„China 2027“: Warum DefenseTech so fest mit einem großen Krieg 2027 rechnet

2027 – das ist die Jahreszahl, die wie ein Damoklesschwert über den Köpfen vieler Beobachter hängt, die sich mit der Frage nach dem nächsten großen Krieg beschäftigen. Palmer Luckey ist einer von ihnen. Der Gründer von Oculus Rift, der die VR-Brillen-Firma 2014 um 2 Milliarden Dollar verkauft, ist längst im (virtuellen) Kriegsgeschehen drin. Mit Anduril Industries, benannt nach Aragorns Schwert aus „Herr der Ringe“, baut er mittlerweile Drohnen, autonome Unterwasserfahrzeuge, AR-Helme oder Raketenmotoren.
30,5 Milliarden Dollar ist Investoren Anduril wert, mittlerweile partnert Luckey auch mit seinem Ex-Chef Mark Zuckerberg, um mit „EagleEye“ einen vernetzten und intelligenten AR-Helm für das US-Militär zu entwerfen. 2027 ist für Luckey das entscheidende Datum, warum man gerade jetzt alles in Verteidigungs- und Angriffstechnologien werfen müsse. Die interne „China 2027“-Strategie bei Anduril setze alles daran, für den Tag X vorbereitet zu sein.
Luckeys „China 2027″-Strategie basiert auf der Annahme, dass China möglicherweise im Jahr 2027 eine Invasion Taiwans starten könnte. „Alles, woran wir arbeiten, alles, worin wir investieren, muss unter der Annahme entwickelt werden, dass China irgendwann 2027 gegen Taiwan vorgehen wird“, erklärte Luckey im „Joe Rogan Experience“-Podcast. Er räumt zwar ein, dass er sich irren könnte, doch möchte er nicht unvorbereitet in einen „gigantischen Kampf“ gehen und Hunderte Millionen Dollar in Waffensysteme investieren, die erst in den 2030er Jahren einsatzbereit wären.
USA als „Waffenladen der Welt“, Taiwan als „Stachelschein“
Luckey geht davon aus, dass China eher eine Seeblockade als eine vollständige Invasion bevorzugen würde, um Taiwan abzuriegeln. Seiner Ansicht nach sollte Taiwan deshalb zu einem „Stachelschwein“ werden, ausgestattet mit Seeminen, Raketen- und Abwehrsystemen, die eine Blockade nahezu unmöglich machen. Vor wenigen Wochen lieferte Luckey persönlich „eine Reihe von Raketen und Waffensystemen“ nach Taiwan, die speziell zur Abwehr einer chinesischen Invasion konzipiert sind. Dabei betont er, dass die USA nicht in einen Krieg ziehen sollten, bei dem amerikanische Soldaten sterben, sondern stattdessen zum „Waffenladen der Welt“ werden müssten.
Luckey ist dabei natürlich knallharter Geschäftsmann zugleich. Zwar sagt er von sich selbst, dass er mit dem Exit von Oculus Rift an Facebook mehr als genug Geld verdient hätte, und man mit Militärtechnologie nicht so reich wie mit Social Media oder KI werden könne – aber er wolle eben nicht untätig zusehen. Die USA sollten der „Gun Store“ werden, der seine Partner mit Hightech-Waffen ausrüste (gegen viel Geld, versteht sich), aber nicht das eigene Militär in den Kampf schicken wie in den Jahrzehnten zuvor.
Die These, dass es 2027 zu einer großen Konfrontation zwischen China und den USA wegen Taiwan (die Insel ist essenziell für die Versorgung des Westens mit KI-Chips und Co) kommen könnte, wir von mehreren Faktoren gestützt. So wird immer wieder angeführt:
- Militärische Bereitschaft erreicht: Chinas Staatschef Xi Jinping hat dem ehemaligen CIA-Direktor William J. Burns zufolge die Volksbefreiungsarmee angewiesen, bis 2027 die vollständige Invasionsfähigkeit zu erlangen. China hat dafür sein Präzisions-Raketen-Inventar seit 2020 stark vergrößert, mobile Brückenschiffe für amphibische Landungen entwickelt und über 70 speziell modifizierte Großfähren für Truppentransporte umgerüstet.
- Symbolische politische Meilensteine: 2027 markiert den 100. Jahrestag der Gründung der Volksbefreiungsarmee und fällt mit dem 21. Parteikongress zusammen, der Xi Jinpings vierte Amtszeit besiegeln könnte – beides verleiht dem Zeitpunkt besonderes politisches Gewicht.
- Strategisches Zeitfenster: Das so genannte „Davidson Window“, benannt nach US-Admiral Philip S. Davidson ist ein strategisches Konzept, das sich auf den Zeitraum zwischen 2021 und 2027 bezieht. In diesem Zeitraum soll China ausreichende Fähigkeiten entwickeln, um die Kontrolle über Taiwan zu erlangen. 2024 gab es bereits Meldungen, dass sich die USA auf einen China-Konflikt etwa auf Stützpunkten bei Verbündeten wie den Philippinen und Japan vorbereiten.
Wartet Russland auch auf dieses Datum?
Aktuell ist es völlig unklar, ob es 2027 wirklich zu einer großen Konfrontation zwischen den USA und China im Pazifik rund um Taiwan kommen wird – Geschäftsleute wie Palmer Luckey bereiten sich jedenfalls darauf vor. Derzeit fährt US-Präsident Donald Trump einen Zick-Zack-Kurs gegen China – nach Androhung von großen Zöllen folgen wiederum Annäherungen usw.
„Wenn Amerika sich von internationalen Systemen löst und „America First“ praktiziert, dann ist 2027 sehr realistisch – falls China mit Amerika einen Deal schließen kann, dass keine große Intervention bei Taiwan stattfindet. China müsste sonst sehr zuversichtlich sein, einen Drohnenkrieg und Wirtschaftskrieg gegen die USA und die Welt gewinnen zu können. Angesichts der Überalterung und wirtschaftlichen Probleme in China ist es schwer zu sehen, warum es später passieren sollte. Als Exportland ist China stark mit der ganzen Welt verknüpft und kann sich eigentlich keinen Krieg leisten“, sagt etwa Stefan Röbel, Mitgründer und COO des deutschen DefenseTech ARX Robotics.
Wenn China losschlägt, schlägt dann auch Putin zu? Aktuell gibt es große Sorgen, dass sich der Ukrainekonflikt ausweitet – Drohnen-Überflüge in Polen, Dänemark oder Norwegen nähren diese Sorgen, ebenso wie das Eindringen von russischen Kampfjets in den Luftraum über Litauen, einem NATO-Land.
Auch für Europa könnte das Jahr 2027 entscheidend werden. „Wenn Russland einen guten Zeitpunkt für Europa suchen würde, würde auch ich auf 2026/2027 tippen, denn Europa investiert jetzt stark in Technologie und Verteidigung und wird bis 2030 große Fortschritte machen“, sagt Röbel.
Sein Unternehmen ARX Robotics steht derzeit hoch im Kurs bei Investoren: Zuletzt wurden Partnerschaften mit Helsing und dem Rüstungsunternehmen Renk geschlossen, auch der NATO Innovation Fund investierte. DefenseTech-Unternehmen wie ARX, Helsing oder Quantum Systems stehen aktuell hoch im Kurs. „Jeder europäische Investor hätte gerne DefenseTech im Portfolio“, sagte kürzlich der österreichische Investor Markus Wagner.
Markus Wagner: „Jeder europäische Investor hätte gerne DefenseTech im Portfolio“



























