„Pflege am Hof“: Niederösterreichisches Startup schafft Pflegeplätze auf dem Bauernhof
Hinter „Pflege am Hof“ stehen die vier engagierten Gründerinnen Monika Debelak-Breneis, Elisabeth Auer, Anna Prüller und Eva-Maria Auer. Sie haben sich mit der Frage beschäftigt, wohin mit geliebten Menschen im Alter, wenn diese nicht mehr alleine zurechtkommen, und ein Konzept entwickelt: ein Umzug auf einen landwirtschaftlichen Betrieb inklusive professioneller Pflege.
Pflege auf dem Bauernhof
Vor allem im Fokus stehen ältere Menschen, die ihr Leben in ländlichen Regionen verbracht haben. Für sie stellt es oft eine immense Herausforderung dar, wenn das gewohnte Leben auf dem Land plötzlich gegen jenes in einer Pflegeeinrichtung eingetauscht wird. Deshalb hat das Startup an Folgendes gedacht: eine wohnortnahe Betreuung in familiärer Umgebung, während die Pensionist:innen gleichzeitig – soweit möglich – aktiv in den Alltag am Hof eingebunden werden sollen. Speziell dachten die Gründerinnen dabei an leichte Gartenarbeit, das Versorgen von Tieren oder die Teilnahme an gemeinsamen Mahlzeiten.
Inspiration aus den Niederlanden
„Unser Ziel ist es, eine kleinstrukturierte Versorgungsform zu bieten, bei der ältere Menschen aktiv in den Alltag integriert werden und Teil einer Gemeinschaft sind“, erklärt die diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin Elisabeth Auer. Sie ist Mitgründerin von Pflege am Hof, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Wiener Neustadt und der Kopf hinter der Idee. Inspiriert wurde sie in den Niederlanden beim Besuchen mehrerer Pflegebauernhöfe, wo ein ähnliches Modell bereits gelebt wird.
Alternative zu traditionellen Pflegeeinrichtungen
Das entwickelte Pflegekonzept sieht eine Betreuung der älteren Menschen entweder auf aktiven oder revitalisierten Bauernhöfen vor. Ob eine Tagesbetreuung oder ein langfristiges Wohnen in Anspruch genommen wird, sollen Interessierte individuell vereinbaren können.
Die Gründerinnen beziehen sich auf Studien, die zeigen, dass ein ländliches Umfeld bzw. ein Bauernhof das Wohlbefinden von Senior:innen steigern soll – dies gelte speziell für Demenzkranke. Einige der positiven Auswirkungen, die daraus resultieren können, seien zum Beispiel ein geringerer Bedarf an Medikamenten. Auch sollen der Appetit angeregt und soziale Interaktion gefördert werden.
Förderungen von Green Hexagon und aws
Seit Anfang 2024 ist Pflege am Hof Teil des Startup-Centers der Fachhochschule Wiener Neustadt, wo das Projekt professionell begleitet und beraten wird. Die vier Gründerinnen nahmen außerdem an dem internationalen Pre-Incubation-Programm „Green Hexagon“ teil – dieses wird von Erasmus+ gefördert. Mit dem aws First Incubator erhält das Social Impact Startup auch Rückenwind von einem staatlichen Fördergeldgeber. Zudem haben Auer und ihr Team den Social Impact Award gewonnen sowie das Projekt beim FHWN-Gründertag für „die innovative Idee eines Pflegekonzepts der Zukunft, das gesellschaftliche Herausforderungen aufgreift und in konkrete Lösungen umsetzt“, ausgezeichnet wurde.
Große Zukunftspläne für eine neue Pflegeform
Aktuell arbeiten die vier Gründerinnen von „Pflege am Hof“ an einem Pilotprojekt für die Tagesbetreuung auf einem Bauernhof. Sie sind außerdem dabei, das Angebot zu konkretisieren, denn schon bald möchte man die Tagesbetreuung auf landwirtschaftlichen Betrieben tatsächlich einführen. In zwei Jahren soll das Konzept „Wohnen auf dem Hof“ Realität werden.
Langfristig plant das Startup, zwei Standorte in Österreich zu eröffnen, die eine familiäre Pflegealternative für ältere Menschen schaffen – idealerweise in der Nähe ihres Wohnortes. Als Zeithorizont werden fünf Jahre angegeben. „Wir möchten eine Pflegeform etablieren, die älteren Menschen nicht nur Betreuung, sondern auch eine höhere Lebensqualität ermöglicht“, so Auer abschließend.
GreenTech-Startup Circly gewinnt PlanRadar-Gründer als Investoren