Interview

Hermann Hauser: „Gründungen in einem Downturn sind viel erfolgreicher“

ARM-Mitgründer und Investor Hermann Hauser. © IECT
Hermann Hauser. © IECT
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Der in Wien geborene und in Tirol aufgewachsene Unternehmer Hermann Hauser ist einer der erfolgreichsten Auslands-Österreicher. Er trug nicht nur maßgeblich dazu bei, dass rund um die britische Eliteuniversität Cambridge eines der wichtigsten Tech-Cluster der Welt entstanden ist, er hat auch mitgeholfen, die Chip-Firma ARM zum Erfolg zu führen – und setzte sich erfolgreich dafür ein, dass sie nicht vom Konkurrenten Nvidia übernommen wurde. Im Rahmen des diesjährigen Salzburg Summit konnte Trending Topics mit Hauser sprechen – über die Rolle Europas in der Welt, den vereitelten ARM-Deal und seinen Amadeus Apex Technology Fund.

Trending Topics: Sie haben in einem Panel im Rahmen des Salzburg Summit von drei „Circles“ gesprochen, China, den USA und Europa. Europa liege auf dem „dritten Platz“, haben Sie erklärt. Was meinen Sie damit – und was müssen wir machen, um aufzusteigen? Bzw. sehen Sie da überhaupt noch eine Chance?

Hermann Hauser: Ja. Ich glaube, die Chance gibt es, weil immer neue Technologien auf den Markt kommen, obwohl wir zum Beispiel das Thema „Search“ total an die Amerikaner verloren haben mit Google und den Social Networks. Es ist ziemlich schwer, das wieder aufzuholen, um die europäische Version von Google oder Facebook zu machen. Aber wenn neue Technologien auf den Markt kommen, zum Beispiel Quantencomputing, Synthetic Biology oder Blockchain bzw. Smart Contracts und auch gewisse Sektoren von AI, beginnt sich das Rouletterad wieder von neu an zu drehen. Man hat dann sicher eine Chance, da ganz vorne mitzuwirken. In der Quantencomputer-Technologie haben wir eine echte Chance, weltführend zu werden.

Wir haben wie immer das gleiche Problem, dass unsere Universitäten in Quantencomputing genauso gut sind wie die Amerikaner und die Chinesen, vielleicht auch etwas besser. Aber die Geschwindigkeit, mit der wir diese Universitätsdurchbrüche und Resultate auf etwaige Firmenaufbau-Prozesse umlegen können, da hapert es in der Regel bei uns. In den USA sammeln Unternehmen 600, 700 Millionen US-Dollar ein, die größte Quantencomputer-Firma in Europa etwa 200 Millionen. Da ist schon mal dieser Unterschied in der Finanzstärke von einzelnen Firmen, der weiterhin ein Problem ist.

Sie haben 2021 in einem Gespräch mit meinen Kollegen gemeint, dass es bis 2030 in Österreich 1.000 Spinoffs von den Unis geben soll. Stimmt der Weg, ist das realistisch?

Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber ich muss sagen, die Szene in Österreich entwickelt sich eigentlich schneller, als ich gedacht habe. Meine Sommerschule in Tirol, die I.E.C.T, die ich seit acht Jahren dort laufen lasse, ist erschreckend erfolgreich geworden (lacht). Da haben wir über 200 Startups, die bereits durch die Schule gegangen sind. Alle zusammen, glaube ich, habe schon über 200 Millionen geraised. Also das ist wesentlich schneller gelaufen, als ich mir das jemals erträumt hätte.

Sie haben im Panel vorhin (beim Salzburg Summit, Anm.) zudem gemeint, dass „wir ein Scale-up-Problem“ haben. Das bezieht sich auch auf die unterschiedliche Finanzkraft?

Ja. Wie ich anfangs schon erwähnt habe, gründet Europa mehr Startups als Amerika. Wir haben auch Universitäten, die gleich gut sind wie die Universitäten in Amerika und auch China. Aber wenn wir die Startups haben, die dann sich an den Markt anschließen und zeigen, dass ihre Produkte und ihre Ideen funktionieren, dann können die Amerikaner noch schnell, noch ganz früh 50 bis 200 Millionen in die Firma hineinstecken und sie zu globalen, führenden Firmen machen. Da fehlt es uns an Firepower. Das ist leider die finanzielle Landschaft in Europa, da haben wir dieses Loch zwischen 50 und 200 Millionen.

Ist Europa risikoaverser als Amerika?

Aber absolut!

Das ist historisch gewachsen, oder?

Das ist historisch gewachsen. Es wird besser, es ist nicht mehr so schlimm wie früher, aber da gibt es noch immer einen großen Unterschied: Amerika hat einfach viermal mehr Venture Capital als Europa.

Wie steht Österreich im Vergleich zu anderen Ländern in Europa da?

Der Aufholbedarf in Österreich ist viel, viel größer als in anderen Staaten, weil wir ja lange das Schlusslicht in Europa waren. Aber ich muss sagen: Die Fortschritte in Österreich sind auch beeindruckend. Die Differenz ist nicht mehr so groß.

Was läuft gut in letzter Zeit?

Das, was schon gut gelaufen ist, auch in Österreich, in ganz Europa – und das ist der wichtigste erste Schritt –, ist die kulturelle Umstellung an den Universitäten. Die Universitäten waren am Anfang sehr vorsichtig und teilweise auch gegen Startups und Spin-offs. Das hat sich mittlerweile an allen Universitäten geändert, ich sehe überall eine Bereitschaft mitzuhelfen, die Startup-Szene zu unterstützen.

Gerade in hochkomplexen Bereichen wird es ohne die Wissenschaft im Hintergrund ja auch nicht mehr funktionieren.

Das geht nicht mehr, nein.

Hermann Hauser: „Wenn wir unsere Unabhängigkeit behalten wollen, dann kostet es eben 100 Milliarden“

Sie haben vor nicht allzu langer Zeit einen Fonds aufgelegt (wir haben berichtet). Wie geht es dem?

Auch erstaunlich gut! Ich arbeite mit meinen Partnern dort schon lange zusammen. Ganz wichtig: Die haben die gleiche Einstellung zu den Startups, dass man eben unterstützen muss und auch die Technologie verstehen muss, damit man richtig unterstützen kann. Darum haben wir uns beschlossen, den Amadeus Apex Fund aufzulegen, der erst das erste Closing gehabt hat, aber wir haben schon, glaube ich, vier oder fünf Investments gemacht.

Viele Märkte haben in letzter Zeit mit den multiplen Krisen zu kämpfen, das Marktumfeld wird laufend schwieriger. Wie sehen Sie das?

Das stimmt. Ich bin ja schon durch vier solche Rezessionen durchgekommen, und die Situation ist immer die gleiche. Es wird schwieriger, die Startups müssen deshalb konservativer arbeiten und schauen, dass sie genug Geld haben, um durch diese Durchstrecke durchzukommen. Das ist die Problematik der Rezession. Die positiven Aspekte sind, dass man, wenn man während eines „Downturns“, wie wir ihn jetzt haben, eine Firma oder einen Venture Fonds gründet, sind diese Gründungen oft viel erfolgreicher als Unternehmen, die während eines „Upturns“ gegründet werden. Die Korrelation ist hier sehr stark. Es macht wirklich einen großen Unterschied, ob ich die Firma in einer Rezession gründe oder während einer positiven Phase.

Weil es irgendwann wieder nach oben gehen muss?

Ja – und du bekommst auch bessere Leute, weil gute Leute natürlich während der Rezession vorhanden sind.

Ein anderes Thema: Die Nvidia-Aktie hat sich zuletzt sehr stark entwickelt…

…die ist in der Stratosphäre, ja.

…einige Expert:innen gehen trotzdem davon aus, dass sich der Wert noch verzehnfachen könnte. Sehen Sie das auch so?

Nein, nein.

Warum?

Weil der Kurs schon so hoch ist und die die dominante Position, die Nvidia im Augenblick einnimmt, wird nicht bleiben. Bäume wachsen nicht in den Himmel. Nvidia hat eine irrsinnig starke Position im Markt. Das ist eine wirklich gute Firma mit guten Leuten, mit einem tollen CEO, aber die Konkurrenz schläft nicht.

Gibt es Unternehmen, wo sie sagen, die werden aufschließen zu Nvidia?

AMD natürlich, und ich würde da auch auf ARM aufpassen.

Sind sie immer noch sehr zufrieden, dass der geplante Kauf von ARM durch Nvidia dann nicht passiert ist?

Es wäre eine Katastrophe geworden, weil Nvidia ein weltweites Mikroprozessor-Monopol aufgebaut hätte – was wir verhindern konnten.

Man könnte argumentieren, dass es sich für Sie durchaus ausgezahlt hätte, weil ja die Aktie dementsprechend oben gegangen ist.

Von der finanziellen Seite absolut. Das Gegenargument: Man muss sich anschauen, wie sich die ARM-Aktie entwickeln wird.

Zebras & Unicorns Podcast: Hermann Hauser – und warum 100 Milliarden nicht viel Geld ist

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