Weltbank finanziert wieder Atomenergie

Die Weltbank vollzieht eine historische Wende in ihrer Energiepolitik. In einer Mitteilung an die Mitarbeiter kündigt Weltbank-Präsident Ajay Banga an, dass die Institution nach mehreren Jahrzehnten wieder in die Finanzierung von Kernenergie einsteigt. Diese Entscheidung erfolgt vor dem Hintergrund des steigenden Strombedarfs in Entwicklungsländern und der globalen Klimaziele. Auch KI-Anwendungen haben zuletzt wegen hohem Energiebedarf die Renaissance der Atomenergie vorangetrieben.
Der erwartete Anstieg des Stromverbrauchs in Entwicklungsländern stellt eine zentrale Herausforderung dar. Bis 2035 wird sich der Bedarf voraussichtlich verdoppeln. Um diese Nachfrage zu decken, müssen die jährlichen Investitionen in Stromerzeugung, Netze und Speicherung von derzeit 280 Milliarden auf 630 Milliarden US-Dollar steigen, erklärt Banga in seinem Memorandum.
Konkrete Unterstützungsmaßnahmen
Die Weltbank plant, verschiedene Bereiche der Kernenergie zu unterstützen. Der Fokus liegt dabei auf der Verlängerung der Laufzeit bestehender Reaktoren sowie der Modernisierung von Stromnetzen und zugehöriger Infrastruktur. Zusätzlich will die Bank die Entwicklung kleiner modularer Reaktoren (SMR) fördern, damit diese für mehr Länder zu einer praktikablen Option werden.
Die Initiative erfolgt in Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Neben der Kernenergie unterstützt die Weltbank weiterhin auch andere Energieformen wie Solar-, Wind-, Geothermie- und Wasserkraft sowie Erdgaskraftwerke, sofern diese nicht die Entwicklung erneuerbarer Energien behindern.
Die Entscheidung hat die Aktienkurse börsennotierter Nuklear-Unternehmen sofort ordentlich steigen lassen. Insbesondere die Aktien von den Herstellern von Small Modular Reactors (SMRs) wie NuScale oder Oklo profitierten kurzfristig stark von der Entwicklung:
Internationale Auswirkungen
Die Entscheidung der Weltbank könnte weitreichende Folgen für den globalen Atomenergiemarkt haben. Westliche Unternehmen erhalten dadurch bessere Chancen, mit staatlichen Anbietern aus Russland und China zu konkurrieren. Aktuell baut das russische Unternehmen Rosatom Kernkraftwerke in verschiedenen Entwicklungsländern, darunter die Türkei, Bangladesch und Iran.
Der Kurswechsel der Weltbank steht im Einklang mit der während der COP28-Klimakonferenz in Dubai getroffenen Vereinbarung von mehr als 30 Ländern, die globale Kernkraftkapazität bis 2050 zu verdreifachen. Diese Entwicklung wird als wichtiger Schritt zur Erreichung der Pariser Klimaziele gesehen, wobei Kernkraftwerke eine stabile, emissionsfreie Grundlast bereitstellen können.