Startup-Event

Lead Today. Shape Tomorrow. 2024: „Viele haben zu viel Geld zu früh eingesammelt“

Das Scale-up Panel am „Lead Today. Shape Tomorrow"-Event vom Female Founders-Netzwerk. © Trending Topics
Das Scale-up Panel am „Lead Today. Shape Tomorrow"-Event vom Female Founders-Netzwerk. © Trending Topics
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Das Flagship-Event der „Female Founders” hat sich mittlerweile als Pflichttermin in der Startup-Szene etabliert. LTST wurde ins Leben gerufen, um Startups, Investor:innen und Meinungsführer:innen im Bereich Innovation zu vereinen. Die sechste Ausgabe findet dieses Jahr am 5. und am 6. Juni im MAK Wien unter dem Motto „Redefining the Status Quo in European Tech” statt. Ein spannender Programmpunkt war definitiv das englischsprachige Panel „Hyper-fast scaling at all costs vs. growing with stability in SAAS companies”, moderiert von Jaysri Thangam von Fund F.

900 Anmeldungen und diverses Programm

„900 Anmeldungen hat es für die diesjährige Ausgabe gegeben und 500 Teilnehmer:innen haben bereits am ersten Tag des zweitägigen Events eingecheckt”, verrät Valerie Hengl Trending Topics gleich am Eingang.  Sie ist seit Februar neben Carina Klaffl in der Geschäftsführung des FF Netzwerkes und eröffnete gemeinsam mit Nina Wöss vom Fund F das LTST-Event. Auf dem Programm standen Keynotes, Panels, Fireside-Chats, Workshops und Side-Events. Auch 1:1-Meetings mit anderen Teilnehmer:innen konnten vereinbart werden. Das Hauptziel von LTSM: eine integrative Zukunft im Unternehmertum schaffen.

Skalierung vs. stabiles Wachstum in SaaS-Unternehmen

Die vier Expert:innen Julia Goelles vom deutschen Software-Entwickler „Parloa”, Rasika Krishna-Schmid von „Dynatrace”, Eva Arh vom Venture Capital Fund „3VC” und Alistair Owen von „Venture Friends” diskutierten darüber, worauf es für Scale-ups im Software-Bereich 2024 ankommt. Die Kapitalbeschaffung sei heute viel schwieriger als noch vor ein paar Jahren.

„Es dauert einfach viel länger, die nächste Finanzierungsrunde zu erreichen. Aktuell sind es zwei bis zwei einhalb Jahre. Viele Investor:innen beklagen sich, dass sie keinen Deal-Flow sehen. Es gibt viel Geld da draußen, es ist jetzt nur selektiver“, so Eva Arh. „In der Vergangenheit haben Unternehmen zu viel Geld zu früh eingesammelt, das wird nicht mehr toleriert.” Sogar in der Pre-Seed-Phase, in der sich Unternehmen oft noch in ihrer Experimentierphase befinden (dürfen), sollen Investor:innen dennoch bereits nach einer Lösung suchen, die funktioniert.

Ein Tipp für die frühe Finanzierungsphase: „Der Produkt-Markt-Fit muss von der Gründerin oder vom Gründer genau festgelegt werden. Viele stellten Sales-Mitarbeiter:innen zu früh ein, obwohl es noch kein funktionsfähiges Produkt gibt.” Goelles ergänzt: „Zu planen, wie der nächste Meilenstein erreicht wird, ist essenziell. Ebenso, die Priorisierung von Cash und es braucht stets Ideen in der Pipeline inklusive einem Umsetzungsplan. Es muss klar sein, woher die Leads kommen und wie sie umgewandelt werden können.“

„Kennzahl NRR wird immer wichtiger“

Für Krishna-Schmid von Dynatrace hat die Quantifizierung von Metriken oberste Priorität, aber: „Viele Scale-ups wollen so schnell mit den Marketingstrategien übereinstimmen, das sie das Firmenfundament vergessen. Value-Design ist hier der Schlüssel.” Gemeint ist damit die Entwicklung eines Produkts, das nicht nur technisch exzellent ist, sondern auch einen hohen praktischen Wert für die Nutzer:innen bietet. „Verwende Kundenfeedback, teste, teste, teste und versuche, wertvolle Code-Elemente zu finden,” gibt sie als Key-Takeaway mit.

Arh von 3VC verrät, wie interessant es für Investor:innen sei, wenn Scale-ups ihnen über eine Metrik mitteilen, dass sie beispielsweise im letzten Monat 30 Kundinnen nach Feedback gefragt haben und dieses präsentieren. Goelles von Parloa nennt „Net Revenue Retention“ (NRR) als Kennzahl, die für SaaS immer wichtiger wird. NRR bestimmt letztlich, ob der Umsatz eines Unternehmens schrumpft oder wächst, wenn es aufhört, neue Kund:innen zu gewinnen. Für sie als Vice President Marketing ist ein tieferes Eintauchen ins Reporting Key, was allerdings auch einen Mindshift erfordere. Für den VC-Experten Alistair Owen zählt, wie viel es kostet, einen bestimmten Kunden zu akquirieren, und ob sich dies auch lohnt.

Internationales Wachstum

Es brauche operative Exzellenz. Der Pfad für das Unternehmenswachstum müsse vorgegeben sein, um international zu skalieren. Und dafür seien SaaS schließlich da, so die Meinung von Julia Goelles. „Eine geografische Expansion ist verlockend, aber ich habe mehrere Unternehmen gesehen, die diesen Schritt gegangen sind, viele Ressourcen investiert haben und gescheitert sind. Man muss den Markt erst kennenlernen. Die oder der Gründer:in und das Team müssen sich vollständig der Expansion ins Ausland widmen”, erklärt Goelles.

Eva Ahr fügt hinzu, dass man sich als Unternehmer:in zuerst einmal selbst fragen sollte, ob das eigene Geschäft tatsächlich skalierbar ist. Für Krishna-Schmid geht es um den richtigen Produkt-Markt-Fit – egal, ob in der Pre-Seed oder Seed-Phase: „Manchmal versuchen wir, die Menschen davon zu überzeugen, das Produkt zu nutzen, anstatt das Produkt an den spezifischen Markt anzupassen.”

Kommunikation und Diversität

Worauf es 2024 mehr denn je ankommt: „Wie weiterhin Mehrwert für die Menschen geschaffen werden kann, mit denen wir arbeiten. Wichtig ist, dass sie jeden Tag den Wert spüren, den sie dem Unternehmen hinzufügen. Das wird sie antreiben und dazu bringen, die Extrameile zu gehen”, sagte Krishna-Schmid von Dynatrace. Doch auch an „richtiger” Kommunikation und Diversität komme man nicht mehr vorbei.

„Bei wachsenden Scale-ups ändern sich die Kommunikationswege an einem bestimmten Punkt. Wenn nicht mehr 10, sondern 100 Personen für ein Unternehmen arbeiten, braucht es unterschiedliche Kommunikationskanäle, Slack-Richtlinien sind empfehlenswert. Das Team muss wissen, was im Unternehmen vor sich geht und die oder der Gründer:in hat das Team auf die Reise mitzunehmen”, so Goelles von Parloa. Stark machte sie sich außerdem für diverse Teams: „Wenn man Diversität schaffen will, sollte man sie als Leitstern festlegen und sich Zeit für den Team-Aufbau nehmen. Es gibt so viele großartige Frauen da draußen.”

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