Hintergrund

Warum Ökostrom die Gefahr eines Blackouts erhöht

Hochdruck-Wärmespeicher von Wien Energie in Simmering © Wien Energie/Ian Ehm
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Am 8. Jänner 2021 ist Europa offenbar nur knapp an einem flächendeckenden Blackout vorbeigeschrammt. Schuld war eine Frequenzabweichung im gemeinsamen europäischen Stromnetz. Diese Abweichungen sind nicht ungewöhnlich, allerdings sollten sie planbar sein, damit die nationalen Übertragungsnetzbetreiber rechtzeitig eingreifen und die Frequenz wieder ausgleichen können. Weil immer mehr Strom aus erneuerbaren Quellen in die Netze fließt, wird das aber immer schwieriger, warnten nach dem Vorfall am Freitag einige Stromunternehmen. Aber warum ist das so?

50 Hertz: Wie das Netz im Gleichgewicht bleibt

Das Verbundnetz in Europa läuft mit einer Frequenz von 50 Hertz. Schon eine geringe Abweichung kann das Netz ins Wanken bringen. 2006 fiel die Frequenz nach der eigentlich planmäßigen Abschaltung von Hochspannungsleitungen in Westeuropa auf bis zu 49 Hertz – es wurde zu wenig Strom in das Netz eingespeist. In Osteuropa hingegen kam es zu einem Überschuss und die Frequenz stieg auf teilweise mehr als 51 Hertz. Übertragungsnetzbetreiber beziehen in solchen Fällen entweder mehr Strom aus der sogenannten Regelreserve, die Stromerzeuger bereit halten – dann wird in Österreich zum Beispiel ein Gaskraftwerk hochgefahren oder es kommt ein Pumpspeicherkraftwerk zum Einsatz.

Kommt es zu einem Überschuss, wird dieser entweder in ebendiesen Speicherkraftwerken gespeichert oder Großverbraucher fahren ihre Produktion hoch. Das Ziel ist es immer, Erzeugung und Verbrauch im Gleichgewicht zu halten, denn elektrische Energie kann im Stromnetz nicht gespeichert werden. Wenn die Schwankungen zu groß sind, schalten sich Kraftwerke, aber auch große Erzeugungsanlagen aus Selbstschutz ab.

Zahl der „Noteinsätze“ steigt massiv

Was genau Anfang Jänner das europäische Stromnetz unter Druck geraten ließ, wird erst analysiert. Jedenfalls fiel die Frequenz lediglich auf 49,75 Hertz ab. Laut dem österreichischen Übertragungsnetzbetreiber Austria Power Grid (APG) dauerte es trotzdem rund eine Stunde, um den Normalbetrieb wieder herzustellen – also spontan mehr Strom in das Netz einzuspeisen. Solche Noteinsätze sind laut dem Energieversorger Wien Energie immer öfter notwendig. Wien Energie stellt Regelenergie für diese Notfälle über Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen bereit. Vor wenigen Jahren sei das lediglich rund 15 Mal im Jahr notwendig gewesen – zuletzt musste alleine Wien Energie aber bis zu 240 Mal pro Jahr für die Netzstabilisierung Kraftwerke hochfahren.

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Teurer Ausbau notwendig

Früher beruhte die Stromversorgung im europäischen Verbundnetz auf einigen Großkraftwerken, deren Produktion gut vorhersehbar und planbar war. Mit dem Umstieg auf erneuerbare Energie steigt aber nicht nur die Zahl der Anbieter an – zahlreiche kleinere Anlagen speisen Ökostrom in das Netz ein. Erneuerbare Energie ist auch schlechter planbar, da die Erzeugung stark davon abhängt, wieviel Sonne scheint und wieviel Wind weht. Gleichzeitig muss Ökostrom manchmal auch viel weiter durch das Netz reisen, da zum Beispiel in Nordeuropa die Bedingungen für große Windanlagen besser sind. Das bringt nicht nur die Anbieter von Regelenergie, sondern auch die Netze massiv unter Druck, warnt die E-Wirtschaft regelmäßig – alleine die APG will bis 2030 2,9 Milliarden Euro in den Ausbau investieren.

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