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„Network States“: Tech-Entrepeneure wollen Startup-Nationen aufbauen

Symbolbild © Dall-E / Trending Topics
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Der Tech-Unternehmer Balaji Srinivasan hat eine Vision für die nahe Zukunft: Menschen sollen ihre Staatsbürgerschaft ähnlich wie eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio wählen können. Srinivasan, der früher CTO von Coinbase und General Partner bei Andreessen Horowitz war, glaubt, dass die Technologie vieles, was Regierungen derzeit tun, besser machen kann. Seine Idee der „Network States“ sieht vor, dass sich Gemeinschaften zunächst im Internet um gemeinsame Interessen oder Werte bilden. Anschließend erwerben sie Land und werden zu physischen „Ländern“ mit eigenen Gesetzen. Diese würden parallel zu bestehenden Nationalstaaten existieren und sie schließlich ganz ersetzen, berichtet die BBC.

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Network States bilden sich zunächst im Internet

„Wir gründen neue Unternehmen wie Google; wir gründen neue Gemeinschaften wie Facebook; wir gründen neue Währungen wie Bitcoin und Ethereum; können wir neue Länder gründen? Stellen Sie sich tausend verschiedene Startups vor, von denen jedes eine andere alte Institution ersetzt. Sie existieren parallel zum Establishment, sie ziehen Nutzer:innen weg, sie gewinnen an Stärke, bis sie das neue Ding werden“, so Srinivasan bei einer Konferenz in Amsterdam im letzten Herbst.

Solche Startup-Nationen sollen aus Gemeinschaften mit gemeinsamen Interessen und Werten entstehen, die sich zunächst im Internet gebildet haben. Sie sollen Land erwerben und zu physischen „Ländern“ mit eigenen Gesetzen werden. Diese würden neben den bestehenden Nationalstaaten existieren und sie schließlich ganz ersetzen.

Idee geht über „Bananenrepubliken“ hinaus

Es ist nichts Neues, dass Unternehmen einen Einfluss auf die Angelegenheiten von Nationalstaaten haben. Der Begriff „Bananenrepublik“ leitet sich von der Tatsache ab, dass ein US-Unternehmen, United Fruit, Guatemala ab den 1930er Jahren jahrzehntelang im Grunde beherrschte. Das Unternehmen besaß nicht nur den größten Teil des Landes, sondern betrieb auch die Eisenbahn, die Post und den Telegrafen. Als die lokale Regierung versuchte, zurückzuschlagen, half die CIA United Fruit, indem sie einen Staatsstreich anzettelte.

Aber die Network States-Bewegung scheint noch größere Ambitionen zu haben. Sie will nicht nur, dass die bestehenden Regierungen gefügig werden, damit die Unternehmen ihre eigenen Angelegenheiten regeln können. Sie will die Regierungen durch Unternehmen ersetzen.

Honduras vs. Startup-Staat Próspera

Ein bereits bestehendes Beispiel für einen Network State ist Próspera. Dieses Projekt wird von einem gewinnorientierten Unternehmen mit Sitz im US-Bundesstaat Delaware betrieben und erhielt unter der vorherigen honduranischen Regierung einen Sonderstatus, der es ihr erlaubte, eigene Gesetze zu erlassen. Die derzeitige Präsidentin Xiomara Castro möchte, dass Próspera verschwindet, und hat damit begonnen, ihr einige der ihr gewährten Sonderrechte zu entziehen. Próspera verklagt die Regierung von Honduras auf 10,8 Milliarden Dollar.

Einige sehen in der Idee des Network State ein neokoloniales Projekt, das gewählte Führungspersonen durch Unternehmensdiktatoren ersetzen würde. Andere halten es für eine Möglichkeit, die regulierungsverseuchten westlichen Demokratien zu umgehen. Elemente des Network State gibt es bereits in „Charter Cities“ – Sonderwirtschaftszonen ähnlich Freihäfen. Weitere dieser „Startup-Gesellschaften“ sind Cabin, eine „Netzwerkstadt moderner Dörfer“ mit Niederlassungen in den USA und Portugal, sowie Culdesac, eine auf Remote-Arbeit ausgerichtete Gemeinschaft in Arizona.

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Unternehmensdiktaturen nach Demokratie-Zusammenbruch

Ein weiteres Projekt dieser Art nennt sich Praxis. Mitgründer Dryden Brown möchte einen neuen Stadtstaat an der Mittelmeerküste errichten. Dieser soll nicht von einer riesigen Staatsbürokratie, sondern auf der Blockchain regiert werden. Die ersten Bürger:innen könnten 2026 einziehen, so Brown. Die „Praxis-Gemeinschaft“ existiert derzeit aber hauptsächlich im Internet. Es gibt eine Website, auf der man die Staatsbürgerschaft beantragen kann.

Wer genau diese Bürger:innen sind, ist unklar. Auch nicht ganz geklärt ist, wer die Infrastruktur von so einem Stadtstaat aufbauen und betreiben würde. Das Projekt geht davon aus, dass neue Technologien wie Krypto, Blockchain und KI zum Zusammenbruch des demokratischen Nationalstaats führen werden. Tatsächlich scheinen sie sich auf eine Zukunft, in der Unternehmen diktatorisch über ihre eigenen Staaten herrschen, zu freuen. Speziell Praxis zeigt in seiner Kommunikation teils rechtsextreme und antidemokratische Züge.

Es bleibt abzuwarten, ob die Idee der Network States tatsächlich Realität wird oder ob es sich nur um eine Fantasie von Tech-Bros handelt, die als rechtsextreme Revolutionäre auftreten, um sich auf Kosten des Establishments zu amüsieren. Doch angesichts der Bestrebungen, mehr autonome Zonen, Freihäfen und Charter Cities zu fördern, scheint die Bewegung des Netzwerkstaates bereit zu sein, falls die Demokratie in Schwierigkeiten gerät.

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