KI bringt europäischen Unternehmen im Schnitt 6 Mio. Euro Gewinn oder Einsparungen

Das aktuelle European AI Barometer 2025 der Unternehmensberatung EY zeigt, dass der verstärkte Einsatz von Künstlicher Intelligenz messbare wirtschaftliche Vorteile für europäische Unternehmen erzeugt. 56 Prozent der befragten Unternehmen verzeichnen positive finanzielle Effekte durch ihren KI-Einsatz – ein Anstieg um elf Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Im Durchschnitt erzielen Unternehmen durch KI zusätzliche Gewinne oder Einsparungen von 6,24 Millionen Euro. Besonders stark profitieren Unternehmen aus den Bereichen Private Equity (92 Prozent), Advanced Manufacturing (78 Prozent), Sport (74 Prozent) und Agrarwirtschaft (73 Prozent).
Für das European AI Barometer 2025 wurden über 4.900 Arbeitnehmende in Österreich, Deutschland, Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien, Portugal, Belgien und Niederlande befragt, darunter 500 Personen aus Österreich.
Positive Effekte – mit internationalen Unterschieden
Zwischen den europäischen Ländern bestehen laut Umfrage deutliche Unterschiede bei der wirtschaftlichen Nutzung von KI. In Spanien berichten 70 Prozent der Unternehmen von positiven KI-Effekten, gefolgt von Belgien (60 Prozent) und Deutschland (59 Prozent). Österreich (47 Prozent) und Portugal (42 Prozent) liegen am unteren Ende der Skala. In Österreich stieg der Anteil der Unternehmen, die durch KI Gewinne steigern oder Kosten senken konnten, im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozentpunkte von 34 auf 47 Prozent.
Bei der Produktivitätssteigerung durch KI zeigt sich eine deutliche Wahrnehmungsdiskrepanz zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden. Insgesamt geben 43 Prozent der Befragten an, durch KI produktiver zu arbeiten, wobei Führungskräfte (56 Prozent) diesen Effekt deutlich häufiger wahrnehmen als Mitarbeitende ohne Führungsverantwortung (35 Prozent). Auffällig ist auch: Während 57 Prozent der Führungskräfte eine Produktivitätssteigerung bei ihren Mitarbeitenden beobachten, bestätigen nur 32 Prozent der Mitarbeiter:innen eine gesteigerte Produktivität ihrer Vorgesetzten durch KI.
Chancen und Herausforderungen beim KI-Einsatz
Susanne Zach, AI & Data Lead Partnerin bei EY Österreich, betont: „Dass bereits mehr als die Hälfte der Unternehmen wirtschaftlich von KI profitiert, ist ein starkes Signal. Wer sich nicht mit KI auseinandersetzt, wird langfristig zurückfallen – sowohl als Unternehmen als auch als Einzelperson.“ Gleichzeitig sei es nach wie vor möglich, sich erfolgsversprechend mit der Technologie zu befassen und entsprechende Strategien umszusetzen.
Die Befragten sehen die größten Chancen durch KI in der Effizienzsteigerung (30 Prozent), Ressourcenoptimierung (26 Prozent) und verbessertem Kundenservice (24 Prozent). Gleichzeitig bestehen erhebliche Bedenken: Datenschutz (30 Prozent), ethische Fragestellungen (27 Prozent) und mögliche Arbeitsplatzverdrängung (25 Prozent) werden als größte Herausforderungen genannt. In Österreich sind die Datenschutzbedenken mit 33 Prozent sogar noch ausgeprägter.
EU AI Act und regulatorische Auswirkungen
Vom EU AI Act, der einheitliche Vorschriften für die Entwicklung und Nutzung von KI schaffen soll, erwarten 61 Prozent der Befragten positive Auswirkungen auf ihr Unternehmen. Seit dem 2. August 2025 gelten zentrale Governance-Vorgaben, darunter die Einrichtung des AI Office und des AI Board.
Zach weist jedoch auf mögliche Wettbewerbsnachteile hin: „Einheitliche gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen Vertrauen und Sicherheit. Doch im Vergleich zu den USA und China, wo die regulatorischen Anforderungen deutlich geringer sind, besteht die Gefahr, dass Europa im globalen Wettbewerb zurückfällt.“ Unternehmen sollten daher frühzeitig Compliance-Strukturen aufbauen, die für die regulatorischen Standards nötig sind.