Interview

Bitcoin-Miner: „Ich glaube nicht, dass das schon der Bullrun war“

Nadvoitsy, Republic of Karelia, Russia. © Bitkern
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Der Österreicher Stefan Kern hat mit seiner Bitkern Group seit 2017 zuerst vom Mondsee und später aus der Schweiz heraus ein Krypto-Mining-Unternehmen mit Mining-Standorten auf vier Kontinenten gewachsen – und bereitet sich seit mehr als einem Jahr auf das Branchen-Event des Jahres vor – das Bitcoin-Halving.

Für das Interview mit Trending Topics schaltet er sich aus Dubai zu, wo derzeit die Blockchain Week stattfindet, und spricht über die Auswirkungen des Halving auf seine Branche und die künftige Preisentwicklung.

Trending Topics: Heute Samstag findet das Bitcoin Halving stattfinden. Was bedeutet dieses große Event?

Stefan Kern: Das ist eigentlich ein Kernaspekt des Bitcoin selbst, dass der Supply geregelt ist, und dass das unkörperliche Wirtschaftsgut Bitcoin begrenzt ist. Das ist sehr, sehr wichtig und hat natürlich extreme Auswirkungen auch auf die Mining-Branche, das ist ganz klar. Wenn der Umsatz der Mining-Unternehmen von einem Tag auf das andere halbiert wird, ja, dann muss man sich natürlich auch dementsprechend vorbereiten.

Was passiert beim Halving konkret?

Beim Halving wird der Block-Reward, also die Belohnung für die Miner, halbiert. Die Miner unterstützen dieses dezentrale Netzwerk, und für die Arbeit, dass sie diese kryptografischen Verschlüsselungen dekodieren und die Transaktionen validieren, bekommen sie eben eine Vergütung. Es ist ein enormer Aufwand, in Infrastruktur zu investieren, in Hardware zu investieren, es muss ja auch irgendwo ein Business-Case sein. Dieser Block-Reward von aktuell 6,25 Bitcoin plus Transaktionsspesen halbiert sich dann eben auf 3,125 Bitcoin plus Transaktionsspesen. Diese Transaktionsspesen, die variieren je Block, zwischen 0,1 und 1 Bitcoin – je nachdem, wie viel Traffic auf der Blockchain ist. Die nehmen natürlich an Bedeutung zu. Wenn man das ganze Ökosystem Bitcoin anschaut über die letzten Jahre, es ist natürlich notwendig, dass der Bitcoin der Wert steigt.

Es muss für Krypto-Miner, für Unternehmen wie auch deines, hart sein, wenn man weiß, dass sie ab dem 21. April nur mehr die Hälfte verdienen. Was für Effekte kann das auf diese Branche haben?

Es hat natürlich enorme Auswirkungen. Das heißt dann auch, dass natürlich die Deckungsbeiträge runtergehen. 50% ist enorm. Welche Auswirkungen es diesmal hat, ist schwer einzuschätzen. Beim letzten Mal haben etwa 50% aller Miner abschalten müssen, sind auch teilweise in Konkurs gegangen. Der größte Miner der Welt zum Beispiel. Core Scientific hat zum Beispiel Chapter 11 gemeldet. Dann auch Compute North, der größte Hoster der Welt, hat auch Probleme bekommen. Wer natürlich mit Sicherheit viele Nachteile haben wird, sind einfach die kleineren Teilnehmer im Mining. Auch die kleinen Retail-Kunden, die bei Servicedienstleistern einkaufen

Wir haben uns darauf spezialisiert, dass wir nur mit den professionellen Minern oder mit den professionellen Anlegern, die in dem Bereich Fuß fassen wollen. Sie müssen einfach eine gewisse Menge investieren oder abnehmen, dass das Ganze dann auch sinnvoll ist, weil dann können wir auch kompetitive Preise anbieten, wo wir wissen, auch das Halving tut ihnen nicht weh. Leute, die einfach nur einen Miner kaufen wollen oder zwei – so hart es sich anhört, die Zeit ist vorbei, auch mit dem Zuhause-Minern.

Das Bitcoin Halving ist fast da, aber die FOMO noch nicht

Wie laufen da die Vorbereitungen bei der Bitkern Group?

Wir schauen schon ein gutes Jahr auf das Halving. Wir sind ja ein Serviceanbieter. Wir bieten Hosting-Service an, verkaufen auch Hardware. Wir bieten nur noch Services an oder nehmen Hardware zum Hosting an, wo wir glauben, dass wir relativ sicher sind, auch nach dem Hafen. Ältere Mining-Modelle wie die S19-Serie, auch die J-Pro und so, die nehmen wir schon seit über einem Jahr nicht mehr in den USA zum Hosting an. Wir setzen einfach auf neue, effizientere Modelle. Die USA ist auch eher eine Premium-Location, wo auch das Hosting ein bisschen teurer ist, im Vergleich zu dritten Weltländern, die boomen, wo der Strom auch günstiger ist, wo er nicht genutzt wird.

Bitcoin-Mining ist ja eigentlich sehr stark, wenn es darum geht, die Transformation zu erneuerbaren Energiequellen zu beschleunigen, weil es werden Projekte gebaut, überall auf der Welt und die Energie kann ja nicht sofort genutzt werden. Man braucht auch Infrastruktur. Wenn man Bitcoin-Mining hier implementiert, dann kann man diese Projekte finanzieren. Wir können ja Strom überall nutzbar machen. Das ist eigentlich das Tolle.

Kann dieses Halving auch dafür sorgen, dass einer der größten Kritikpunkte an Bitcoin, also der hohe Energieverbrauch, sinken wird?

Kurzfristig. Langfristig natürlich nicht. Aber ich sehe kein Problem des hohen Energieverbrauchs, weil wir nutzen den Strom nur da, wo er sonst nicht genutzt wird oder als Abfall entsorgt wird. Der Strom fürs Bitcoin-Mining ist schon lange zu teuer, wenn ich ihn irgendwo in einem Ballungsraum oder auch mitten in Europa benötige, weil ich da den Marktpreis zahle. Bitcoin-Mining sorgt zudem auch dafür, dass der Strompreis sogar sinken kann, weil wir eben diese überschüssige Energie nutzen. Somit hat der Energieanbieter mehr Einnahmen. Zudem stabilisieren wir das Netz, und es gibt auch sogenannte Demand Response Curtailment Programme, wo eigentlich ein Großteil der Miner teilnimmt. Bei Spitzenlastzeiten können wir einfach auf Knopfdruck abschalten. Das ist bei einer anderen Industrie nicht so einfach möglich. Somit entlasten wir hier auch wieder den Energiemarkt. Wir nehmen dem Markt nichts weg, die Energie ist ja da.

Jetzt gibt es eben dieses Bitcoin Halving, und Anfang des Jahres sind die berühmten Bitcoin Spot ETFs gestartet. Siehst du da eigentlich einen Zusammenhang? Es ist doch kein Zufall, dass BlackRock und Fidelity ein paar Monate vor dem Halving mit diesen ETFs starten, oder?

Ich weiß nicht, ob es wirklich zusammenhängt. Das ist schwer zu sagen. Ich weiß auch, dass Fidelity schon jahrelang im Mining involviert ist und andere auch. BlackRock, Vanguard sind, was ich weiß, mit unter die größten Shareholder aller Börsen gelistet Mining-Unternehmen. Die sind schon lange involviert. Die haben natürlich auch möglicherweise ein gewisses Eigeninteresse.

Was es natürlich sehr spannend macht, dass dieses Halving eben komplett anders ablaufen kann als das letzte, weil eben diese ETFs da sind. Es hat ja noch nie zuvor ein All-Time-High vor einem Halving-Event gegeben. Ich wäre eigentlich auch davon ausgegangen, dass wir das neue Allzeithoch eher gegen Ende dieses Jahres erreichen. So wie es letztes Mal beim Halving war, ist der Kurs sogar eher runtergegangen danach und das war schlimm für viele Miner. Das hat Auswirkungen. Ein Monat ist vielleicht eine Sache, aber dann drei, vier, fünf Monate, das können dann nur wenige überbrücken.

Welche Auswirkungen wird es auf den Preis haben? Jetzt sagen viele, das Halving ist schon eingepreist, deswegen auch jetzt vor ein paar Wochen dieses neue Allzeithoch. Andere sagen, der echte Bullenmarkt, der kommt erst, weil man eben bei den vorhergegangenen Halvings gesehen hat, dass es so ein Jahr, eineinhalb Jahre danach es erst so richtig losgegangen ist. Was ist deine These?

Ich glaube nicht, dass das schon der Bullrun war. Der Bullrun wird da sein, wenn wir 200.000 knacken, glaube ich persönlich. Ich weiß es natürlich nicht, das weiß keiner. Ich kann mir schon auch vorstellen, dass es kurzfristig vielleicht auch zu einem kleinen Drop kommt, aber natürlich mittelfristig glaube ich durchaus, dass wir einen Boom sehen werden.

Man das Halving und dessen Einfluss nicht komplett überschätzen, es gibt auch andere Einflussfaktoren, wie Realwirtschaft, auch große Krisen, die haben ja auch Einfluss auf den Bitcoin-Preis. Zuletzt hat man ja gesehen, in der Nacht, als der Iran Israel angegriffen hat, ist ja der Preis plötzlich um fast 10% gesunken.

Absolut, gerade der Kryptomarkt ist nochmal volatiler. Wir haben auch schon gesehen, die Ukraine-Krise, Covid und alles, die haben auch extrem Einfluss auf den Markt genommen. Aber der Markt erholt sich um ein Vielfaches schneller wie der Aktienmarkt. Wir haben bei COVID gesehen, dass der Markt kurzfristig 50% eingebrochen ist, aber er hat sich nach einem Monat fast wieder erholt gehabt und dann kam das Halving. Wenn ein großes Ereignis auf der Welt auf uns zukommt, dann werden wir sehen, dass der Bitcoin droppt, aber dann wird er mit Sicherheit als Gewinner hervorgehen.

Wie ist der Blick auf Bitcoin generell auf Blockchain Week in Dubai? Welche Trends sind zu sehen?

Ich glaube, Bitcoin wird immer eine zentrale Rolle einnehmen. Was natürlich jetzt vermehrt hier aufkommt, ist die Tokenisierung von Wertpapieren, von Finanzinstrumenten, von Realwerten, von Immobilien. Das ist natürlich ein Riesenthema und ich denke, da sind sich die Experten in der Finanzwelt einig, dass Tokenisierung die Zukunft ist. Dass alles in Zukunft einfach über Blockchains abgewickelt wird. Es ist von der Administration günstiger, geht schneller, es ist nicht manipulierbar. Also die gesamten Vorteile der Blockchain-Technologie, die treffen perfekt auf den Finanzmarkt zu. Für die traditionelle Finanzwelt ist es unausweichlich, unvermeidbar, dass sie auch mit der Zeit gehen müssen. Weil wenn sie nicht mit der Zeit gehen, dann müssen sie mit der Zeit gehen.

Die Anhänger von Bitcoin sagen immer, Bitcoin ist was anderes, vermischt das nicht mit dem restlichen Krypto-Zeug. Da gibt eine gewisse Spaltung in der Community. Spürt man das in Dubai auch, beziehungsweise auf welcher Seite bist du eigentlich?

Wir minen verschiedene Kryptowährungen. Prinzipiell bin ich einfach für die Idee hinter Bitcoin. Ich bin ein Befürworter von Bitcoin, aber eben auch von dieser Blockchain-Technologie, um wirklich einen Mehrwert in verschiedene Industriezweige zu bringen. Man kann mit dieser Technologie ungemeine Werte schaffen, in den nächsten Jahren eben.

Was ist der nächste große Schritt für Bitcoin? Man sieht auch in Deutschland, Österreich, in Dubai wahrscheinlich sowieso, dass die Banken auf Krypto aufspringen. Was ist aus deiner Sicht der nächste Big Step?

Diese Schritte der traditionellen Finanzwelt, die gehen langsam, ist ganz klar. Ich glaube, da waren sehr viele Berührungsängste da, aber mit dem Ritterschlag ETF redet jetzt keiner mehr davon, dass die Blase platzt. Es ist ein fundamentaler Wert dahinter. Das nächste ist die Tokenisierung. Ich glaube, das wird ein großer Bereich sein, gerade für die traditionelle Finanzwelt. Die Banken die das ein bisschen forcieren und Vorreiter sind, die können sich gut aufstellen für die Zukunft.

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