Kläranlage Simmering

So macht Wien aus dem Abwasser der Stadt Energie

In sechs Faulbehältern entsteht das methanreiche Klärgas © Christian Houdek / ebswien
In sechs Faulbehältern entsteht das methanreiche Klärgas © Christian Houdek / ebswien
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Kläranlagen sind für Städte unverzichtbar, um die großen Mengen an Abwasser, die überall entstehen, zu sammeln und zu reinigen. Allein in Wien fallen laut dem Wiener Kläranlagen-Betreiber ebswien täglich 500 Millionen Liter Abwasser an, also rund 6.000 Liter pro Sekunde. Es stammt aus den Wiener Haushalten, Industrie- und Gewerbebetrieben und einigen Randgemeinden. Egal von wo es kommt, gelangt das Abwasser letztendlich zur Hauptkläranlage in Simmering, wo es weiterbearbeitet wird.

Die Reinigung des Abwassers ist jedoch sehr energieintensiv – Kläranlagen gehören laut Angaben der Stadt Wien zu den größten kommunalen Energieverbrauchern. Demnach benötigt die Hauptanlage in Simmering mehr als ein Prozent des Stroms, den der Energieversorger Wien Energie produziert. Für eine einzelne Anlage ein große Menge. Die Anlagenbetreiber in Simmering haben jedoch einen Weg gefunden, um aus dem anfallenden Klärschlamm Energie zu gewinnen.

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20 Millionen Kubikmeter Gas

„Energie_Optimierung Schlammbehandlung“ (kurz: E_OS), so heißt das Projekt, das von Anlagenbetreiber ebswien und dem Institut für Gewässergüte der Technischen Universität Wien durchgeführt wurde. Das von den Projektbeteiligten entwickelte Verfahren macht sich den Klärschlamm zunutze, der bei der Reinigung des Abwassers anfällt. Von diesem Schlamm fallen in Wien laut Angaben der Stadt jährlich rund zwei Millionen Kubikmeter an. Dieser Schlamm wird auf 38 Grad Celsius erwärmt und in sechs sogenannte Faulbehälter weitergeleitet, die jeweils 30 Meter hoch sind und ein Gesamtvolumen von 75.000 Kubikmetern aufweisen. Unter Luftabschluss bauen Bakterien dort dann die organischen Inhaltsstoffe im Klärschlamm ab.

Während dieses Faulungsprozesses, der 25 Tage dauert, entsteht Klärgas, das zu Zweidrittel aus dem energiereichen Methan besteht. Pro Jahr entstehen 20 Millionen Kubikmeter des Gases, welches das Klima in der Atmosphäre laut UN-Umweltprogramm zehnmal stärker anheizt als Kohlendioxid (CO2). Das klimaschädliche Gas kann jedoch zur Energiegewinnung weiterverwendet werden. Bei seiner Verbrennung in Blockheizkraftwerken entsteht zum einen mechanische Energie, die mit Generatoren in elektrischen Strom umgewandelt wird, zum anderen Wärme für die Heizung und Warmwasserbereitung. Gasbetriebene Blockheizkraftwerke gelten als energieeffizienter als etwa Kohlekraftwerke. Dennoch emittieren sie bei der Energieerzeugung Stickoxide und CO2. Klimaschädliche Emissionen kann die Kläranlage daher nicht gänzlich vermeiden. Sie kann die Energie jedoch nutzen, um ihren Verbrauch selbst zu decken.

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Eine von vielen Maßnahmen

Schon im Jahr 2005 baute die ebswien in den Abwasserstrom Turbinen ein, um dadurch Strom zu erzeugen. Zudem wird auf dem Gelände laut eigenen Angaben auch Sonnenenergie genutzt. Das Projekt E_OS wurde nach fünfjähriger Umsetzungsphase im Juni 2020 abgeschlossen, die Schlammbehandlungsanlage läuft seit diesem Jahr im Regelbetrieb. Durch die gesetzten Maßnahmen produziert die Simmeringer Anlage laut Angaben der Stadt Wien mittlerweile mehr Erneuerbare Energie, als sie zur Abwasserreinigung benötigt. Zudem kann die Anlage laut ebswien sogar einen Überschuss an Strom und Wärme in das Wiener Stromnetz einspeisen. Im Hinblick auf Treibhausgasemissionen können mit der Anlage durch den Prozess 40.000 Tonnen CO2-Äquivalente einspart werden, so der Anlagenbetreiber. Erst im Oktober wurde das Projekt mit dem Nachhaltigkeitspreis 2021 ausgezeichnet, der von der Stadt Wien gemeinsam mit OekoBusiness Wien vergeben wurde.

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