Krypto-Crash

Stock-to-Flow Model: Bitcoin-Preisvorhersage straft sich selbst Lügen

Das Stock-to-Flow-Modell. © www.lookintobitcoin.com
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In die Zukunft sehen Menschen gerne. Wenn sie es anhand von bunten, einfach lesbaren Grafiken, in denen die Kurve immer nach oben zeigt, tun können, dann besonders gerne. Deswegen erfreute sich das so genannte Stock-to-Flow Model (S2F-Modell) in den letzten Jahren großer Beliebtheit. Und zwar deswegen, weil es den Betrachter:innen suggerierte, den Bitcoin-Preis vorhersagen zu können.

Mit etwas guten Willen kann man sagen, dass das Berechnungsmodell in den letzten Jahren ungefähr an die Realität herankam (auch wenn es starke Abweichungen nach oben gab, siehe Grafik). Doch Mitte 2022, nach dem neuerlichen großen Krypto-Crash, muss man festhalten: Das S2F-Modell stimmt einfach nicht. Auch das lässt sich ziemlich einfach aus der Grafik ablesen.

Kurz zu dem Modell: Es geht davon aus, dass der BTC-Preis sich aus dem Verhältnis der Anzahl der auf dem Markt verfügbaren Bitcoins („Stock“)  zu der jährlich produzierten Menge an neuen Bitcoins („Flow“) ergibt. Und weil ja alle vier Jahre das so genannte Bitcoin-Halving stattfindet, verknappt sich die Menge an neu verfügbaren BTC, und der Preis geht im Vier-Jahres-Rhythmus kontinuierlich nach oben.

Die fragwürdige Halving-These

Das S2F-Modell bzw. die Halving-These ist im aktuellen Krypto-Crash wieder viel diskutiert. Bitcoin ist seit dem Hoch im November 2021 von damals 65.000 Euro um 70 Prozent eingebrochen und damit aktuell nur etwa 20.000 Euro wert. Die Halving-These gibt manchen offenbar Hoffnung, weil man annehmen könnte, dass es in Zukunft Richtung dem nächsten Bitcoin-Halving 2024 wieder automatisch aufwärts geht. Die Theorie: wenn dann wieder weniger neue BTC in den Markt kommen, wird das den Preis treiben.

Doch würde das S2F-Modell stimmen, dann müsste eigentlich gerade jetzt der Preis von Bitcoin nach oben gehen – so war es schließlich in den „grünen“ Phasen der Jahre 2013/12014 und 2017/2018 auch. Tut der Preis aber nicht, sondern er verhält sich ganz anders als in der Vergangenheit. „Das S2F-Modell hatte sicherlich einen guten Lauf von März 2019 (BTC 4K) bis März 2022 (BTC 45K). Für den Moment: Entweder ist BTC extrem unterbewertet und wird sich bald wieder erholen, oder S2F wird in Zukunft weniger nützlich sein“, heißt es seitens dem Twitter-Account PlanB (unter dem vielsagenden Handle @100trillionUSD).

Hinter dem Account soll ein institutioneller Investor stecken, der das S2F-Modell 2019 entwickelt hat. PlanB („B“ steht wohl für „Bitcoin“) wollte 2019 eine „statistically significant relationship between stock-to-flow and market value“ in den historischen Bitcoin-Daten zwischen 2009 und 2019 erkannt haben – und stellte deswegen das S2F-Modell vor.

Geschäftsmodelle, die auf S2F aufbauen

„Ich denke, Finanzmodelle, die den Menschen ein falsches Gefühl von Sicherheit und Vorhersehbarkeit vermitteln, dass die Zahlen steigen werden, sind schädlich und verdienen allen Spott, den sie bekommen“, twitterte schließlich heute Ethereum-Mastermind Vitalik Buterin. Er schließt sich damit der lauter werdenden Kritik an dem S2F-Modell an – und den daran geknüpften Geschäftsmodellen.

Denn tatsächlich gibt es Web-Dienste, die versuchen, aus S2F Kapital zu schlagen. In einem ersten Schritt wird versucht, die Besucher:innen von dem Vorhersagemodell zu überzeugen – um sie in einem nächsten Schritt dazu zu bringen, ein Abonnement abzuschließen. Das Versprechen: Man bekomme dann Alarme für kritische Zeitpunkte bei der Bitcoin-Preisentwicklung zugesendet. Webseiten wie www.lookintobitcoin.com verlangen dafür 20 Dollar pro Monat – und damit Geld für einen Service, der auf nicht zuverlässigen Daten aufbaut.

Was S2F-Modelle und Halving-Thesen völlig außer Acht lassen, sind makroökonomische Rahmenbedingungen. Gerade 2022 hat man in Folge der US-Zinswende sehr deutlich gesehen, dass Entscheidungen von Notenbanken deutlichen Einfluss auf Risiko-Assets haben – also auch Bitcoin und seine Preisentwicklung (Trending Topics berichtete ausführlich).

Bitcoin-Entwicklung: Die fragwürdige These vom 4-Jahres-Zyklus

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