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iov42: Die Blockchain-Firma von Österreichern, die 20 Millionen Dollar geholt hat

Die Startseite von iov42. © Trending Topics
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iov42. Kaum jemand, nicht einmal gute Kenner der österreichischen Blockchain-Szene, kennen den Namen. iov, das steht für „internet of value“, und 42, das ist natürlich die berühmte Zahl aus Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“, die ironische Ultimativ-Antwort eines Super-Computers auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“.

iov42, das ist der Name einer ambitionierten Blockchain-Firma von österreichischen Gründern, die mit Firmensitzen in Wien, London und der Schweiz und rund 50 Mitarbeitern operiert, viele Millionen Euro Investment bekommen hat und das ganz große Ding plant. Quasi eine Antwort auf alle offenen Fragen der Blockchain-Welt: Es soll ein Netzwerk aus Blockchains, auf dem Identitäten, Assets und Verträge abgebildet sind, werden – eine neue Infrastruktur für die Blockchain-Welt, und dann noch eine regulierte obendrein.

Netzwerk rund um Identitäten

Der eine große Clou: iov42 will sich mit einem „Network of Networks“ immer an länderspezifische Regulierungen halten und nicht in rechtliche Graubereiche abdriften, in denen viele andere Krypto-Projekte kämpfen. Der andere: iov42 will Identitäten von Menschen auf der Blockchain abbilden und sich so von Ethereum und anderen Plattformen abgrenzen. Es soll ein Betriebssystem für Blockchain-Applikationen werden, das Regierungen, Unternehmen und Individuen nutzen können.

“Wir bauen ein Netzwerk, das rund um verifizierte Identitäten funktioniert. Man kann jede Form von digitalisiertem Asset an diese Identitäten hängen und von A nach B in einem Distributed-Ledger-System transferieren”, sagt iov42-Mitgründer Anton Schmidbauer im Gespräch mit Trending Topics. Der Serienunternehmer aus Graz hat die Firma gemeinsam mit Robert Zapfel, der als CTO fungiert, und Mario Kaufmann 2016 aus der Taufe gehoben, mit Dominic von Trotha Taylor, Jan Nyholm und Ulrich Hotze haben sie sich erfahrene Manager an Bord geholt. Der Hauptsitz der Firma ist in London, sie hält 100 Prozent an der IOV42 Technology GmbH in Wien.

iov42 ist außerdem auch selbst an einer anderen Blockchain-Firma beteiligt. Der britischen Mutter gehören rund 10 Prozent des Wiener Startups Riddle & Code von Gründer Thomas Fürstner, die physische Objekte und Maschinen mittels Chips oder Smart Tags auf der Blockchain registriert (Trending Topics berichtete).

20 Millionen Dollar und mehr

Und jetzt kommt das Außergewöhnliche der Geschichte. “Bis jetzt haben wir für die Entwicklung des Produkts 20 Millionen Dollar geraised und sammeln derzeit weitere 20 Millionen Dollar für die Go-to-Market-Strategie und das Roll-out ein. Die Runde wird in Q1 abgeschlossen sein”, sagt Schmidbauer. “Wir haben hauptsächlich private Investoren, Family Offices, Ultra High Net Worth Individuals aus Europa, etwa Großbritannien, der Schweiz oder Österreich, als Geldgeber gefunden.” Die Bewertung der Firma soll dabei außergewöhnlich hoch sein.

Der Plan sieht vor, in einem ersten Land mit Industriepartnern erste Projekte zu starten. Wie das aussehen soll, ist noch geheim, aber iov42 soll in etwa so funktionieren: “Wenn jemand das nächste Uber auf der Blockchain aufbauen will, dann braucht er Trusted Identities-Management, das Payment dahinter und das Asset-Management”, sagt Schmidbauer. iov42 sei die Plattform dafür.

„Die Zeit der Cowboys ist vorbei“

Das Timing sei derzeit gut, auch wenn der große Blockchain-Hype vorbei ist. “Die Branche geht derzeit ganz klar in Infrastruktur, Trusted Society und Tokenized Economy – also insgesamt in regulierte Blockchains. Dort sind wir daheim. Blockchain wird reguliert werden, die Zeit der Cowboys ist vorbei”, sagt Schmidbauer. Im Vergleich zu anderen Blockchain-Plattformen wie Ethereum sehen sich die Österreicher durch die gezielte Anpassung an lokale Gesetze im Vorteil.

“Wir haben iov42 gebaut, weil wir mit den bestehenden Blockchain-Technologien nicht zufrieden sind”, sagt iov42-CTO Robert Zapfel zu Trending Topics. “Wir machen nicht eine große Blockchain, weil man die Gesetze verschiedener Länder nicht unter einen Hut kriegt, sondern ein “Network of Networks”, die alle Blockchains untereinander vernetzt. So kann man grenzübergreifende Transaktionen machen.” Diese Länderzonen, in denen iov42 in lokalen Rechenzentren operieren will, sollen dann auf Protokollebene miteinander vernetzt werden.

Anders als viele andere Blockchain-Projekte baut iov42 nicht auf Ethereum oder einer anderen Krypto-Plattformen auf, sondern wird komplett neue entwickelt. Zapfel: “Wir haben die Software absichtlich von null aufgebaut. Sie basiert auf Unix-Systemen, Testnets laufen auf Amazon Web Services. Die Software kann in einem Rechenzentrum laufen und nutzt dessen volle Kapazität aus.”

Kein ICO, 20.000 Transaktionen/Sekunde

Anders als viele andere Blockchain-Projekte haben Schmidbauer und Zapfel auch nicht den Weg ICO mit einem eigenen Token gewählt. “Wir sind ein Technologie-Provider und haben eine klassische Equity-Finanzierung vorgezogen. Außerdem werden viele unserer Partner selbst Token ausgeben, und wir wollen nicht das gleiche machen wie unsere Partner”, sagt Schmidbauer. „Wir wollen Partner und Konsortien die Möglichkeit geben, unsere Blockchain zu nutzen, um reguliert Identities, Assets und Verträge zu managen.“ Etwa im Bereich von Supply-Chains werde man aktiv werden. So könnte mit iov42 etwa genau dokumentiert werden, wo Lebensmittel produziert, verkauft und abgesetzt werden.

Damit das alles funktioniert, will iov42 eine Blockchain schaffen, die andere beim Transaktionsvolumen in den Schatten stellt. 20.000 Transaktionen pro Sekunde und pro Netzwerk (z.B. eine Länderzone) sind angepeilt, damit wäre man schneller als Kreditkarten-Netzwerke.

„Es wird sich niemand verwehren können“

Dass auch iov42 eine ganz große Wette auf eine Zukunft ist, in der im Internet Werte und nicht bloß Informationen ausgetauscht werden, ist augenscheinlich. “Dezentralität war die ursprüngliche Idee des Internet. Blockchain ist die Chance, jene Dinge, die das WWW nicht richtig hingekriegt hat, doch noch in die richtige Richtung zu bringen. Amazon, Facebook und Co werden bei Blockchain auch eine große Rolle spielen, deswegen sollte niemand antreten und sagen, mit Blockchain kann man diese Internet-Riesen killen”, sagt Schmidbauer. “Wir werden nicht Google oder Facebook killen, das ist nicht unser Ansatz. Wenn Blockchain-Netzwerke Millionen von Transaktionen pro Sekunde abwickeln können, wird sich niemand mehr davor verwehren können.”

Dieses Andocken an bestehende Wirtschaftswelten ist den iov-Gründern besonders wichtig, auch deswegen fokussiert man darauf, im regulierten Bereich zu bleiben. Zapfel: “Bitcoin ist eine alternative Wirtschaftsform zum aktuellen Wirtschaftsgefüge. Aber 99,999 Prozent der Wirtschaftskraft steckt in der traditionellen Ökonomie. Deswegen muss man das Beste aus beiden Welten kombinieren.”

Video-Tipp: Anton Schmidbauer 2017 über die Pläne von iov42:

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