Ordio: HR-Startup holt 12 Millionen Euro in Series A

Das Kölner HR-Startup Ordio sichert sich 12 Millionen Euro in einer Series-A-Finanzierungsrunde. Das 2021 von David Keuenhof und Gregor Pilz gegründete Unternehmen entwickelt ein „People Operating System“ für Branchen mit Arbeitsplätzen außerhalb des Büroumfelds. Die Finanzierungsrunde wird vom Wiener Technologie-Investor 3VC angeführt, mit Beteiligung des Schweizer Family Office Wecken & Cie. sowie der Bestandsinvestoren Capnamic und Simon Capital. Mit dem frischen Kapital plant Ordio die Einführung von „Payroll Plus“, einer vollautomatisierten Lohnabrechnungslösung für Mitarbeitende ohne Schreibtisch.
Ordio digitalisiert und automatisiert sämtliche Prozesse von der Schichtplanung bis zur Lohnabrechnung. Das Unternehmen entstand aus der persönlichen Erfahrung von Mitgründer Keuenhof: Bei der Verwaltung der 135 Mitarbeiter:innen seiner Sushi-Ninja-Restaurantkette stellte er fest, dass Schichtplanung, Krankmeldungen und Lohnabrechnung ein „organisatorisches Chaos“ darstellten. „Das ist der größte Automatisierungsschritt im Lohnbereich seit Jahrzehnten“ so Co-CEO Keuenhof. „Was früher Wochen dauerte, passiert künftig in Minuten – ohne menschliches Zutun.“
Unterversorgte Branchen mit hohem Automatisierungsbedarf
Laut Ordio arbeiten über 100 Millionen Menschen in Europa in Nicht-Büro-Jobs – vom Gesundheitswesen und Gastgewerbe bis zum Einzelhandel und der Logistik. Trotz eines Marktes für digitale Lösungen von über 20 Milliarden Euro seien diese Sektoren unterversorgt. Während Bürosoftware boomt, verlassen sich viele Unternehmen bei der „deskless workforce“ weiterhin auf manuelle Prozesse, Einzellösungen und physische Papierdokumente. Federico Rota Candiani, Investment Manager bei 3VC, betont: „Ordio definiert neu, wie Personal und Arbeit im Gastro-, Retail- und Servicebereich organisiert wird. Anstelle einzelner Tools und manueller Lohnabrechnung erhalten Nutzer eine umfassende Cloud-Lösung, die sämtliche Prozesse erfasst und automatisiert. Wir sehen in Ordio einen starken Treiber für die Zukunft der Schichtarbeit und freuen uns, das Team auf seinem Weg zu unterstützen.“
Die Herausforderungen in diesen Branchen sind erheblich: Zwischen 2020 und 2023 mussten rund 48.000 gastronomische Betriebe in Deutschland schließen. Die Branche kämpft mit einem gravierenden Personalmangel, wobei die Fluktuationsraten in einigen Sektoren bis zu 50 Prozent erreichen. Dazu gesellen sich komplexe rechtliche Anforderungen: Löhne, Boni, Abwesenheiten und Steuerkonformität müssen alle präzise verwaltet werden, was die Lohnabrechnung deutlich anspruchsvoller macht als im typischen Büroumfeld.
Vollautomatisierte Lohnabrechnung soll kommen
Mit „Payroll Plus“ will Ordio die erste vollautomatisierte Lohnabrechnungsplattform mithilfe von AI einführen. Diese sei spezialisiert auf komplexe Lohnberechnungen in schreibtischlosen Branchen und soll im Sommer 2025 auf den Markt kommen. Ordio automatisierte bereits zuvor Bruttolohnberechnungen, „Payroll Plus“ wird nun erstmals die vollständige Nettolohnverarbeitung integrieren. Die modulare Plattform vereine alle zentralen betrieblichen Prozesse: vom Onboarding und der Schichtplanung bis zur automatisierten Lohnabrechnung, in einer skalierbaren Lösung und soll auf die Realitäten der Belegschaft zugeschnitten sein.
Das deutsche Unternehmen verzeichnet ein aussagekräftiges Wachstum – so hat sich der Umsatz von Ordio 2024 vervierfacht. Mittlerweile nutzen über 1.500 Unternehmen aus den Bereichen Gastgewerbe, Gesundheitswesen, Einzelhandel und Fertigung die Plattform. Mit der neuen Finanzierung will Ordio die Produktentwicklung im Bereich KI-gestützter Lohnabrechnung und Prozessautomatisierung beschleunigen. Das Ziel: zum Rückgrat der realen Arbeitswelt werden und den „organisatorischen Chaos“ in diesen Branchen ein Ende setzen.