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AWE: Wie die Zukunft der Extended Reality (XR) aussieht

Die XPANCEO-Founder Roman Axelrod und Valentyn Volkov bei AWE: Smarte Linsen als Zukunft von XR © Xpanceo
Die XPANCEO-Founder Roman Axelrod und Valentyn Volkov bei AWE: Smarte Linsen als Zukunft von XR © Xpanceo
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Am Dienstag kam das wohl größte Extended Reality (XR)-Event Europas, die AWE EU, nach Wien. Im Vienna International Centre fanden sich wichtige heimische und internationale Player aus dem Bereich Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR), zusammengefasst unter dem Begriff Extended Reality, um die Zukunft ihrer Branche zu besprechen. Dabei kam zur Sprache, wie sich AR-Brillen künftig entwickeln werden, wie digitale Zwillinge verschiedene Bereiche revolutionieren können, wie VR Trainings effizienter macht und wie XR in Kultur und Entertainment zum Einsatz kommt.

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Smart Glasses vs. smarte Kontaktlinsen

Smart Glasses sind bereits eine vielversprechende Zukunftstechnologie, doch das Jungunternehmen Xpanceo, das in Dubai beheimatet ist, geht noch einen Schritt weiter. Denn die Firma arbeitet an smarten Kontaktlinsen, die eine völlig neue Welt der XR öffnen sollen. Die beiden Founder, Roman Axelrod und Valentyn Volkov, sprachen auf der Bühne von AWE über ihren potenziell wegweisenden Ansatz. Das Unternehmen möchte die XR-Technik komplett nahtlos gestalten und sie stärker mit der täglichen Arbeit der Menschen verbinden.

Xpanceo ging 2021 an den Start. Das Team von mehr als 50 Wissenschaftler:innen und Ingenieurinnen hat bisher hauptsächlich an verschiedenen Prototypen von Linsen gearbeitet. Dabei haben sie sich vom in diesem Fall üblichen Silizium abgewendet und sich der Optoelektronik gewidmet. Das habe zu einem neuen Bedarf an Materialien geführt, die Licht emittieren und lesen können und die immer kleiner sind. Das Unternehmen hat die Entwicklung von 2D-Materialien wie Graphen mit dem verglichen, was es mit neuen Materialien für Kontaktlinsen verfolgt.

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Digitale Linsen „verleihen Superkräfte“

Parallel dazu hat das Unternehmen eine KI-Plattform entwickelt, die bei der Entwicklung seiner Frameworks hilft. Es beschreibt „neuronales Interfacing“ als die Technik, die es verwenden wird, um den Trägern seiner Linsen die volle Kontrolle über Anwendungen zu geben, ohne dass sie „umständliche“ Augenbewegungen oder zusätzliche Steuerungen verwenden müssen. Bei einigen Prototypen anderer intelligenter oder vernetzter Linsen müssen die Nutzer:innen beispielsweise die Augenlider senken, um die Funktionen zu ändern.

Diese Linsen sollen eine gewaltige Zahl an Möglichkeiten bieten und den User:innen, laut Roman Axelrod, buchstäblich „Superkräfte verleihen.“ Nicht nur soll es mit den Linsen möglich sein, holografische Elemente ins Blickfeld zu beamen, sondern Menschen auch Nachtsicht oder eine innere Zoom-Funktion geben. Daneben sollen die Linsen Messungen und Präzisionssehen, beispielsweise für den klinischen Einsatz möglich machen. Selbst für Heath Monitoring sollen die Linsen dienen können. In diesem Fall würden die smarten Geräte automatisch Gesundheits-Ratschläge erteilen.

Wohlgemerkt ist eine XR-Linse kein völlig neues Konzept. So haben beispielsweise Apple, Google und Samsung in diesem Bereich schon experimentiert. Natürlich ist so eine Linse in der Praxis noch eher Zukunftsmusik, auch wenn Xpanceo versichert, dass erste Tests bereits sehr erfolgreich waren, auch wenn es durchaus noch Herausforderungen gibt. Doch viele Investor:innen scheinen an die Jungfirma zu glauben, immerhin hat sie laut TechCrunch kürzlich ein Investment in Höhe von 40 Millionen Dollar eingesammelt. Bis 2026 will das Scale-up die Entwicklung einer Linse, die alle oben genannten Features bietet, abschließen.

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Snapchat: Wie Smart Glasses den Mainstream erobern

Smarten Linsen könnte zwar möglicherweise die Zukunft gehören, doch heute sind Smart Glasses die wohl die XR-Technologie mit dem größten Potenzial. Ein Tech-Konzern, der schon länger stark auf diesen Bereich setzt, ist Snapchat-Betreiber Snap Inc. mit seiner Spectacles-Brille. Die neue Generation dieser Wearables ist speziell für Entwickler:innen von AR-Erfahrungen gemacht. Bei der AWE sprach Daniel Wagner, Leiter von Snap in Österreich, darüber, was eine AR-Brille braucht, um den Mainstream zu erobern.

„Ein äußerst wichtiger Aspekt von Smart Glasses ist: Nutzer:innen müssen sie über einen längeren Zeitraum komfortabel tragen können. Abgesehen davon müssen sie sozial akzeptabel aussehen. Soll heißen, sie sollen nicht wie ein bloßes Tech-Gadget wirken, sondern wie ein gewöhnliches Accessoire. Genau das wollen wir mit Spectacles erreichen“, so Wagner. Speziell das Face Tracing sowie das Body Tracking seien enorm wichtig, damit die Brille für das menschliche Auge angenehm ist.

Für Snap Inc. sind Smart Glasses nicht bloß eine Modeerscheinung, sondern könnten auch in verschiedenen Arbeitsbereichen eine massive Hilfe darstellen. So könnten sie dank KI im medizinischen Bereich bei der Diagnose unterstützen oder die Art, wie Menschen mit Maschinen umgehen, komplett verändern. Eine bereits bestehende Anwendung ist beispielsweise die Reparaturhilfe durch die AR-Brillen. In der Industrie nutzen Mitarbeitende in einigen Bereichen bereits Smart Glasses, um Expert:innen vom Reparaturdienst Schäden an Maschinen zu zeigen, ohne dass letztere vor Ort sein müssen. Dank der eingebauten Mikrofone und Kopfhörer sei die Kommunikation hier leichter denn je zuvor.

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VR-Brillen sollen medizinisches Training revolutionieren

Doch nicht nur AR-Glasses können Menschen in vielerlei Hinsicht unterstützen, auch die fast schon „traditionellen“ VR-Brillen haben weiterhin einen wichtigen Platz in der XR-Welt, vor allem im Bereich des Trainings. Era Sahni von Metas Reality Labs erklärte das bei der AWE näher und zog dafür das Beispiel von Pharmakonzern Pfizer heran. Dieser führt nämlich mittlerweile verschiedene Ausbildungsszenarien in VR durch, unter anderem mit der Brille des Facebook-Mutterkonzerns, der Meta Quest.

„Mit VR-Brillen lassen sich viele Vorgänge, die sonst sehr praktisch sind, in einer sicheren Umgebung erlernen. Wir haben errechnet, dass sich durch VR die Ausbildungszeit für bestimmte Handgriffe um bis zu 40 Prozent reduzieren kann“, so Sahni. Doch auch für andere Bereiche seien VR-Anwendungen spannende Lösungen. Natürlich ist damit auch das von Meta-Chef Mark Zuckerberg oft beschworene Metaverse gemeint. Auch wenn der Hype hier in diesem Jahr doch sehr abgenommen hat, gibt man sich bei Meta dennoch zuversichtlich, dass VR-Brillen immer noch für Community, Onboarding-Prozesse, Training und natürlich auch Entertainment große Dienste leisten können.

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Österreich als Vorreiter bei XR-Entertainment und Kultur

Apropos Entertainment: Auch dieser Bereich wurde bei der AWE besprochen, vor allem aus österreichischer Sicht. Österreich hat natürlich auch eine immer stärkere, sehr divers aufgestellte XR-Szene (wir berichteten). Doch gerade für Kultur und Unterhaltung ist Österreich der ideale Ort für die Entwicklung von spannenden virtuellen Erfahrungen. So lautete der Tenor einer Paneldiskussion bei der AWE.

Gerda Leopold, Gründerin von Amilux Film, einer Wiener Filmproduktionsgesellschaft, die einen starken Fokus auf interaktive Erfahrungen legt, hat die Diskussion geleitet. „Die Location hat immer einen signifikanten Einfluss auf filmische Projekte, speziell wenn es um interaktive Erlebnisse geht. Und gerade deshalb kann Österreich und speziell Wien hier ein Vorreiter sein. Die Stadt hat unglaublich viel Vergangenheit und Kultur, was sie automatisch für XR-Projekte spannend macht“, so Leopold.

Alena Schmuck von der Wirtschaftsagentur Wien, die ebenfalls an der Diskussion teilnahm, erklärte, dass das Wiener Kulturerbe in einer XR-Welt nicht nur zur Unterhaltung dienen kann. Vielmehr sei es so auch möglich, aus der Geschichte zu lernen. Architekt:innen könnten sich so beispielsweise ein Bild von der Entstehung der ersten Gemeindebauten inspirieren zu lassen. „In die Erfahrungen der Vergangenheit einzutauchen, kann in vielen Bereichen sehr wertvoll sein“, meinte Schmuck.

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„Digitale Zwillinge“: Innovatoren der Industrie

XR beschränkt sich jedoch nicht nur auf futuristische Brillen. Immerhin handelt es sich dabei vor allem um einen Überbegriff für die Verschmelzung zwischen der echten und der digitalen Welt. Deswegen gehören auch sogenannte „digitale Zwillinge“ dazu. Diese virtuellen Abbilder von Objekten, Systemen oder Prozessen können ebenfalls in verschiedenen praktischen Bereichen Gold wert sein. Ein Beispiel dafür ist die Industrie, erklärte Alexandre Piedade in einem weiteren Panel. Piedade ist XR Solutions Experte beim Technologiekonzern Siemens.

„Digitale Zwillinge können in der Produktion eine ganz entscheidende Rolle spielen. Für einen effektiven digitalen Zwilling braucht es Daten. Glücklicherweise erzeugt eine Fabrik Unmengen an Daten, bei Siemens sind es jeden Monat schätzungsweise 2.200 Terabytes. Je mehr Daten man für den digitalen Zwilling verwendet, desto besser. So lassen sich viele Aspekte der echten Welt effektiv simulieren. In der Industrie sind das konkret das Produkt sowie die Produktion. Die Präzision der Zwillinge macht die Planung genauer als je zuvor“, erklärte Piedade.

XR-Branche zeigt Potenzial und Diversität

Viele XR-Anwendungen sind bereits im Mainstream angekommen, und bei der AWE zeigte sich, dass hier noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft wurden. Das zeigte sich vor allem anhand der vielen spannenden Firmen, die ihre Stände bei der Messe aufgebaut haben. Beispielsweise zeigte das Austrian Institute of Technology, wie VR-Brillen Training für medizinische Notfälle ermöglichen können.

Das Institut demonstrierte das mithilfe einer medizinischen Puppe, die in Kombination mit der Brille eine tatsächlich realitätsnahe Erfahrung vermittelt und so deutlich zeigt, was in einem Notfall in der echten Welt zu tun ist. Daneben waren von industriellen Anwendungen, Videospielen, Entertainment und Tourismus alle möglichen Aspekte der XR-Welt vertreten.

Weitere Informationen zu AWE finden sich hier. Die Messe findet am Mittwoch, dem 25. Oktober, noch in Wien statt.

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