Marcus Mosen soll neuer Interim-CEO bei N26 werden – Bericht

Wie berichtet, wackeln offenbar bei der Online-Bank N26 die Positionen der Co-CEOs und Gründer Valentin Stalf und Maximilian Thayenthal. Wie die Financial Times, wie immer unter Berufung auf gut informierte Quellen, berichtet, soll schon bald ein Interim-CEO an ihre Stelle treten, bis dann auch langfristig eine Nachfolge gefunden ist. Bereits im September soll, so berichtet es die FT, ein gewisser Marcus W. Mosen die Spitzenposition bei N26 bekommen.
Investoren des wertvollsten deutschen Fintechs N26 drängen auf einen Führungswechsel, nachdem die Finanzaufsicht BaFin neue Bedenken geäußert hat. Nach einer Vereinbarung, die zwischen den Geldgebern und Mitgründern des Unternehmens verhandelt wird, würden die beiden Co-Geschäftsführer bis zum Ende des Jahres zurücktreten, berichteten mit der Angelegenheit vertraute Personen der FT. Valentin Stalf soll demnach bis zum 1. September ausscheiden, Max Tayenthal bis zum 31. Dezember. Marcus Mosen, derzeit Vorsitzender des Aufsichtsrats, steht als Interims-Co-Geschäftsführer bereit.
Mosen ist derzeit noch Vorsitzender des Aufsichtsrats von N26. Er war zuvor CEO des Zahlungsdienstleisters Concardis und hatte Führungspositionen bei den Unternehmen Ingenico, Ogone, Easycash und First Data inne. Darüber hinaus ist er Fintech-Investor, Beirat in verschiedenen Fintech-Startups und außerdem Berater für Venture Capital-Unternehmen.
Die Turbulenzen an der Spitze von N26 folgen auf eine Drohung der BaFin im vergangenen Monat, neue Sanktionen gegen die Bank zu verhängen. Die Aufsichtsbehörde plant, eine formelle Verwarnung gegen zwei Vorstandsmitglieder auszusprechen und einen weiteren Sonderbeauftragten zu ernennen. Dies geschieht, nachdem die Bank erst vor kurzem eine wegen früherer Mängel verhängte Wachstumsbeschränkung überwunden hatte.
Schwächen im Kontrollsystem
Die BaFin hat bei einer Sonderprüfung im vierten Quartal des vergangenen Jahres „Schwächen in den internen Kontrollsystemen, Prozessen und der Gesamtorganisation“ von N26 aufgedeckt, wie aus dem Jahresbericht der Bank hervorgeht. Diese Feststellungen kommen nur wenige Monate, nachdem die Aufsichtsbehörde langjährige Wachstumsbeschränkungen aufgehoben und zugestimmt hatte, dass keine Überwachung durch einen Sonderbeauftragten mehr erforderlich sei.
N26 erklärt in seinem Jahresbericht, dass das Unternehmen einen „umfassenden Verbesserungsplan“ gestartet habe, um die von der BaFin festgestellten Mängel bis Ende März nächsten Jahres zu beheben. Der Vorstand habe die direkte Aufsicht über diese Arbeiten übernommen. Die regulatorischen Probleme erschweren jedoch die Bemühungen, frisches Kapital zu beschaffen – eine früher in diesem Jahr gestartete Finanzierungsrunde wurde auf Eis gelegt.
Verhandlungen über Stimmrechte und Renditen
Im Rahmen der aktuellen Verhandlungen sollen Stalf und Tayenthal auf ihre besonderen Stimmrechte verzichten, die ihnen ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen einräumen. Im Gegenzug würden Investoren, die das Unternehmen in der Finanzierungsrunde 2021 mit einer Bewertung von 7,7 Milliarden Euro unterstützt haben, Abstriche bei ihren Renditen machen. Diese Investoren, darunter Third Point Ventures und Coatue Management, hatten eine garantierte jährliche Rendite von 25 Prozent seit ihrer Investition erhalten.
Die Gründer sollen zwei Nominierungen für den Aufsichtsrat erhalten und könnten sich selbst nominieren, vorbehaltlich der Genehmigung durch die BaFin. Die derzeitigen Mitglieder des Aufsichtsrats lehnen jedoch ihre direkte Ernennung ab. Sie argumentieren, dass die Aufnahme eines amtierenden Geschäftsführers ohne Abkühlungsphase die Unabhängigkeit des Gremiums und seine Fähigkeit, als Kontrollorgan des Vorstands zu fungieren, gefährden könnte. Eine Einigung könnte es schon bald geben.