestarteten Halbleiterunternehmen Graphcore auf Null zu reduziert. Das Tech-Unicorn hat über die Jahre insgesamt fast 700 Millionen Dollar an Risikokapital eingesammelt und wollte im Jahr 2024 einen Super-Computer auf den Markt bringen, der es mit dem menschlichen Gehirn aufnehmen soll.

Doch dass nun ausgerechnet Sequoia, seit 2017 durch ein Investment im Rahmen einer 50 Millionen Dollar großen Finanzierungsrunde, die Graphcore-Shares so dramatisch abwertet, ist ein herber Rückschlag für das Unternehmen der Gründer Nigel Toon und Simon Knowles. Dabei hatte das Startup aus Bristol in Großbritannien sogar den weltweit führenden Halbeiterhersteller TSMC aus Taiwan an seine Seite gebracht. Zuletzt wurde auch versucht, die Graphcore-IPUs als perfekte Prozessoren für generative AI zu positionieren. Der Bereich von Künstlicher Intelligenz, der Content aller Art (Texte, Bilder, Videos, Code) generieren kann, ist im Zuge des Hypes rund um ChatGPT von OpenAI stark in den Fokus gerückt.

„Das war schon eine Weile in der Gerüchteküche, aber jetzt ist es offiziell, eine totale Abschreibung durch Sequoia. Graphcore hat wirklich zu kämpfen. Es ist eine Schande, das zu sehen, da sie eines der wenigen europäischen Deeptech-Unternehmen sind, die in der Lage waren, ernsthaft Kapital zu beschaffen“, kommentiert Michael Jackson, VC bei Multiple Capital, den Fall. „Dies wirft einige echte Fragen über Deeptech in Europa auf – fehlende lokale Finanzierung, fehlende lokale Kunden, Skalierungspotenzial, allgemeine Lebensfähigkeit usw. – Aber es sind Fragen, die ehrlich beantwortet werden müssen, wenn Europa mehr als nur den einen oder anderen Deeptech-Gewinner hervorbringen soll.“

Graphcore: Britisches Chip-Unicorn baut Super-Computer, der menschliches Gehirn schlagen soll

Grapcores ewiger Kampf gegen Nvidia

Graphcore kämpfte zuletzt auch mit Entscheidungen der britischen Regierung. Gründer Nigel Toon beschwerte sich in einem offenen Brief direkt beim britischen Premier Rishi Sunak wegen dem 900 Millionen Pfund schweren Exascale-Programm Großbritanniens. „Wir befürchten, dass ein erheblicher Teil des Budgets, sofern er nicht ausdrücklich für britische Zulieferer vorgesehen ist, schnell von digitalen Giganten wie dem US-amerikanischen Chiphersteller Nvidia aufgezehrt werden wird“, so Graphcore-CEO Toon in Richtung Sunak. „Wir haben noch kein Signal gesehen, dass die britische Regierung beabsichtigt, Technologie aus britischer Produktion in die geplanten KI-Rechenkapazitäten des Landes einzubeziehen.“ Nvidia ist der US-Chipriese, der mit seinen GPUs zur mit Abstand wertvollsten Prozessoren-Firma der Welt aufgestiegen ist.

Würde die britische Regierung mit dem Programm Startups wie Graphcore stützen, dann hätte das positive Auswirkungen auf das Tech-Ökosystem im Land. „Durch die Unterstützung britischer Anbieter entwickelt die Regierung nicht nur ein wertvolles KI-Computing-Ökosystem, sondern fördert auch künftige hochqualifizierte Ingenieurteams in Großbritannien, die über das Wissen und das Vertrauen verfügen, die nächste Generation digitaler Hardware zu entwickeln. Dies war der Fall bei ARM, das indirekt für eine Reihe von Startups im Bereich digitaler Hardware in Großbritannien verantwortlich war, da von ARM ausgebildete Ingenieure andere Unternehmen gründeten“, so Toon.

Der Verweis auf ARM ist interessant, und zwar in zweierlei Hinsicht. Die renommierte Chip-Firma aus UK hat schon ihre eigenen Kämpfe hinsichtlich Nvidia und dem britischen Standort hinter sich. ARM hätte von Nvidia gekauft werden sollen, bis dann aber ARM-Mitgründer Hermann Hauser eine Kampagne dagegen startete und vor dem Tech-Ausverkauf Großbritanniens an die USA warnte. ARM wird von Mehrheitseigentümer Softbank aus Japan nun an die Börse gebracht, allerdings nicht in London, sondern in New York. Hauser ist via Amadeus Capital Partners seit vielen Jahren an Graphcore beteiligt.

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