OpenStreetMap: Britische Stiftung erwägt wegen Brexit Abwanderung
Der Brexit hat weiterhin massive Auswirkungen auf Unternehmen, die ihren Sitz in Großbritannien haben. Viele überlegen wegen der neuen rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse die Abwanderung in die EU. Dazu gehört jetzt auch OpenStreetMap, eine Stiftung, die Geodaten sammelt und für die Öffentlichkeit auf Karten kostenlos zur Verfügung stellt. Vor fast 20 Jahren hat der britische Entrepeneur Steve Coast das Projekt ins Leben gerufen. Wegen bürokratischer Streitigkeiten zwischen Großbritannien und der EU erwägt OpenStreetMap laut dem Guardian jetzt den Umzug in die EU.
Datenbank-Rechte seit Brexit unklar
„Es gibt für den möglichen Standortwechsel keinen einzelnen Grund, sondern viele kleine Gründe. Die meisten davon hat der Brexit entweder ausgelöst oder verstärkt“, erklärte Guillaume Rischard, Schatzmeister von OpenStreetMap, kürzlich Mitgliedern der Stiftung in einer E-Mail. Ein besonders schwerwiegendes Problem seien die Unterschiede zwischen EU und Großbritannien im Bereich der Datenbank-Rechte. Beide beschützen zwar Urheberrechte, jedoch nur bei kreativen Werken. Karten seien davon nicht betroffen.
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Bis zum Brexit war die Datenbank von OpenStreetMap noch geschützt, weil es eine eigene EU-Regel dafür gibt. Diese gilt dann, wenn „eine beträchtliche Investition in die Beschaffung, Verifizierung oder Präsentation der Daten“ vorliegt. Seit dem Austritt von Großbritannien schützt die EU aber keine dort erstellten Datenbanken mehr, was auch vice versa gilt. Weitere Probleme sind laut Rischard die zunehmende Schwierigkeit, in Großbritannien PayPal zum Banking zu verwenden sowie die Verluste von .eu-Domains.
OpenStreetMap sucht noch nach neuem Standort
Seit der Gründung im Jahr 2004 hat OpenStreetMap detaillierte digitale Karten erstellt. Dafür verlässt sich die Stiftung vor allem auf die Hilfe von Freiwilligen. Diese arbeiten teilweise von zuhause aus und zeichnen Daten anhand von Satellitenbildern auf. Sie sind aber auch vor Ort unterwegs und helfen dabei, den Standort von Geschäften oder Restaurants zu bestimmen. Unter anderem nutzen Apple, Microsoft und Uber diese Karten, was durchaus kontrovers betrachtet wird. Dem Guardian zufolge sind viele Kritiker besorgt, dass Großunternehmen mehr Zugang zu den Karten erhalten könnten als gewöhnliche User.
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Noch ist nicht entschieden, ob die Stiftung Großbritannien wirklich verlässt. Sie hat noch kein geeignetes Land für den neuen Standort gefunden. Irland ist laut dem Guardian keine Option, weil die Führungskräfte dafür dort Einwohner sein müssten. Auch Frankreich sei zu kompliziert, da es dort schwer wäre, englischsprachige Dienstleistungen anzubieten. „Der Umzug würde viel Zeit, Geld und Mühen erfordern“, sagt Rischard.