Nicht verpflichtend

Methan: Mehr als 100 Staaten wollen Ausstoß um 30 Prozent reduzieren

Methanlecks entstehen etwa bei der Gewinnung von Öl und Gas ©pixabay
Methan entsteht etwa bei der Gewinnung von Öl und Gas ©pixabay
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Geht es darum, Emissionen zu reduzieren, um die Klimakrise einzudämmen, geht es in der öffentlichen Debatte meist um Kohlendioxid (CO2). Oft wird dabei jedoch vergessen, dass CO2 nur eines von verschiedenen klimaschädlichen Treibhausgasen ist. Neben Lachgas (N2O) und fluorierten Gase (F-Gase) ist vor allem auch Methan (CH4), welches ein Hauptbestandteil von Erdgas ist, ein großer Treiber der Klimakrise. In einem aktuellen Bericht der Climate & Clean Air Coalition des United Nations Environment Programme wird für Methan eine zehnmal stärker erwärmende Auswirkung als Kohlendioxid auf die Atmosphäre genannt. Über einen Zeithorizont von 20 Jahren betrachtet, wird direkt in die Atmosphäre freigesetztes Methan von Expert:innen sogar als mehr als 80 Mal wirksamer als CO2 eingeschätzt.

Schnelle positive Klimawirkung

Um das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, den Klimawandel auf 1,5 °C zu begrenzen, müsse die Welt die Treibhausgasemissionen bis 2030 fast halbieren, zeigen dieAnalysen  im Klimabericht IPCC 2018. Die Ergebnisse der Reduktion könnten dafür aber dann schnell spürbar sein. So ist Methan zwar für das Klima deutlich schädlicher als CO2, doch in der Atmosphäre wird es relativ schnell abgebaut. Der Wissenschaft zufolge verweilt es dort nur knapp zwölf Jahre – im Gegensatz zu CO2, das für Jahrhunderte in der Atmosphäre bleibt.

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104 Staaten schließen sich Initiative an

Das Einsparpotenzial bei Methanemissionen ist auch bei der Politik angekommen, die derzeit im Rahmen der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow zusammenkommt. Gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nun den Global Methane Pledge an. Laut einer Mitteilung der EU-Kommission hätten sich rund 100  Staaten der Initiative angeschlossen, die das Ziel hat, den Ausstoß des potenten Treibhausgases bis 2030 im Vergleich zu 2020 um 30 Prozent zu reduzieren. Wenn der Global Methane Pledge umgesetzt würde, könne die Erderwärmung bis 2050 um mindestens 0,2° C verringert werden, so die EU-Kommission.

Die Methanstrategie unterstützten Philantropen mit 328 Millionen US-Dollar. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, die Europäische Investitionsbank und der UNFCC-Klimafonds haben technische Hilfe und finanzielle Mittel für Projekte zugesagt, die den Pakt unterstützen.

Neben der EU und der USA haben sich unteranderem auch Kanada, Japan, Israel und Brasilien der Iniative angeschlossen. Insgesamt würde bereits 70 Prozent der Weltwirtschaft dem Pakt angehören, so die EU-Kommission, auf die fast die Hälfte der anthropogenen Methanemissionen entfallen. Viele andere große Emittenten haben sich bisher nicht angeschlossen, darunter etwa China, Indien und Russland – gerade Länder, in denen in der Vergangenheit bereits große Methanemissionen verzeichnet wurden.

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Neue Beobachtungsstelle für Methan

Auf dem letzten G20-Gipfel, welcher Ende Oktober in Rom stattfand, hat das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) eine neue Beobachtungsstelle namens „The International Methane Emissions Observatory (IMEO)“ ins Leben gerufen. Diese soll die „die globale Berichterstattung über Methanemissionen auf ein völlig anderes Niveau bringen“ soll, wie es in einer Mitteilung der EU-Kommission heißt. Die geplante Reduktion der Methanemissionen soll sich vor allem auf den Energiesektor konzentrieren, d.h. auf die Emissionen, die bei der Gewinnung von Kohle, Erdöl und Erdgas entstehen. Später sollen auch die Abfallwirtschaft und der Agrarsektor hinzukommen, denn Methan entsteht auch auf Mülldeponien und in der Rinderzucht.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen dazu: „Methan ist eines der gefährlichsten klimaschädlichen Gase. Wir müssen die Methanemissionen dringend reduzieren, um unsere Klimaziele zu erreichen. Eine bessere Satellitenüberwachung ist unerlässlich, und die EU ist stolz darauf, die Einrichtung des Internationalen Observatoriums für Methanemissionen zu unterstützen.“

Die Beobachtungsstelle soll einen globalen öffentlichen Datensatz empirisch verifizierter Methanemissionen – beginnend mit dem Sektor der fossilen Brennstoffe erstellen, so die EU-Kommission. In diesen sollen die Daten aus hauptsächlich vier Strömen zunächst integriert werden: der Berichterstattung aus der Oil and Gas Methane Partnership 2.0 (OGMP 2.0), aus direkten Messdaten in wissenschaftlichen Studien sowie Fernerkundungsdaten und nationalen Beständen. Daraus soll ein öffentlicher verfügbarer Satz möglichst feiner und genauer Daten empirisch verifizierter Methanemissionen entstehen, welcher  Unternehmen und Regierungen dabei unterstützen soll, Maßnahmen für die Minderung von Methan auszurichten und wissenschaftlich fundierte politische Optionen zu unterstützen, so die EU-Kommission.

Methan-Leckagen schwer aufzuspüren

Der große Vorteil bei Methan liegt darin, dass Leckagen prinzipiell leicht zu beheben sind, da dafür keine fortschrittliche Technologie benötigt wird. Es ist zudem ein Gas, das prinzipiell eingefangen und unterirdisch gelagert werden könnte – ähnlich wie beim Speichern von Kohlenstoff (Carbon Capture and Storage, kurz: CCS). Es könnte dann zusammen mit Erdgas für die Energiegewinnung verwendet werden. CCS-Verfahren sind jedoch umstritten und gelten bisher als noch nicht ausgereift. Doch auch wenn Lecks relativ leicht einzudämmen sind, müssen diese überhaupt erst einmal entdeckt werden.

Bisher sind Methanemissionen nämlich schwierig zu erkennen und zu messen. Laut Bloomberg sind Satellitenbilder und Infrarot-Kameras in den vergangenen Jahren wichtige Hilfsmittel geworden, um große Methan-Leckagen aus Leitungen, Deponien und Speichern zu erkennen. Kleinere Leckagen sind für Satelliten jedoch deutlich schlechter aufzuspüren, da es für diese eine höhere Auflösung der Satellitenkameras benötigt. Zudem kann die Witterung laut Bloomberg dazu führen, dass Emissionen schwieriger zu erkennen sind. Im Rahmen der Initiative sind nun neue Satelliten geplant, um Methanemissionen breitflächiger und präziser zu erkennen.

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Keine Verpflichtung für Länder

Es sieht also so aus, als würde das Treibhausgas Methan mit der COP26 nun stärker in den Fokus der Weltgemeinschaft gestellt. Doch auch wenn die Initiative ein sinnvolles Ziel verfolgt, bleibt auch sie bisher nur eine Ankündigung.

Die Bekenntnisse der Länder sind nicht verpflichtend, konkrete Umsetzungsmaßnahmen, außer die Aufstockung der finanziellen Mittel und den neuen Fokus durch die Beobachtungsstelle IMEO, gibt es bisher nicht. US-Außenminister John Kerry sagte laut Bloomberg, dass die Unterzeichnung der Initiative dazu beitragen solle, dass das Treibhausgas stärker wahrgenommen wird. Individuelle Methan-Emissionen zu reduzieren, soll für Länder keine Last sein.

Doch um ein gewisses Maß an Verpflichtungen werden die Entscheidungsträger:innen nicht umherkommen, wollen sie sie Welt auf Klimakurs bringen. Mit ihren jetzigen Plänen steuern sie auf eine Erhitzung des Planeten von 2,7 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu. Daher bedarf es nicht nur bei Methan, sondern bei allen Treibhausgasen, allen voran CO2, klare Reduktionsschritte und -Ziele.

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