Forschung

Artenvielfalt-Erhalt: Geplanter Schutz von 30 Prozent aller Landes- und Meeresflächen reicht allein nicht

Zwei der großen Verlierer auf der aktuellen Roten Liste sind der Afrikanische Waldelefant und der Afrikanische Savannenelefant. ©pexels
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Bereits im Oktober 2020 sollte das Gipfeltreffen zur Rettung der Artenvielfalt abgehalten werden. Nach mehreren Verzögerungen hofft man nun, dass es 2022 zur Cop15-Konferenz in Kunming, China, kommen kann. Von dieser wird erwartet, dass sich die Regierungen im Laufe des Jahres zu einem Abkommen für die Natur im Stil des Pariser Klimaabkommens verpflichten, wir berichteten

Bereits im Januar 2021 veröffentlichte die UN-Konvention über die biologische Vielfalt einen 21-Punkte-Entwurf für das Abkommen. Dieser sieht unter anderem die Beseitigung der Plastikverschmutzung, die Reduzierung des Pestizideinsatzes um zwei Drittel und die Halbierung der Einschleppung invasiver Arten vor. Außerdem sollen bis 2030 mindestens 30 Prozent der Ozeane und des Landes durch Nationalparks und ähnlich gesicherte Bereiche geschützt werden. Dieses Vorhaben soll nun heuer auf der COP-15-Konferenz beschlossen werden. 

30% der Land-und Meeresfläche sollen bis 2030 unter Schutz stehen

Entwurf reicht laut Forschenden nicht aus

Dies sind bereits gute Ansätze, die bei schneller Umsetzung vielleicht schon viel bewirken könnten. 50 internationale Wissenschaftler:innen analysierten jetzt in einem Bericht jedoch den Entwurf und kamen zu dem Entschluss: Er reicht nicht aus. Die Ausweitung der Schutzgebieten würde laut den Forschenden selbst im Idealfall lediglich dazu beitragen, die Zerstörung der Natur zu verlangsamen. Um eine breite Artenvielfalt jedoch zu erhalten, sei noch viel mehr nötig.

Die vergrößerten Schutzgebiete seien ein guter erster Schritt, aber noch lange nicht genug um den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten, meint auch Prof. Paul Leadley, Ökologe an der Universität Paris-Saclay und Mitverfasser des Berichts, in einem Artikel des Guardian: “Es gibt sehr gute Belege dafür, dass wir die ehrgeizigen internationalen Ziele für die biologische Vielfalt erneut verfehlen werden, wenn wir uns zu sehr auf Schutzgebiete konzentrieren und andere dringende Maßnahmen gegen die Bedrohungen der biologischen Vielfalt außer Acht lassen.”

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Forschende schlagen eigene Maßnahmen vor

Deshalb empfehlen er und seine Kolleg:innen Maßnahmen, die bereits oft vorgeschlagen wurden, jedoch bisher nicht umgesetzt wurden. Die erste effektive Maßnahme sei laut Guardian unter Berufung auf die Forschenden eine massive Senkung der schädlichen Subventionen für Landwirtschaft und Fischerei. Zudem dürfte das Ziel, die Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius, nicht aus den Augen verloren werden. Die letzte Maßnahme schließt sich dem momentanen Verganuary (wir berichteten) an: die Bekämpfung des übermäßigen Konsums, einschließlich des Fleischkonsums. 

Außerdem entwickelte Leadly zusammen mit Yale-Kolleg:innen eine “Map of Life”. Diese zeig, “ob ein ausreichend großer Teil der Population in irgendeiner Form unter Schutz steht.”, so Leadly in einem Interview mit Yale News. Damit wollen die Forschenden erreichen, dass wenn die Politik sich auf Schutzgebiete einigen sollte, diese nicht einfach irgendwo ausgewiesen werden. Mit ihrer Landkarte könne man messen, wie die Vergrößerung von Schutzgebieten, z. B. um 30 Prozent der Fläche, auf die biologische Vielfalt auswirke, einschließlich einer Erhöhung des Anteils der ausreichend geschützten Arten.

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Ergebnisse an Regierungen übermittelt

Die Analyse des vorgeschlagenen Abkommens wurde von den wissenschaftlichen Gremien BioDiscovery und der Group on Earth Observations Biodiversity Observation Network (Geo Bon) durchgeführt. Dabei werteten die Forschenden die Auswirkungen von drei verschiedene Zukunftsszenarien  auf die Eindämmung und Umkehrung des Verlusts der biologischen Vielfalt aus. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, sowohl ein „business as usual“, als auch eine verbesserte Qualität und Quantität der Erhaltung könnten die Artenvielfalt nicht retten. Nur ein Szenario, in dem ein gesellschaftlicher Wandel vollzogen werden würde, könnte den gewünschten Effekt haben, wenn die globale Erwärmung auf 1,5°C begrenzt werden würden, so der Guardian in Berufung auf den Bericht.

Diese Ergebnisse wurden den an der Konferenz beteiligten Regierungen übermittelt, die laut Guardian noch in diesem Monat ihr Feedback dazu abgeben wollen. „Je früher wir handeln, desto besser. Die Zeitspanne zwischen Maßnahmen und positiven Ergebnissen für die biologische Vielfalt kann Jahrzehnte betragen, daher müssen wir sofort handeln und unsere Bemühungen fortsetzen, wenn wir die globalen Ziele bis 2050 erreichen wollen.“, so María Cecilia Londoño Murcia, Wissenschaftlerin am Humboldt-Institut in Kolumbien und Mitverfasserin der Analyse.

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Österreichs Artenvielfalt

Die biologischen Vielfalt steht in letzter Zeit öfter in den Schlagzeilen, weil immer mehr Studien, unabhängig voneinander die Gefährdung dieser und die globalen Auswirkungen davon untersuchen. Auch in Österreich untersuchte im vergangenen Jahr der unabhängige österreichische Biodiversitätsrat die heimische Biodiversitätspolitik. Auch er kam wie die meisten Untersuchungen weltweit zu dem Ergebnis: das „Barometer der Biodiversitätspolitik in Österreich“ steht auf rot und somit schlechter als verbesserungsbedürftig, wir berichteten. Inwiefern dies Maßnahmen in der nahen Zukunft noch ändern können, bleibt offen.

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