Storywise: „Technologie muss dem Nutzer dienen, nicht umgekehrt“

Das Grazer SaaS-Startup Storywise entwickelt eine KI-basierte Software, die das Erstellen klarer und vollständiger Softwareanforderungen radikal vereinfachen soll. Sie verwandelt unstrukturierte Eingaben – etwa Texte oder Design-Boards – in präzise User Stories. Simon Jiménez, CEO und Gründer von Storywise, hat unserem Startup Interviewer mehr über das Jungunternehmen verraten:
Kannst du uns dein Startup vorstellen? Was macht ihr genau?
Simon Jiménez: Storywise ist eine Anforderungsmanagement-Software, die von der Ireo GmbH aus Graz entwickelt wurde. Wir lösen ein zentrales Problem in der Software-Entwicklung: Unklare Anforderungen führen oft zu Projektverzögerungen, Budget-Überschreitungen und Missverständnissen zwischen Auftraggebern und Entwicklungsteams.
Unsere Software hilft Product Ownern und Projektverantwortlichen dabei, Software-Spezifikationen bis zu 60 Prozent schneller zu erstellen. Das Besondere an Storywise ist, dass wir künstliche Intelligenz einsetzen, um aus unstrukturierten Eingaben – seien es Texte, PDFs, Screenshots, Miro-Boards oder Figma-Designs – automatisch klare und vollständige User Stories zu generieren. Die KI erkennt dabei Lücken in den Anforderungen und schlägt passende Ergänzungen vor.
Im Unterschied zu klassischen Requirements-Engineering-Tools wie Jama oder ReqSuite konzentrieren wir uns auf Geschwindigkeit und Verständlichkeit in der frühen Projektphase, besonders in der Projektvorbereitung und Angebotsphase. Mit Storywise können Nutzer ohne Vorkenntnisse innerhalb von zehn Minuten ihre erste Spezifikation erstellen.
Wer ist im Gründungsteam?
Storywise wurde von mir, Simon Jiménez, gegründet und wird von der Ireo GmbH mit Sitz in Graz betrieben. In den Dokumenten wird hauptsächlich meine Rolle als Gründer und CEO erwähnt. Das Team hat erkannt, dass es eine echte Marktlücke im Bereich der Software-Beschaffungsverfahren gibt, weil weder klassische Projektmanagement-Tools noch traditionelle Requirements-Engineering-Lösungen die spezifischen Herausforderungen bei der Angebotserstellung überzeugend abdecken.
Was ist die Geschichte hinter deinem Startup? Wie und warum hast du angefangen?
Die Idee für Storywise ist direkt aus meinem eigenen „Schmerz“ als Softwareentwickler und Projektverantwortlicher entstanden. Ich wurde immer wieder mit unklaren Kundenanforderungen konfrontiert, die Projekte unnötig kompliziert und schwierig gemacht haben. Man kennt das: Der Kunde hat eine Idee, aber kann sie nicht präzise formulieren. Das Entwicklungsteam versteht etwas anderes. Am Ende gibt es Verzögerungen, Budget-Überschreitungen und Frust auf beiden Seiten.
Ich habe gesehen, dass die existierenden Tools entweder zu komplex sind – wie traditionelle Requirements-Engineering-Lösungen, die man erst lernen muss – oder nicht den richtigen Fokus haben, wie reine Projektmanagement-Tools. Die kritische Phase am Anfang eines Projekts, wenn Anforderungen gesammelt und Angebote erstellt werden, wurde nicht gut abgedeckt.
Deshalb haben wir mit der Ireo GmbH Storywise entwickelt: Ein Tool, das genau diese Marktlücke schließt. Wir wollten etwas schaffen, das schnell, einfach und präzise ist – ein Werkzeug, das Product Ownern hilft, ihre Projektideen so zu strukturieren, dass Missverständnisse von Anfang an vermieden werden.
Was unterscheidet dein Startup von der Konkurrenz? Was macht euch einzigartig, was ist die USP?
Unser Hauptunterschied zu klassischen Requirements-Engineering-Tools wie Jama, ReqSuite oder Visure ist der Fokus: Wir konzentrieren uns nicht auf komplexe Prozesse, sondern auf Geschwindigkeit und Verständlichkeit in der frühen Projektphase. Die konkrete USP von Storywise liegt in mehreren Punkten: Erstens die KI-gestützte Automatisierung – wir können aus völlig unstrukturiertem Input wie Textnotizen, PDFs, Screenshots, Miro-Boards oder Figma-Designs semi-automatisch verwertbare User Stories erstellen.
Die künstliche Intelligenz analysiert die Inhalte, strukturiert sie und erkennt dabei automatisch fehlende Informationen. Zweitens die Effizienz: Spezifikationen entstehen in weniger als der Hälfte der üblichen Zeit, konkret bis zu 60 Prozent schneller. Drittens die Benutzerfreundlichkeit: Selbst Erstnutzer können ohne Vorkenntnisse und ohne Schulung innerhalb von zehn Minuten ihre erste Spezifikation erstellen.
Und viertens die praktische Integration: Mit einem Klick lassen sich Daten in gängige Projektmanagement-Tools wie JIRA und YouTrack übertragen. Wir sind weniger ein kompliziertes Enterprise-Tool, sondern eine pragmatische Hilfe genau dort, wo Product Owner sie brauchen.
Welche Technologien setzt ihr ein, bzw. welche hauseigene Tech habt ihr entwickelt?
Wir setzen auf modernste KI-Technologie, aber mit einem cleveren Ansatz: Storywise bietet die Flexibilität, zwischen allen gängigen AI-Modellen zu wählen und je nach Bedarf zu wechseln. Nutzer können zwischen DeepSeek, Gemini, OpenAI, Azure, Kimi, Pixtral, Mistral und weiteren Modellen switchen. Das gibt unseren Kunden maximale Flexibilität und macht sie nicht von einem einzigen AI-Anbieter abhängig.
Das Besondere ist aber unsere hauseigene Technologie: Wir nutzen die verschiedenen AI-Modelle nicht einfach „as is“, sondern ergänzen sie durch eigene Strukturierungskomponenten. Diese sind speziell darauf ausgelegt, den Bedürfnissen von Product Ownern und Requirements Engineers gerecht zu werden. Unsere proprietäre Technologie sorgt dafür, dass aus unstrukturiertem Input – egal ob Text, PDF, Screenshot oder Design-File – konsistente, nachvollziehbare User Stories entstehen.
Jede Anforderung bleibt dabei auf ihre Quelle zurückführbar, was für die Qualitätssicherung und spätere Nachvollziehbarkeit entscheidend ist. Diese Kombination aus flexibler AI-Integration und eigenen Strukturierungsalgorithmen ist das technologische Herzstück von Storywise.
Wer ist eure Zielgruppe und wie erreicht ihr sie?
Unsere primäre Zielgruppe sind Product Owner, Requirements Engineers und Projektverantwortliche in größeren Unternehmen, die Software-Projekte initiieren und steuern müssen. Das sind typischerweise Leute, die zwischen Business und IT vermitteln und sicherstellen müssen, dass Anforderungen klar kommuniziert werden.
Besonders interessant ist Storywise für Organisationen, die regelmäßig mit externen Entwicklungspartnern arbeiten und klare Spezifikationen für Ausschreibungen und Angebotsvergleiche brauchen. Aber auch interne IT-Teams profitieren, wenn sie verlässliche Kostenschätzungen abgeben müssen.
Wir erreichen diese Zielgruppe über mehrere Kanäle: Zum einen durch Content Marketing und Thought Leadership in relevanten Fachmedien – wie dieses Interview hier. Zum anderen bieten wir auf unserer Website storywi.se die Möglichkeit, das Tool direkt kostenlos zu testen. Für bis zu 100 User Stories pro Monat ist die Nutzung komplett kostenlos, was auch für Teams mit überschaubarem Projektvolumen attraktiv ist.
Zusätzlich bieten wir Demo-Termine an, wo wir konkret zeigen können, wie Storywise den Arbeitsalltag erleichtert. Die niedrige Einstiegshürde – man kann in zehn Minuten loslegen – hilft uns dabei, dass Interessenten uns schnell selbst ausprobieren können.
Wie sieht es mit bisherigen Finanzierungen aus? Gibt es schon Investoren?
Zu konkreten Finanzierungsdetails und Investoren kann ich aus den vorliegenden Informationen leider keine spezifischen Angaben machen. Was ich sagen kann ist, dass Storywise von der Ireo GmbH in Graz entwickelt wurde und wir uns aktuell auf organisches Wachstum konzentrieren.
Unser Geschäftsmodell ist so aufgebaut, dass wir eine kostenlose Version für bis zu 100 User Stories pro Monat anbieten, was uns hilft, schnell Nutzer zu gewinnen und Feedback zu sammeln. Für größere Volumina und erweiterte Features gibt es dann kostenpflichtige Pläne. Dieser Freemium-Ansatz ermöglicht es uns, nachhaltig zu wachsen und gleichzeitig eine breite Nutzerbasis aufzubauen.
Kannst du uns dein Geschäftsmodell erklären? Wie generiert das Startup Einnahmen?
Unser Geschäftsmodell basiert auf einem klassischen Freemium-Ansatz mit SaaS-Subscription. Die Grundidee ist simpel: Wir wollen, dass möglichst viele Product Owner und Requirements Engineers Storywise ausprobieren und den Mehrwert selbst erleben können.
Deshalb ist die Nutzung für bis zu 100 User Stories pro Monat komplett kostenlos. Das ist für kleinere Teams oder gelegentliche Nutzer völlig ausreichend und senkt die Hürde zum Einstieg massiv. Niemand muss sich durch lange Sales-Prozesse kämpfen oder Budgets freigeben lassen, um Storywise zu testen. Sobald Unternehmen mehr Volumen brauchen oder erweiterte Features nutzen möchten, kommen kostenpflichtige Pläne ins Spiel. Die Einnahmen generieren wir also primär durch Subscriptions von Unternehmen, die Storywise intensiv für ihre Projektvorbereitung und Anforderungsmanagement einsetzen.
Das Schöne an diesem Modell ist, dass wir sehr eng am Kundenbedarf dran sind. Nutzer zahlen nur, wenn sie echten Mehrwert sehen, und wir bekommen kontinuierlich Feedback, um das Produkt weiterzuentwickeln. Die Wiederverwendbarkeit von User Stories in unserer Bibliothek sorgt zudem dafür, dass der Wert für Kunden mit der Zeit noch weiter steigt.
Was sind die nächsten Schritte für dein Startup? Habt ihr spezifische Ziele für die Zukunft?
Unsere nächsten Schritte konzentrieren sich auf drei Hauptbereiche: Erstens wollen wir unsere Nutzerbasis kontinuierlich ausbauen, besonders im DACH-Raum und darüber hinaus. Die Resonanz auf Storywise zeigt uns, dass wir ein echtes Problem lösen, und jetzt geht es darum, mehr Product Owner und Requirements Engineers zu erreichen, die noch mit Excel und Word kämpfen.
Zweitens arbeiten wir ständig an der Weiterentwicklung unserer KI-Technologie. Die Integration verschiedener AI-Modelle ist bereits ein Alleinstellungsmerkmal, aber wir wollen unsere proprietären Strukturierungskomponenten noch intelligenter machen. Das Ziel ist, dass die Qualität der automatisch generierten User Stories noch besser wird und noch präziser auf die spezifischen Anforderungen verschiedener Branchen eingeht.
Drittens ist die Integration in bestehende Tool-Landschaften ein wichtiges Thema. Wir haben bereits JIRA und YouTrack angebunden, aber es gibt noch viele weitere Projektmanagement- und Entwicklungstools, mit denen wir nahtlos zusammenarbeiten wollen.
Langfristig sehen wir Storywise als das Standard-Tool für die frühe Phase von Software-Projekten – ein Werkzeug, das so selbstverständlich wird wie JIRA für das Projektmanagement oder Figma für Design. Wir wollen die Brücke zwischen Business und IT-Entwicklung nachhaltig verbessern.
Hast du Tipps für andere Gründer:innen?
Mein wichtigster Tipp: Löse ein Problem, das du selbst erlebt hast. Bei Storywise war es genau so – ich kannte den Schmerz unklarer Anforderungen aus meiner eigenen Arbeit als Softwareentwickler und Projektverantwortlicher. Wenn du dein eigenes Problem löst, verstehst du die Bedürfnisse deiner Zielgruppe intuitiv, und deine Motivation bleibt auch in schwierigen Phasen hoch.
Zweitens: Halte es pragmatisch. Wir haben bewusst darauf verzichtet, ein komplexes Enterprise-Monster zu bauen. Statt alles für alle zu sein, konzentrieren wir uns auf die frühe Projektphase, wo der Schmerz am größten ist. Diese Fokussierung macht das Produkt besser und die Kommunikation klarer.
Drittens: Senke die Einstiegshürden radikal. Unsere Zehn-Minuten-Regel und das kostenlose Kontingent sorgen dafür, dass Leute Storywise einfach ausprobieren können. In der B2B-Software-Welt ist das Gold wert – niemand hat Lust auf wochenlange Sales-Zyklen, wenn man auch einfach loslegen kann.
Und zuletzt: Nutze moderne Technologie klug, aber mach sie nicht zum Selbstzweck. KI ist für uns ein Mittel zum Zweck, nicht das Produkt selbst. Die eigenen Strukturierungskomponenten sind genauso wichtig wie die AI-Modelle. Technologie muss dem Nutzer dienen, nicht umgekehrt.
Diese Story ist mit dem Startup Interviewer, einem AI-Tool von Trending Topics entstanden. Willst du ebenfalls zu deinem Startup von unserer AI interviewt werden, dann klicke hier. Weitere Startup-Interviews findest du hier.


















 
		








