Norwegen: Wenn der Boom von Elektroautos zum Problem wird
In Norwegen ist dieses Jahr der Tipping Point erreicht worden. Das skandinavische Land ist das erste, in dem in einem Monat erstmals mehr als 50 Prozent der verkauften Neuwagen Elektroautos waren. Getrieben durch den Boom des Model 3 von Tesla, haben sich 2019 E-Autos so gut wie noch nie zuvor verkauft – obwohl der Absatz schon zuvor sehr gut war. 2018 etwa war fast jedes dritte verkaufte Auto (31,2 Prozent) ein Elektroauto.
Hohe Subventionen
Doch dieser hohe Anteil an Elektroautos wird für Norwegen jetzt zum Problem. Denn der Boom ist nicht einfach nur wegen der Umweltfreundlichkeit der Bevölkerung entstanden, sondern vielmehr durch enorme staatliche Subventionen. So zahlen Käufer von E-Autos weder die 25-prozentige Mehrwertsteuer noch Mautgebühren auf Straßen und den in Norwegen wichtigen Fähren. Auch von der Kraftfahrzeugsteuer sind die Elektro-Käufer befreit, und auf die Gewichtssteuer bekommen sie (Batterien von Elektrowagen sind sehr schwer) einen 50-prozentigen Rabatt.
Diese großen Steuererleichterungen haben nun ein Loch in das Budget des kleinen Staates gerissen. Im Jahr 2018 hat Norwegen Einnahmen und Abgaben in Höhe von 3 Milliarden Kronen (das sind fast 300 Millionen Euro) wegen die vielen Subventionen für Elektroautos verloren. Finanzministerin Siv Jensen musste dieses Minus ausgerechnet durch Gelder aus dem staatlichen Ölfonds ausgleichen. Norwegen ist ein an Erdöl und Erdgas reiches Land und exportiert die Rohstoffe. selbst setzt das Land vor allem auf Wasserkraft – dementsprechend „grün“ sind Elektroautos dort auch unterwegs.
E-Autos werden immer teurer
Doch trotz der Probleme, die Elektroautos verursachen, will Norwegen an seinen ambitionierten Plänen festhalten. Ab 2025 sollen nur noch abgasfreie Autos neu zugelassen werden. Um die Staatseinnahmen dann nicht komplett aus dem Gleichgewicht zu bringen, werden wohl neue Steuern und Abgaben für Elektroautos eingeführt werden müssen. Erste Anzeichen gibt es schon: In mehreren Regionen müssen Fahrer von Elektroautos bereits die Hälfte der Maut berappen.
Auch die kostenlosen Ladestationen, die es in Oslo bis dieses Jahr gab, sorgten für Probleme. Etwas mehr als 12 Prozent der Autos in der norwegischen Hauptstadt sind elektrisch – und weil der Strom für sie an den rund 1.300 Ladesäulen im Stadtgebiet gratis war, waren die Stationen ständig zugeparkt. Die Stadtregierung führte schließlich Gebühren (ca. 1 Euro pro Stunde) ein, um mehr Rotation in die Nutzung zu bringen.