Telegram wächst in der Krise auf 400 Millionen Nutzer
Die Messaging-App Telegram hat innerhalb der letzten 24 Monate 100 Millionen neue Nutzer dazu gewonnen und hält eigenen Angaben zufolge nun bei 400 Millionen monatlich aktiven Usern. Pro Tag würden rund 1,5 Millionen neue Nutzer dazukommen – natürlich auch, weil die Social-Distancing-Maßnahmen vieler Regierungen rund um den Globus digitale Kommunikation gefragter denn je machen – vor allem dann, wenn sie wie bei Telegram kostenlos ist.
Im Vergleich zu anderen Messaging-Apps ist Telegram trotz der beachtlichen Zahlen ein Zwerg. WhatsApp zählt seiner Mutter Facebook zufolge mehr als zwei Milliarden aktive User, und WeChat aus China hält bei etwa 1,1 Milliarden Nutzern. Instagram, ebenfalls zu Facebook gehörig, hat hält bei mehr als einer Milliarde monatlich aktiver Nutzern, und TikTok bei rund 800 Millionen.
Telegram hat sich den Ruf erarbeitet, ein halbwegs sicheres Umfeld für private Kommunikation zu ermöglichen, wo User nicht der Gefahr ausgesetzt sind, dass ihre Daten zu Werbezwecken ausgewertet werden oder ihre Gespräche belauscht werden können. Allerdings ist es nach wie vor sehr unklar, wie die App der russischen Durov-Brüder finanziert wird und wo das Unternehmen und seine Mitarbeiter sitzt.
Video-Calls sollen kommen
Zudem hat Telegram derzeit einen großen Nachteil gegenüber anderen Apps wie WhatsApp oder Housparty: Sie bietet derzeit keine Gruppen-Videocalls. „Der aktuelle globale Lockdown hat die Notwendigkeit eines vertrauenswürdigen Videokommunikations-Tools deutlich gemacht“, heißt es seitens der Betreiber. „Videoanrufe im Jahr 2020 sind ähnlich wie Messaging im Jahr 2013. Es gibt Apps, die entweder sicher oder nutzbar sind, aber nicht beides. Das möchten wir ändern, und wir werden uns darauf konzentrieren, Ihnen im Jahr 2020 sichere Gruppen-Videoanrufe anzubieten.“ Damit spielt man indirekt auf das Datenschutz-Fiasko an, das Anbieter Zoom viel Kritik einbrachte.
Was für Telegram wohl flach fallen wird, ist die Einführung einer eigenen Kryptowährung namens GRAM. Rund um diese ist ein handfester Rechtsstreit mit der US-Börsenaufsicht SEC entstanden. Dabei geht es um die Frage, ob die bereits an Investoren verkauften Token nicht eigentlich Wertpapiere darstellen – und dieser Verkauf hätte eine Genehmigung gebraucht. Zuletzt hat ein US-Gericht den Verkauf der GRAM-Token verboten.