Kommentar

Liebe EZB, habt ihr nichts Wichtigeres zu tun als das Redesign des Papiergelds?

Euro am Boden. © Markus Spiske on Unsplash
Euro am Boden. © Markus Spiske on Unsplash
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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich ein Mega-Projekt vorgenommen. Es klingt richtig disruptiv, und sogar wir, die lieben Bürger:innen, sollen mit geballter Schwarm-Intelligenz zum Erfolg beitragen. Nein, es geht nicht um den digitalen Euro, auch nicht um die Bekämpfung der Inflation, auch nicht um neue Ideen für den richtigen Umgang mit Krypto-Assets und Stablecoins. Es geht um das Redesign der Euro-Banknoten.

Ja, richtig gelesen. Die EZB leitet einen dreijährigen Prozess ein, an dessen Ende ein neues Design fürs Papiergeld steht. Klar, Banknoten sind wichtig für alle, die keinen guten Zugang zum digitalen Finanzsystem haben, nicht dauernd mit Smartphone oder Karte zahlen wollen oder können und die die Anonymität des Papiergelds schätzen.

„Die Euro-Banknoten werden bleiben. Sie sind ein greifbares und sichtbares Symbol dafür, dass wir in Europa zusammenstehen, insbesondere in Krisenzeiten, und sie werden nach wie vor stark nachgefragt“, meint EZB-Präsidentin Christine Lagarde. „Nach 20 Jahren ist es an der Zeit, das Aussehen unserer Banknoten zu überarbeiten, um sie für Europäer jeden Alters und jeder Herkunft sympathischer zu machen.“

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Junge Menschen erwarten sich was anderes

Nun die Öffentlichkeit in die Gestaltung der Scheine einzubinden, ist sicher eine nette Idee. Aber identitätsstiftenden Effekt eines Banknoten-Redesigns kann man in Frage stellen. Nur weil möglicherweise ein paar Millionen Europäer:innen Leonardo da Vincis Konterfeit auf den 50-Euro-Schein voten – warum sollte man deswegen die Eurozone toller finden? Teste dich mal selbst, ohne zu schauen: Was ist am 50-Euro-Schein drauf? Und ist das überhaupt wichtig?

Mit der Aktion schießt die EZB am Ziel vorbei. Die Welt ist voller junger Menschen, die sich immer stärker dem Thema Crypto – oder wenn man so will: der Neuerfindung des Geldes – zuwenden und sich erwarten, dass der Euro der Zukunft mehr wie Ethereum funktioniert und weniger wie ein Papierschein. Die EZB sollte mehr Power in neue Technologien stecken und nicht Kapazitäten ins Redesign eines Auslaufmodells. Die Konzeption des digitalen Euros aus heutiger Sicht lässt zu wünschen übrig – da kann man noch mehr Hirnschmalz reinstecken.

Ach ja, und dann gibt es da ja noch ein wachsendes Problem. Das sieht so aus:

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