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Wien Energie: Wie Großwärmepumpen klimaneutrale Wärme für Wien erzeugen und die Stadt langfristig CO2-frei machen

© Wien Energie/Johannes Zinner
© Wien Energie/Johannes Zinner

Das Wiener Fernwärmesystem zählt heute schon zu den Vorreiter-Modellen Europas – und wächst in den kommenden Jahren weiter: Bereits ab Jahresende will Wien Energie klimaneutrale Fernwärme für bis zu zusätzlich 56.000 Wiener Haushalte erzeugen. 2030 soll dann bereits mehr als die Hälfte der Fernwärme aus erneuerbaren Quellen kommen, und bis 2040 plant Wien Energie, die gesamte Fernwärme aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Einen massiven Beitrag zum Gelingen dieses Vorhabens leisten dabei Großwärmepumpen. Sie unterstützen dabei, dass Fernwärme klimaneutral wird.

Wien mit einem der europaweit größten Fernwärme-Netze

Wien hat mit über 1.300 Kilometern Länge bereits heute eines der größten Fernwärmenetze Europas. 440.000 Haushalte und 7.800 Großkunden werden mit Fernwärme versorgt.

Wie das gelingt? Aktuell stammt gut die Hälfte der Wiener Fernwärme aus sogenannten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, die mit Erdgas betrieben werden. Zur Spitzenabdeckung kommen außerdem Heizkraftwerke zum Einsatz. Etwa ein Drittel der Fernwärme kommt aus der Müllverbrennung, der Rest aus industrieller Abwärme, Biomasse sowie Erd- und Umgebungswärme. Bis 2040 will Wien Energie auf fossile Energie zur Erzeugung aber komplett verzichten. Wie soll das gehen?

112.000 Haushalte bis 2027

Dafür setzt Wien Energie seit 2019 auf Großwärmepumpen. Sie wandeln nicht nutzbare Abwärme direkt in Fernwärme um. Die bislang größte Großwärmepumpe Mitteleuropas steht im Kraftwerk Simmering und versorgt 25.000 Haushalte mit umweltfreundlicher Fernwärme. Sie nutzt die Abwärme von Kraftwerksanlagen und spart so 40.000 Tonnen CO2 im Jahr ein.

Eine neue Großwärmepumpe wird diese Woche ebenfalls in Simmering in Betrieb genommen. In einer ersten Ausbaustufe wird sie klimaneutrale Fernwärme für zusätzliche 56.000 Wiener Haushalte erzeugen. Im Vollausbau sollen dann ab 2027 rund 112.000 Haushalte mit umweltfreundlicher Fernwärme versorgt werden.

Eine Wärmepumpe funktioniert im Grundsatz nach demselben Prinzip wie ein Kühlschrank – nur umgekehrt. Beim Kühlschrank entsteht Abwärme durch den Kühlprozess, bei der Wärmepumpe wird die Abwärme genutzt, um Fernwärme zu erzeugen. Für die Wärmeerzeugung nutzt die neue Anlage das gereinigte Abwasser aus der benachbarten ebswien Kläranlage. Mit Wärmetauschern werden dem gereinigten Wasser rund sechs Grad Celsius entzogen. Diese geringe Temperatur kann Wien Energie mit der modernen Technik in der hochkomplexen Anlage nutzen, um Wärme mit mehr als 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese Wärme fließt dann über das Fernwärmenetz in zigtausende Wiener Wohnungen, die mit Fernwärme versorgt werden. Die Wärme im Abwasser, die bislang ungenutzt in den Donaukanal geflossen ist, lässt sich so sinnvoll verwenden.

Neue Großwärmepumpe in der Spittelau

Auch in der Spittelau wird derzeit an einer neuen Großwärmepumpe gebaut, die ab 2025 rund 16.000 Haushalte beheizen soll. In Betrieb wird sie rund 22.000 Tonnen CO2 jährlich einsparen. Anders als in Simmering wird hier nicht mit Abwasser gearbeitet, sondern mit der Abwärme aus dem gereinigten Rauchgas. Das Rauchgas entsteht bei der Müllverbrennung und wird von der Anlage in einem mehrstufigen Prozess gefiltert und gereinigt. Ab Anfang 2025 wird die Abwärme dieses Prozesses für die zusätzliche Erzeugung von Fernwärme mittels Wärmepumpen genutzt.

Rund 40 Millionen Euro investiert Wien Energie in die hochinnovative Lösung, mit der der Energieversorger auch europaweit Maßstäbe setzt. Mit der Inbetriebnahme 2025 versorgt Wien Energie nicht nur zusätzlich 16.000 Haushalte mit Fernwärme, sondern macht aus der Spittelau auch kurzerhand die effizienteste Müllverbrennungsanlage Mitteleuropas: Durch die Wärmepumpen steigert Wien Energie die Effizienz der gesamten Müllverbrennungsanlage um rund 13 Prozent auf über 95 Prozent. Es wird also fast die gesamte Energie, die für den Prozess notwendig ist, effizient verwendet.

Was Mannerschnitten mit Fernwärme zu tun haben

Neben den Großwärmepumpen gibt es noch weitere Abwärmeprojekte, die ebenfalls die Dekarbonisierung der Fernwärme vorantreiben. In Wien-Hernals bäckt der traditionsreiche Süßwarenhersteller Manner pro Minute 450 seiner berühmten Schnitten im weltgrößten Waffelbackofen – und dort entstehen eben nicht nur süße Köstlichkeiten. Die Abwärme des Waffelofens versorgt den eigenen Betrieb mit Energie und gibt zusätzlich Wärme an das lokale Fernwärmenetz ab. Seit 2016 werden damit etwa 600 Haushalte in der Umgebung mit Wärme für Heizung und Warmwasser versorgt.

Zwei weitere, kleinere Großwärmepumpen hat Wien Energie bereits für die Abwärmenutzung bei der UNO-City und der Therme Wien errichtet.

Hebel für die Wärmewende

Für das langfristige Ziel, Wien in eine klimaneutrale Stadt zu verwandeln, sind alle diese Schritte immens wichtig. Letztlich geht es darum, die Fernwärme frei von fossilen Brennstoffen zu machen und CO2 so weit wie möglich gar nicht erst auszustoßen. 2040 soll dann – auch dank der Großwärmepumpen – die gesamte Fernwärme aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Damit bleibt Wien Energie auch in den nächsten Jahren ein Vorreiter in Sachen Dekarbonisierung.

Wien Energie: Wie wir mit Fernwärme und Co „Raus aus Gas“ kommen

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