Analyse

Was Trump für Crypto bringen kann

Donald Trump 2024. © Gage Skidmore
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Internationale Klimaschützer, deutsche Wirtschaftsbosse und europäische NATO-Partner sind gerade nicht in Feierlaune, was den nächsten US-Präsidenten angeht, aber eine Branche feiert gerade eine große Party: der Krypto-Sektor. Mit der Wahl von Donald Trump zum 47. US-Präsidenten sind die Preise von Krypto-Assets in fröhlicher Erwartung, was da kommen mag, explodiert.

Bitcoin hat 80.000 Dollar überstiegen, Elon Musks Lieblings-Coin Dogecoin verdoppelte sich innerhalb der letzten Woche nahezu, andere Token wie ADA (Cardano, SOL (Solana), SHIBA INU oder SUI stiegen stark. Insgesamt hat der Krypto-Markt seit dem Tag der US-Wahl 560 Milliarden Dollar zugelegt. Die Zeichen stehen eindeutig wieder auf Bullenmarkt, und zwar nicht mehr nur für Bitcoin, sondern auch für Altcoins.

Denn Krypto-Anhänger durch die Bank rechnen mit einer wohlwollenden Gesetzgebung für den in den USA noch immer nicht wirklich klar regulierten Krypto-Markt. Trump hatte im Wahlkampf thematisch auch stark auf das Thema gesetzt und sich sogar zum nächsten Krypto-Präsidenten ausgerufen; nicht unbeträchtliche Wahlkampfspenden kamen auch aus der Ecke, etwa von den Winklevoss-Zwillingen, die die Krypto-Börse Gemini betreiben.

Was aber könnte Trump konkret für Krypto-Assets im enorm wichtigen US-Markt planen? In Stein gemeißelt ist noch nichts, aber mit folgenden Initiativen und Schritten kann durchaus gerechnet werden:

Nationale Bitcoin-Reserve

Trump hatte im Wahlkampf die Idee einer nationalen Bitcoin-Reserve aufgegriffen. Sein kommunizierter Vorschlag sieht vor, etwa eine Million Bitcoin (ca. 5% aller verfügbaren Bitcoin) für eine staatliche Reserve zu erwerben. Grundsätzlich würde das bedeuten, BTC als Ergänzung zu traditionellen Reserven auf denselben Status wie Gold zu heben. Aktuell wären eine Million BTC etwa 80 Milliarden Dollar. In Anbetracht jener 8.000 Tonnen Gold, auf denen die USA sitzen (ca. 700 Milliarden Dollar), ein eher kleinerer Betrag, aber nicht unwesentlich.

Neben der der Diversifikation würde Bitcoin den USA das Potenzial geben, im Wert stärker zuzulegen – alleine der Ankauf solch rauer Mengen an BTC wäre ein Signal, das den Preis nach oben jagen könnte, und die USA würden davon gleich direkt profitieren. Umgekehrt ist Bitcoin wie bekannt sehr sehr volatil und kein stabiler Wert wie etwa Gold. So könnten die USA auch enorm viel verlieren, wenn BTC im nächsten Zyklus wieder nach unten crasht.

SEC-Chef Gary Gensler wird ausgetauscht

Gary Gensler wurde 2020 vom noch amtierenden US-Präsidenten Joe Biden als Chef der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC vorgeschlagen und trat dieses Amt dann auch 2021 an. Seither hat er einen regelrechten Krieg der Behörde gegen Krypto-Unternehmen vom Zaun gebrochen. Grundlegend ist die Annahme von Gensler, dass alle Token außer Bitcoin in Wirklichkeit Wertpapiere seien – und deswegen unter die Wertpapiergesetze der USA fallen würden. Die SEC hat in den vergangenen Jahren folgende Krypto-Unternehmen verklagt:

  • Coinbase
  • Binance
  • Kraken
  • BlockFi
  • Uniswap Labs
  • Ripple
  • Nexo
  • Telegram
  • Kik
  • Crypto.com

Zuständigkeit könnte zur CFTC wandern

Nachdem die SEC unter Gensler sehr viel verbrannte Erde hinterlassen hat (zuletzt klagte Crypto.com die US-Börsenaufsicht zurück) gibt es Hoffnungen im Sektor, dass die ihre Aufsicht von der SEC zur kleineren Behörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) wandert. Die CFTC hat gegenüber Krypto-Assets bisher einen weicheren Kurs gefahren, und wäre sie letztendlich für das Thema zuständig, dann wäre wohl die große Grundfrage, ob Ethereum und viele andere Token eigentlich Wertpapiere sind, vom Tisch.

Eine sanfte Version der MiCA

In der EU wurde das Krypto-Gesetz MiCA beschlossen, dass in erster Linie als eine Reaktion auf sich vor mehreren Jahren etablierende Stablecoins, insbesondere Mark Zuckerbergs mittlerweile gescheitertes Libra/Diem-Projekt, zu sehen ist. Es definiert unter anderem auch, welche Unternehmen unter welchen Voraussetzungen Stablecoins wie Tether (USDT) auf dem europäischen Markt anbieten dürfen oder auch nicht.

Trump bzw. sein Familienumfeld haben mit dem DeFi-Projekt World Liberty Financial bereits gezeigt, dass ihnen Dollar-Stablecoins besonders am Herz liegen – deswegen kann man damit rechnen, dass es für diese in den USA wohl entsprechende Regeln geben wird, damit sie weiter florieren. Wichtig in den USA wird sein, dass endlich die große Frage „Was ist ein Security-Token?“ geklärt wird.

Viele Wünsche und Spekulationen

Dass sich Trump im Wahlkampf als sehr Krypto-freundlich zeigte, ist natürlich auch Kalkül. Je nach Umfrage, der man glaubt, haben zwischen 8 und 16 Prozent der US-Amerikaner schon einmal Kryptowährungen gekauft – das sind dutzende Millionen Wähler:innen, die Trump so adressieren konnte.

Unter der Biden-Administration stand, und da kommen wir auf SEC-Chef Gary Gensler zurück, der Konsumentenschutz bei Kryptowährungen im Fokus. Kein Wunder, immerhin kollabierten im Jahr 2022 sowohl Terra/LUNA als auch FTX – danach überzog Gensler die Krypto-Industrie mit einer Klage nach der anderen.

Unter Trump werden weniger die Konsumenten als vielmehr die Unternehmen im Fokus stehen. So gibt es bereits Spekulationen darüber, dass es dann leichter wird, neue Krypto ETFs oder Krypto-Unternehmen an die Börsen zu bringen, oder dass es gar Steuererleichterungen und Förderungen für Krypto-Unternehmen geben könnte. All das bleibt aber abzuwarten.

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