Startup disruptiert sich selbst: Mimo setzt mit „Instance“ auf Vibe Coding

Das Wiener Startup Mimo, bekannt für seine Programmier-Lernplattform mit über 35 Millionen Nutzern, hat mit Instance eine KI-gestützte Vibe-Coding-Plattform gelauncht, die das Erstellen funktionsfähiger Apps ohne Programmierkenntnisse ermöglicht (Trending Topics berichtete). Der Schritt stellt eine grundlegende Neuausrichtung des Unternehmens dar, das damit sein eigenes Geschäftsmodell herausfordert.
Denn bisher zahlten User ja für die App, um Programmieren zu lernen. Bei Vibe Coding und insbesondere Instance sind Programmierkenntnisse nur mehr bedingt notwendig, machen die Lern-App also obsolet. Gleichzeitig geht Mimo in einen harten Wettbewerb zu Anbietern wie Anysphere (Cursor), Windsurf (kolportiert von OpenAI übernommen), GitHub Copilot oder Lovable.
Von der Lernplattform zum KI-Tool
Instance funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Nutzer beschreiben in natürlicher Sprache ihre App-Idee, beantworten einige Rückfragen der KI und erhalten binnen Minuten eine funktionsfähige Anwendung. Das Tool unterstützt derzeit React, TypeScript und Tailwind CSS und läuft auf Web-, iOS- und Android-Plattformen.
„Viele Menschen, die programmieren lernen, wollen nicht Entwickler werden. Sie wollen einfach nur Dinge bauen“, erklärt CEO Johannes Berger die Motivation hinter Instance. Die Plattform richte sich bewusst an Nicht-Entwickler wie Designer, Unternehmer und Produktmanager.

Technische Basis und Marktpositionierung
Instance basiert auf Claude Sonnet von Anthropic, wobei die Architektur für verschiedene Large Language Models ausgelegt ist. „Wir haben schon auf Sonnet 4 umgestellt und das funktioniert aktuell sehr gut. Claude ist aktuell auch das verlässlichste LLM für unseren use case. Es ist nämlich nicht gut, wenn die outputs nicht vorhersehbar sind“, erläutert COO Henry Ameseder die technische Grundlage.
Im Vergleich zu Konkurrenten wie Cursor oder Lovable positioniert sich Instance als benutzerfreundlichere Alternative. „Cursor ist für ein nicht-technisches Publikum noch immer eine große Hürde“, so Ameseder. Das Unternehmen setzt auf vertikale Integration mit Authentifizierung, Datenbanken, E-Mail und Zahlungssystemen, um vollständige Anwendungen zu ermöglichen.
Geschäftsmodell und Preisstruktur
Instance bietet eine kostenlose Basis-Version mit 10 Nachrichten pro Tag. Die kostenpflichtigen Pläne beginnen bei 20 Euro monatlich für 100 Anfragen und reichen bis zu 200 Euro für 1.000 Anfragen pro Monat. Eine wesentliche Einschränkung besteht derzeit in der noch Beta-Phase befindlichen Datenbankunterstützung.
Auswirkungen auf das Kerngeschäft
Die Entwicklung von Instance stellt Mimos etabliertes Lerngeschäft vor strategische Herausforderungen. „Wir stellen uns selbst infrage, weil wir programmieren mit Instance zumindest optional machen“, räumt Ameseder ein. Das Unternehmen erwartet, dass sich das Lernprodukt künftig stärker auf Nutzer konzentriert, die tatsächlich Entwickler werden wollen.
„Manche, die eine App entwickeln wollen und vielleicht vorher ein Mimo-Abo abgeschlossen haben, werden das eventuell nicht mehr machen und stattdessen Instance verwenden“, prognostiziert der COO die möglichen Auswirkungen auf das traditionelle Geschäft.
Marktumfeld und Konkurrenz
Instance tritt in einem stark umkämpften Markt an, in dem bereits etablierte Player wie Magic.dev, Cursor, Windsurf und Loveable aktiv sind. Auch Tech-Giganten wie OpenAI, Google und Anthropic investieren massiv in KI-gestützte Programmiertools.
Die Herausforderung für Mimo liegt daran, sich ohne erkennbar große externe Finanzierung gegen teilweise sehr gut finanzierte Konkurrenten zu behaupten. Das Unternehmen setzt dabei auf seine jahrelange Erfahrung in der Zugänglichmachung von Softwareentwicklung und die bestehende Nutzerbasis.
Instance ist ab sofort als Web-Anwendung sowie für iOS und Android verfügbar. Ob sich das Tool am hart umkämpften Markt für KI-gestützte Entwicklungsplattformen durchsetzen kann, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.