KI könnte bis Ende 2025 mehr Strom verbrauchen als Bitcoin

Die rasante Verbreitung künstlicher Intelligenz beeindruckt viele – doch sie hat ihren Preis. Eine neue Studie warnt: Noch vor Jahresende könnte der Energiebedarf von KI-Systemen den des Bitcoin-Minings übertreffen. KI rückt damit ins Visier globaler Nachhaltigkeitsdebatten: Wie gut lassen sich Fortschritt und Umweltschutz vereinen?
Knapp die Hälfte des globalen Rechenzentrums-Stroms geht an KI
Alex de Vries-Gao ist Doktorand am Institut für Umweltstudien der Vrije Universiteit Amsterdam. Seiner Forschung nach könnte KI Ende 2025 den Energieverbrauch des Bitcoin-Minings übertreffen. Mit Stand heute sind es schätzungsweise 20 Prozent.
Das ist aber nicht alles: Die Studie legt auch offen, dass fast 50 Prozent des gesamten Stromverbrauchs von Rechenzentren weltweit auf KI entfallen könnten. Und sie weist auf eine große Herausforderung hin: Der Energieverbrauch von KI-Systemen wird von großen Technologieunternehmen nur selten offengelegt. Dies erschwere eine genaue Bewertung.
Das Tech-Medium Digit drückt es so aus: „Unternehmen wie Google und Microsoft legen zwar die Gesamtemissionen offen, aber nur wenige bieten Transparenz darüber, wie viel davon speziell durch KI verursacht wird.“
Messung des wachsenden KI-Energie-Fußabdrucks
Auf welche Daten bezieht sich Vries-Gao also in seiner Forschung? In seinem wissenschaftlichen Paper „Artificial intelligence: Supply chain constraints and energy implications“ erklärt der PhD-Kandidat, eine Triangulationsmethode angewandt zu haben. Sie stützt sich auf Daten aus der Chip-Produktion, Unternehmensangaben und Schätzungen von Branchenanalysten und kombiniert diese, um den wachsenden Energie-Fußabdruck der KI zu erfassen.
Den gesammelten Daten aus der Lieferkette nach wurden zwischen 2023 und 2024 Millionen KI-Chips von Nvidia und Amd produziert. Zusammen ergeben sie einen potenziellen Strombedarf einer großen Stadt, nämlich mehr als 12 Gigawatt Leistung.
Vries-Gaos Analyse zeigt außerdem, dass spezialisierte KI-Hardware im Jahr 2025 zwischen 46 und 82 Terawattstunden verbrauchen könnte – vergleichbar mit dem jährlichen Energieverbrauch der Schweiz.
Umweltauswirkungen und Nachhaltigkeitsdilemma
Die Denkweise der Tech-Industrie „größer ist besser“ könnte schnell zu einem immer höher werdenden, kaum nachhaltigen Energieverbrauch führen, warnt der Forscher. Fest steht: Der ökologische Fußabdruck der KI hängt stark vom Strommix ab. So erzeugt zum Beispiel eine KI-Anfrage in West-Virginia fast doppelt so viele Emissionen wie in Kalifornien, wo mehr Ökostrom genutzt wird.
Trotz Effizienzsteigerungen warnen Expert:innen vor dem Jevons’schen Paradoxon: Je leistungsfähiger KI wird, desto stärker steigt ihr Gesamtenergieverbrauch. Google hat seine CO2-Emissionen in fünf Jahren um 48 Prozent erhöht. Microsoft kämpft mit seinen Klimazielen, während die KI-Nutzung explodiert. Das ist ein enormer Faktor für Klima und Energie.
Hyperscaler setzen auf grüne Energie – doch die Herausforderungen bleiben
Doch wie Digit berichtet, gibt es bereits sogenannte Hyperscaler – große Tech-Konzerne mit riesigen Rechenzentren –, die 91 Prozent ihres Stroms aus erneuerbaren Energien beziehen. Das trägt wesentlich zur besseren Energieeffizienz von Rechenzentren bei.
Vries-Gao betont dennoch: Das exponentielle Wachstum der KI könnte diese Erfolge schnell zunichtemachen. Und auch die Internationale Energieagentur warnt. Ihren Informationen zufolge könnte der Stromverbrauch von Rechenzentren weltweit bis 2026 auf Japans Jahresverbrauch steigen.
Bitcoin im Schatten der KI?
Die Studie zieht auch Parallelen zum Mining von Kryptowährungen. Sie kommt zu dem Schluss, dass KI einen so enormen Energiehunger mit sich bringt, dass sie bald den Verbrauch des Bitcoin-Minings übertreffen könnte. Und Bitcoin-Mining ist als einer der größten Stromfresser bekannt.
Warum AI nicht nur Startups disruptiert, sondern auch ihre Investoren