Achtung Meta! Jetzt soll auch bald Android Nutzer:innen-Tracking unterbinden
„App-Tracking ablehnen“ steht beim Öffnen neuer und alter Apps auf iPhone seit mehreren Monaten zur Wahl. Diese neuen Datenschutzeinstellungen von Apple hatten enormen Einfluss auf die digitale Werbebranche, und vor allem auf Facebook/Meta. Weil Nutzer:innen nicht mehr so gut getrackt und damit mit personalisierter Werbung erreicht werden können, kostet das Facebook dieses Jahr direkt zehn Milliarden Dollar Umsatz.
Und noch schlechter: Wie berichtet stürzte die Meta-Aktie wegen der negativen Zukunftsaussichten im mobilen Werbegeschäft massiv ab, Zuckerbergs Unternehmen verlor Anfang 2021 satte 230 Milliarden Dollar an Börsenwert. Nun droht der nächste massive Rückschlag. Denn Google, Anbieter des Markt dominierenden mobilen Betriebssystems Android, hat ähnliche Änderungen wie Apple bei iOS in Planung. Mit der „Privacy Sandbox“, bereits bei Chrome im Einsatz, sollen 3rd-Party-Cookies ein Ende gesetzt werden.
Nun will auch Google limitieren, welche Daten auf Smartphones über Nutzer:innen gesammelt und zwischen Apps ausgetauscht werden können. Zwar wolle man nicht so hart eingreifen wie Apple (da hat ein einziger App-Dialog mit dem Wörtchen „ablehnen“ hunderte Milliarden Dollar an Marktwert vernichtet), doch in Summe wird es auch auf dem mit Abstand wichtigsten Mobile-Betriebssystem künftig schwerer, aus Nutzer:innen-Daten Kapital zu schlagen.
Limitierungen für Third Parties
„These solutions will limit sharing of user data with third parties and operate without cross-app identifiers, including advertising ID. We’re also exploring technologies that reduce the potential for covert data collection, including safer ways for apps to integrate with advertising SDKs.“
Die „Privacy Sandbox“ von Google ist bereits beim weltweit führenden Browser Chrome im Einsatz und sorgt dafür, dass die Ära des Cookies zu Ende geht. Weltweit suche Digitalfirmen nach Lösungen, um sich in Richtung First-Party-Cookies zu bewegen – etwa mit Hilfe von Server-Side-Tracking, um nicht mehr Drittdienste mitlesen lassen zu müssen.
Anders als Apple will Google aber nicht mit dem Holzhammer vorgehen (Seitenhieb: „Stumpfe Ansätze erweisen sich als unwirksam“), sondern man wolle weiterhin „wirksame und den Datenschutz verbessernde Werbelösungen“ anbieten und nicht einfach bestehende unterbinden. Logisch, Google selbst ist ja im Werbegeschäft. Deswegen arbeitet es mit Unternehmen wie Snap, Rovio und Duolingo zusammen (allesamt große Anbieter von Apps), um entsprechende Lösungen vorzustellen.
Topics folgt auf FloC
Google will bei Android Werbetreibenden die Möglichkeit geben, die Leistung von Werbekampagnen zu messen und personalisierte Werbung auf der Grundlage früheren Verhaltens oder aktueller Interessen anzuzeigen – hat aber noch offen gelassen, wie das funktionieren wird. Wenn es am Ende dann wieder eine solch einfach Ablehn-Möglichkeit wie bei iOS in punkto Tracking geben wird, dann wird das noch größere Auswirkungen auf die digitale Werbebranche im Allgemeinen und Meta/Facebook im Speziellen haben.
Für Google ist die Angelegenheit natürlich anders als bei Apple, da das Unternehmen selbst zu großen Teilen von Online-Werbung lebt. Diese Ads funktionieren aber anders als bei Meta weniger auf persönlichen Daten, sondern eher auf dem Kontext. Wer das sucht, dem könnte auch das interessieren – dazu braucht es keine Datenbank, in der etwa die sexuellen Vorlieben eines Users dokumentiert wurden.
Der Übergang zum Ende der 3rd-Party-Cookies auf Android wird etwa zwei Jahre dauern – so lange soll noch die so genannte Advertising ID unterstützt werden, über die Nutzer:innen getrackt werden können. Wie die mobile Werbewelt danach aussieht, ist aber fraglich. Auch Google selbst arbeitet an einem neuen System, um mit höherem Datenschutz User-Daten einsetzen zu können. Dazu wurde kürzlich FLoC von Topics abgelöst – dabei werden Nutzer:innen einer oder mehreren von 300 Interessensgruppen zugeteilt (Trending Topics berichtete). Ob das der Nachfolger von Cookies wird, bleibt aber abzuwarten.