Kommentar

Keep calm and work from home: In der Not liegen neue Möglichkeiten

© Alexandra_Koch / Pixabay
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Güterschiffe legen nicht ab, Fabriken werden ihr Plastik nicht los und Flugzeuge werden verdonnert am Boden zu bleiben. Über China lüftet sich der Smog, Finanzmetropolen stehen unter Quarantäne und Kreuzfahrtschiffe bleiben am Anker. Aktienkurse rauschen Richtung Süden. Medikamente kommen wegen Lieferengpässen nicht rechtzeitig in Europa an. Die just-in-time-Produktion des Kapitalismus stottert. Das schürt Sorgen und legt den Blick auch für neue Ansätze frei.

Jede Krise ist auch eine Chance

Jede Unwegsamkeit bietet neue Möglichkeiten und öffnet den Horizont für neue Ideen und Modelle. Denn uns maßlos verwöhnten Boomern und Millennials dämmert so langsam, dass in dieser minimalen Reduktion unserer täglichen Raserei eine gewaltige Chance für eine bessere Welt von morgen liegt.

New Work: Jetzt wird tatsächlich digitalisiert

In unserem Alltag setzen sich Lehrerinnen und Universitätsprofessoren plötzlich mit Lernmethoden des 21. Jahrhunderts auseinander. Angestellte kurieren ihre Erkältungen zuhause aus, anstatt die Bakterien im Büro zu verteilen. Chefs mit Kontrollfetisch merken, dass Teleworking tatsächlich funktioniert und 9-to-5 facetime irgendwie nicht mehr in die Zeit passt. Meetings werden zu E-Mails, Networking wird digitalisiert, Events schaut man sich von der Couch aus an.

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Rückzug und Solidarität

Wir fragen Freunde wieder um Hilfe. Betroffene Berufsgruppen spüren Solidarität. Wir verbringen Zeit mit unseren Familien, spüren wieder was wichtig ist. Wir begreifen das Glück, im Supermarkt aus einem Füllhorn an Waren wählen zu dürfen. Viele waschen sich nach dem Pinkeln wieder die Hände. Anstatt mit Fußball oder Skifahren beschäftigen wir uns mit Exponentialfunktionen. Aus einer Nation von Fussballtrainern wurde eine Nation aus Virologen. Sogar die Europameisterschaft im Sommer ist nicht mehr ganz so wichtig.

Krise: Vorbereiten auf das, was da noch kommt

Dieser kleine Einschnitt kann nicht nur ein paar bemitleidenswerte Seelen retten, sondern uns – der großen Mehrheit – begreifbar machen, was in den kommenden Jahrzehnten in der Ära des Klimawandels auf uns zukommt und wie wir unser zielstrebiges Wirtschaften anders aufstellen und Gewinne anders verteilen müssen.

Die Existenzen, die jetzt durch das partielle Aussetzen des öffentlichen Lebens finanziell bedroht sind, und die schon am ersten Tag lautstark und völlig berechtigt nach Rettungsschirmen rufen, werden tendenziell zahlreicher und lauter werden. Darüber öffentliche Debatten zu führen, wird eine Aufgabe für die Zeit nach dem Virus sein. Denn dann werden wieder die Klimakrise und da Gespenst der Rezession unsere Aufmerksamkeit fordern. Und gegen diese Gefahren wird es auch in absehbarer Zeit keine Impfung geben.

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