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Rückblick: Zehn Klima-Lichtblicke aus dem Jahr 2021

Die schönsten Lichtblicke im Jahre 2021 für den Klimaschutz ©Faith McDonald/Unsplash
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Auch 2021 dominierten wieder die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Folgen das öffentliche Leben und damit auch das eigene. Zusätzlich werden auch die Folgen der Klimakrise immer deutlicher. Das zeigte auch der im August veröffentlichte sechste Sachstandbericht des UN-Weltklimarats (IPCC). Einige Haupterkenntnisse aus diesem: Das 1,5 Grad Ziel könnte bereits in den 2030er-Jahren überschritten sein, Klimaextreme nehmen in allen Weltregionen zu und, für alle die das bisher weiterhin bezweifelten, der aktuelle Klimawandel ist definitiv menschengemacht.

Somit wurden die Gründe zum Handeln für mehr Klima- und Umweltschutz wieder mehr als verdeutlicht. In verschiedenen Bereichen gibt es jedoch Lichtblicke aus dem Jahr 2021. Daher nun einmal ein Blick auf einige positiven Entwicklungen aus 2021:

1. EAG, CO2-Preis und Klimaticket

Dieses Jahr ist einiges auf dem österreichischen Klimapolitik-Parkett passiert. Einige Beispiele: Im Juli 2021 wurde nach langen Diskussionen das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) beschlossen, das die Grundlage für den Ausbau von Solar-, Windkraft und Co. setzt. Hinzu kommt die Möglichkeit, Erneuerbare Energiegemeinschaften zu gründen. 

EAG: Regierung und Opposition einigen sich auf lang ersehntes Gesetz

Mit der ökosozialen Steuerreform, die heuer beschlossen wurde, gibt es ab Juli 2022 erstmals einen CO2-Preis für Unternehmen, die Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas in den Umlauf bringen. Auch wenn der Einstiegspreis mit 30 Euro pro Tonne sehr gering ist, ist damit ein Werkzeug zur Emissionsminderung gesetzt, das sich nachschärfen lässt. 

Seit dem 26. Oktober 2021 gibt es in Österreich ein Klimaticket. Das große Leuchtturmprojekt der Klimaschutz – und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Die Grünen) soll der Verkehrswende durch preiswertere Tickets den nötigen Anschub geben. Für drei Euro am Tag, also 1.095 Euro im Jahr, ist die Fahrt durch ganz Österreich möglich und es gibt Jahrestickets für die einzelnen Länder. 

Zu guter Letzt gab es dieses Jahr für Umwelt- und Klimaaktivist:innen etwas zu feiern. Die Klimaschutz- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Die Grünen) stoppte das Bauvorhaben Lobau-Tunnel. Dafür hatten sich seit Jahren Klimaschutzaktivist:innen eingesetzt, zuletzt besetzten sie monatelang Baustellen.

Das führt auch zu einem nicht weniger wichtigen Punkt: Umweltschutzbewegungen, wie Fridays for Future, sind auch nach fast zwei Jahren Corona-Pandemie und damit erschwerten Bedingungen nicht leiser geworden und gehen weiterhin für das Klima auf die Straße!

Globaler Klimastreik in Wien: Keine Spur von Klima-Resignation

2. Neue Klimaziele, „Fit for 55“ und COP26

Die USA sind wieder zurück im Pariser Klimaabkommen. Schon bevor Joe Biden die US-Wahlen Ende 2020 gewonnen hat, kündigte er diesen Schritt im Falle eines Wahlerfolges an. Somit war der tatsächliche Eintritt fast nur noch eine Formsache. Auch wenn es aktuell für den US-Präsidenten politisch schwierig läuft, ist die Rückkehr der USA zum Pariser Klimaabkommen ein Erfolg.

Es ist offiziell: USA zurück im Pariser Klimaabkommen

Im November 2021 fand mit der COP26 die 26. Weltklimakonferenz statt. Den hohen Erwartungen konnte sie zwar nicht gerecht werden, trotzdem brachte sie ein paar positive Entwicklungen hervor. Das Klimapaket vervollständigt einige Punkte aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015. So sollen ärmeren Ländern etwa 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Damit soll das Ziel erreicht werden, das eigentlich für 2020 angesetzt gewesen war.

Auch der Anpassungsfond für Länder und Regionen, die bereits vom Klimawandel betroffen sind, soll ab 2025 von 20 auf rund 40 Milliarden US-Dollar aufgestockt werden. Doppelanrechnungen von CO2-Emissionen auf dem internationalen CO2-Markt wurden nun ausgeschlossen und die Staaten sollen bis 2022 die nationalen Klimaziele nachbessern. Das erfolgt jedoch freiwillig und ist nicht verpflichtend.

Mit dem Klima-Maßnahmenpaket „Fit für 55“, welches die EU-Kommission im Sommer vorgestellt hat, soll das ebenfalls heuer verabschiedete neue Ziel, von einer Reduktion der Emissionen in Europa um 55 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 1990 erreicht werden. Auch wenn es natürlich aus Sicht von Umweltschütz:innen immer Potenzial gibt, stehen im Paket Punkte wie ein Verbrennerverbot ab 2035, eine Kerosinsteuer für innereuropäische Flüge und eine mögliche Vorgabe für den Bau von CO2-neutralen Gebäuden in den nächsten Jahren. Durchaus ein gutes Zeichen, auch wenn es noch an Ausarbeitung fehlt.

Nicht zuletzt haben heuer einige der größten Kohlenstoffemittenten wie Indien, Brasilien und Australien erstmals ein Netto-Null-Ziel angekündigt. Auch wenn diese teilweise sehr spät sind – im Fall von Indien ist die Klimaneutralität bisher mit 2070 geplant, und Maßnahmen zur Erreichung der Ziele fehlen – ist es doch ein wichtiges Zeichen, dass auch solche Länder sich nach Jahren des Verweigerns eine Deadline gesetzt haben. 

EU-Kommission: Das steht im Klimaschutz-Maßnahmenkatalog “Fit for 55”

3. Österreichweiter Reparaturbonus und Pfand

Der Reparaturbonus in Wien erfreut sich seit seiner Einführung größter Beliebtheit und das nicht ohne Grund. Wer Bedarf hat, also ein Gerät reparieren lassen will, kann den Bonus herunterladen, ausdrucken und einlösen. Ein Förderantrag ist nicht notwendig. Der Wert beträgt 100 Euro, übernommen werden dennoch höchstens 50 Prozent der Kosten. Wenn sich eine Reparatur nicht mehr auszahlt, etwa weil sie zu teuer wäre, kommt der Bon auch für mögliche Kosten eines Kostenvoranschlags auf und zwar zu 100 Prozent mit einer Deckelung von 45 Euro.

Ab dem ersten Jänner 2022 soll es den bundesweiten Reparaturbonus geben. Laut der Umweltministerin Leonore Gewessler sollen Reparaturen mit bis zu 50 Prozent der Kosten aber maximal mit 200 Euro gefördert werden.

Jetzt kommt der österreichweite Reparaturbonus

Ein weiterer wichtiger Punkt für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft in Österreich: Nach langen Diskussionen kommt nun doch der Einwegpfand auf Dosen und Plastikflaschen nach Österreich. Ab 2025  wird es einer Novelle des Abfallwirtschaftgesetzes zufolge einen Pfand auf Einweggetränkeverpackungen geben. Ein Jahr zuvor, ab 2024, soll bereits das Mehrwegangebot in den Supermärkten wieder verstärkt werden. Auch wenn die tatsächliche Umsetzung somit erst in drei bzw. zwei Jahren folgt, ist der Beschluss ein wichtiger Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft.

Regierung: Pfand auf Dosen und Plastikflaschen kommt 2025

4. Mehr E-Autos

2021 war ein erfolgreiches Jahr für die E-Mobilität. Im August diesen Jahres überholte die Anzahl der Neuzulassungen von Elektroautos und Hybridautos erstmals die Anzahl der Neuzulassungen von Verbrennern in Österreich. Und auch im Winter diesen Jahres war der Trend klar zu sehen. Im November 2021 waren auf Österreichs Straßen 73.588 Elektroautos unterwegs, so die Statistik Austria. Damit machten sie im gesamten Pkw-Bestand 1,4 Prozent aus und es fuhren fast 70 Prozent mehr Fahrzeuge emissionsfrei durch Österreichs Straßen, als im Winter zuvor. Ein großer Schritt, um den CO2-Fußabdruck des Verkehrs zu schmälern. 

Neuzulassungen: E-Autos und Hybride überholen erstmals Verbrenner

Auf der COP26 schlossen sich einige Staaten und Unternehmen für ein baldiges Aus der Verbrennermotoren zusammen. Der Initiative gehören 24 Staaten, elf Autohersteller sowie einige Städte, Unternehmen und Investoren an. Gemeinsam wollen sie ein Enddatum für den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor mit 2035 in den führenden Märkten, im Rest der Welt bis 2040 festlegen. Zu den beteiligten Autokonzernen gehören der britischen Regierung zufolge neben Mercedes-Benz, General Motors und Volvo auch die indischen Hersteller Avera Electric Vehicles und Gayam Motor Works. In ihrem „Fit for 55“-Maßnahmenpaket plädierte die EU-Kommission ebenfalls für ein Verbrenner-Aus im Jahr 2035.

COP26: Staaten & Auto-Konzerne definieren Aus für Verbrenner

5. Von Mehlwürmern und 3D-Druck 

Im Mai diesen Jahres hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit ein neues Kapitel in der Lebensmittelindustrie aufgeschlagen: Mehlwürmer wurden erstmals als neuartiges Lebensmittel (Novel Food) zugelassen. Das gab den Köpfen der Future Food Industrie erstmals die Rechtssicherheit, um aus Mehlwürmern, Grillen und Co. die Lebensmittel unserer Zukunft herstellen zu können. 

Doch nicht nur Insekten sollen dazu beitragen, dass unsere Ernährung nachhaltiger wird. Bereits in diesem Jahr haben es zahlreiche Fleischalternativen aus pflanzlichen Proteinen, Riegel aus Pflanzensprossen und Fisch aus dem 3D-Lebensmitteldrucker in die Supermarktregale geschafft. 

Future Food: Diese 6 Startups haben es 2021 in den Handel geschafft

6. Warum sich Klimaschutz lohnt 

Auch die Wissenschaft hat sich vom zweiten Pandemie-Jahr nicht unterkriegen lassen. Im Gegenteil: Aufgrund von Erkenntnissen diesen Jahres könnten in Zukunft womöglich zahlreiche Menschenleben gerettet werden. Überschwemmungen, Hitzewellen, Dürren – sind meist verheerend und treten oft mit nur mit geringer Vorwarnzeit auf. Forschende vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) haben  ein mathematisches Modell entwickelt, mit dem Vorhersagen für Extremereignisse erheblich früher und besser erfolgen können. 

Zudem macht eine Studie von Forschenden von der Duke University in Durham (North Carolina, USA) Hoffnung für den Klimaschutz. Laut ihnen können die oft als langwierig dargestellten Klimaschutzmaßnahmen schon in den kommenden Jahren einen Nutzen für die Volkswirtschaft haben, insbesondere wenn es um die Gesundheit geht. Durch die Maßnahmen für das Zwei-Grad-Ziel würden in den USA nicht nur 4,5 Millionen vorzeitige Todesfälle verhindert, sondern außerdem 1,4 Millionen Krankenhausaufenthalte, 300 Millionen Tage Arbeitsausfall, 1,7 Millionen Fälle von Demenz entgegengewirkt werden. 

Diese zwei Beispiele zeigen, wie sehr sich Klimaschutz für jede:n einzelne:n von uns lohnen kann.

Klimaschutz bietet bereits kurzfristig enorme gesundheitliche Vorteile

7. Erneuerbare Energien im Fokus 

Mit dem Erneuerbaren Ausbau-Gesetz ist die Grundlage für den Ausbau von Solar-, Windkraft und Co. in Österreich gesetzt. Hinzu kommt die Möglichkeit, Erneuerbare Energiegemeinschaften zu gründen. Aber auch darüber hinaus sind Erneuerbare Energien und die Speicherung von diesen eines der wichtigsten Themen überhaupt im Moment. In Schottland startete im August 2021 etwa die größte schwimmende Windkraftanlage und unter Wien wurde ein potenzielles Warmwasservorkommen entdeckt, welches die Wien Energie für die zukünftige Wärmeversorgung der Stadt nutzen will. Die Europäische Kommission gab Ende Oktober 2021 bekannt, dass die Erneuerbaren Energien 2020 erstmals die wichtigste Energiequelle waren, mit dem größten Anteil am europäischen Strommix noch vor den fossilen Brennstoffen. Auch wenn das ein Resultat der Corona-Krise und der Lockdowns ist, ist es trotzdem ein wichtiges Zeichen. 

 

8. Verloren Geglaubtes kehrt zurück

In diesem Jahr konnten wir gleich zwei selten gewordene Tierarten wieder in Österreich willkommen heißen. Im Januar wurde der in Westeuropa ausgestorben geglaubte Eurasische Luchs das erste Mal wieder gesichtet. Und auch in den Lüften kann man jetzt wieder verloren geglaubte Räuber kreisen sehen: die Seeadler-Population hat sich laut der Umweltorganisation WWF wieder stabilisiert. Noch im Jahr 2000 galten Seeadler in Österreich als ausgestorben.

Nach 20 Jahren: Seeadler in Österreich mit stabiler Population

9. KI für den Umweltschutz

Maschinen und Roboter werden immer intelligenter. Dass die KI auch für den Umweltschutz genutzt werden kann, zeigten in diesem Jahr unter anderem zwei Projekte. Um das Überleben der größten Raubtiere der Welt zu sichern, haben Amazon Web Services (AWS) und Capgemini eine Künstliche Intelligenz entwickelt. Mit dieser sollen die Wanderbewegungen der letzten 350.000 bis 450.000 Pottwale besser verstanden und so in weiterer Folge beachtet werden können. Damit erhoffen sich die Wissenschaftler, künftig Unfälle zwischen Pottwalen und Schiffen vermeiden zu können.

Eine weitere KI-Technik aus den USA soll zukünftig das Leben von Vögeln mit Windkrafträdern erleichtern. Windkraft ist ein enorm wichtiger Faktor bei der Energiewende, allerdings: Durch die Turbinenblätter sterben viele Vögel – vermutlich, weil sie die Rotorblätter im Flug nicht rechtzeitig erkennen können. Um dies zu verhindern möchte das Unternehmen Boulder Imaging durch einen selbstlernenden Algorithmus die Turbinen immer dann herunterfahren lassen, wenn diese in der Flugbahn eines Vogels liegt.

Windkraft: Künstliche Intelligenz kann Vogeltode verhindern

 10. Bildung für den Klimaschutz 

Die Klimakrise gehört zu den größten gesellschaftlichen Problemen unserer Zeit. Um auch in Zukunft genügend Expert:innen mit Know-How ausbilden zu können, hat der Klimaschutz nun Einzug in den Bildungssektor erhalten. In Österreich gibt es bereits mehrere Initiativen. Die Pioneer-Rolle nahm dabei in diesem Jahr die neuseeländische Waikato Universität ein. Dort gibt es künftig den weltweit ersten Bachelor-Studiengang Klimawandel (Bachelor of Climate Change).

In Neuseeland kann nun weltweit erstmalig die Klimakrise studiert werden

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