Streitpunkt: Solar-Geoengineering

Nach Testabsage in Schweden: Erdkühlung durch Sonnenverdunklung braucht mehr Studien, so Forscher

©unsplash/ zoltan tasi
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Nun also doch nicht. Eigentlich war es geplant, das Stratospheric Controlled Perturbation Experiment (SCoPEx), welches unter der wissenschaftlichen Leitung der Harvard University steht und finanziell von Bill Gates unterstützt wird, diesen Sommer im Rahmen eines Testfluges in Schweden auszuprobieren. Mit dem Experiment wird die Möglichkeit untersucht, einen globalen Kühleffekt auszulösen, indem Sonnenstrahlen zurück ins All reflektiert werden. Dafür soll das sonnenreflektierende und ungiftige Aerosol Kalziumkarbonat mittels eines Ballons in 20 Kilometer Höhe in der Atmosphäre freigelassen werden. Diese Methode ist eine Art des Geoengineering und sowohl bei Umweltschützern als auch bei Wissenschaftlern stark umstritten. Der für Juni 2021 geplante Testflug wurde nun aufgrund des großen öffentlichen Widerstandes Anfang April von der schwedischen Raumfahrtbehörde abgesagt.

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Insbesondere die ökologischen Folgen und Risiken eines solchen Eingriffes sind bisher nicht ausreichend geklärt, weswegen Vorschläge zu der Anwendung solcher sogenannten Solar Radiation Modification (SRM)-Strategien auf Kritik stoßen. Diese fehlenden Kenntnisse bemängeln auch zwei Untersuchungen amerikanischer Forscher, welche aktuell veröffentlicht wurden.

Ökologische Risiken unklar

Die amerikanische Forschungsgruppe Climate Intervention Biology Working besteht aus Geo-Engineering-Modellierern, Klimawissenschaftlern und Ökologen und hat nun eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht, in welcher sie versuchten die möglichen Auswirkungen der SRM auf die Biodiversität und Ökologie zu ergründen. Diese Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten fehle bisher, so einer der Autoren des Papiers, Peter Groffmann vom Advanced Science Research Center der City University of New York im Interview mit dem Journals Ars Technica: „Wir sind mit der Idee angetreten, dass wir diese Gruppen wirklich zusammenbringen müssen, um über dieses komplexe Problem zu sprechen.“ In verschiedenen Szenarien haben die Wissenschaftler mögliche Effekte des SRM untersucht. Groffmann nach, könnte durch die Injektion von Partikeln in die Stratosphäre unter anderem der Niederschlag beeinflusst werden und das dadurch fehlende Sonnenlicht bei gleichbleibender CO2-Menge könnte das Pflanzenwachstum verändern. Das hätte wiederrum Auswirkungen auf andere ökologische Zusammenhänge. Auch könnte das CO2, welches weiterhin in der Atmosphäre verbleibt, langfristig Probleme verursachen, so Groffman. Diese möglichen Szenarien haben die Forscher mit verschiedenen Ausgangssituationen untersucht. Die tatsächlichen ökologischen Folgen des SRM seien bisher aber unbekannt.

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200 Mio. US-Dollar für Forschung

Zu diesem Ergebnis kam auch eine Einschätzung der amerikanischen National Academy of Science, Engineering und Medicine. Diese hatten unteranderem auch die Möglichkeit der Aufhellung von Meereswolken und die Ausdünnung von Zirruswolken als Möglichkeiten untersucht, die Erdtemperatur zu kühlen. Die Autoren schlagen in ihrer Untersuchung vor, ein entsprechendes Forschungsprogramm in den USA zu entwickeln, in welchem ökologische, soziale und technische Fragen zum Solar-Geoengineering untersucht werden. Über den Zeitraum von fünf Jahren sollten dafür 100 bis 200 Millionen US-Dollar budgetiert werden, so die Empfehlung der Forscher.

In beiden Schriften verwiesen die Autoren auf den Bedarf weiterer Untersuchungen. Außerdem machten sie deutlich, dass trotz der Untersuchungen der SRM- Strategien, die Reduzierung der Treibhausgasemissionen weiterhin Priorität haben sollte. Vielmehr sind die Geoengineering-Strategien als eine Art Notfalllösung zu betrachten. Ähnlich hatte sich auch der Leiter des Stratospheric Controlled Perturbation Experiment (SCoPEx) von der Harvard University bereits in der Vergangenheit geäußert.

 

 

 

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