Klima

COP28: „Haben in Dubai das Zeitalter der fossilen Brennstoffe nicht beendet“

Simon Stiell, seines Zeichens UN Climate Change Executive Secretary. © UN Climate Change / Kiara Worth
Simon Stiell, seines Zeichens UN Climate Change Executive Secretary. © UN Climate Change / Kiara Worth
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„We delivered“, steht in fetten Lettern auf der Webseite zur in Dubai zu Ende gegangenen Weltklimakonferenz COP28. „Geschichte“ sei geschrieben worden am 13. Dezember 2023, meinen die Veranstalter rund um COP28-Präsident Sultan Ahmed Al Jaber, seines Zeichens auch gleichzeitig CEO des staatlichen Ölkonzerns ADNOC der Vereinigten Arabischen Emirate. Als „historisch“ bezeichnet wird der „Übergang weg von fossiler Energie“, auf den sich die Teilnehmer:innen nach vielem Hin und Her letztlich einigten.

Doch was bedeutet das konkret? Dass sich die Welt angesichts der Klimakrise von fossilen Energieträgern zur Verringerung des CO2-Ausstosses verabschieden muss, ist hinlänglich bekannt. Nun gibt es immerhin ein Commitment von vielen, aber nicht allen Staaten, sich über Zeit einen Übergang zu nachhaltigeren Energiequellen zu widmen. Doch ein klares Commitment zu einem von Klimaschützer:innen im Vorfeld geforderten „Phase-out“, also einem Ausstieg aus den Fossilen, gibt es nicht. Beobachter:innen zufolge sei ein „Übergang“ weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien ein Beschluss voller Lücken. So gibt es zwar den Beschluss, die Kapazität der erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen, jedoch bleibt Gas als „Brückentechnologie“ erhalten. Wie berichtet sehen auch viele Staaten Atomkraft als Mittel, um CO2-Emissionen zu verringern.

„Die Welt muss weg von den Fossilen“

„Der Hammer ist gefallen, der Beschluss ist gefasst: Die Welt verabschiedet sich von den fossilen Energien. Ein riesiger Schritt nach vorne. In den nächsten Jahren wird die Staatengemeinschaft nun daran gemessen werden, ob entschlossen & schnell genug gehandelt wird“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) via X von der COP28. Man sei mit geringen Erwartungen nach Dubai gekommen: „Nicht alles im Text ist so gut, wie wir es uns gewünscht haben. Aber gerade in Anbetracht der schwierigen Situation hat die heutige Einigung enorme Bedeutung. Nach 28 COPs, nach unzähligen Verhandlungstagen, ist heute beschlossene Sache: Die Welt muss weg von den Fossilen.“

Dass die COP28-Erklärung ein Kompromiss ist, gesteht auch Simon Stiell, seines Zeichens UN Climate Change Executive Secretary, in seiner Abschlussrede in Dubai. „Die COP28 musste auch ein Zeichen setzen, um dem zentralen Klimaproblem der Menschheit – den fossilen Brennstoffen und der von ihnen verursachten Umweltverschmutzung – einen Riegel vorzuschieben. Auch wenn wir in Dubai das Zeitalter der fossilen Brennstoffe nicht beendet haben, ist dieses Ergebnis der Anfang vom Ende.“

Klimakonferenzen seien ein „konsensbasierter Prozess“, alle Vertragsparteien müssten sich über „jedes Wort, jedes Komma und jeden Punkt“ einig sein. „Das  ist überhaupt nicht einfach. Es unterstreicht jedoch, wie viel diese UN-Konferenzen in den letzten Jahrzehnten erreicht haben. Ohne sie würden wir auf eine Erwärmung von fast 5 Grad zusteuern. Das wäre ein eindeutiges Todesurteil für unsere Spezies. Derzeit bewegen wir uns auf knapp 3 Grad zu. Das bedeutet immer noch massenhaftes menschliches Leid, weshalb auf der COP28 ein weiterer Schritt getan werden musste“, so Stiell.

COP28: Atomkraft soll bis 2050 verdreifacht werden

Schlupflöcher für „Low Carbon Fuels“ und Gas

„Der letztendlich getroffene Beschluss ruft die Staaten zwar auf, den Übergang weg von fossiler Energie im Energiesystem durchzuführen, enthält aber gleichzeitig Schlupflöcher und Scheinlösungen wie sogenannte „low carbon fuels“. Also Energieträger, die immer noch CO2 emittieren“, heißt es etwa seitens Global2000. „Es liegt nun an den einzelnen Staaten den Ausstieg aus fossiler Energie umzusetzen, die dafür nötigen Gesetze zu beschließen und mit einer konsequenten Energiewende eine unmissverständliche Antwort auf die Klimakrise zu geben“, so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher der Umweltschutzorganisation. Konkret für Österreich bedeute dass ein neues Klimaschutzgesetz (das immer noch fehlt), klare Regelungen für den Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen auf Ebene der Bundesländer und den Abbau umweltschädlicher Subventionen für fossile Energie.

Ein „respektables Ergebnis“ nennt Elisabeth Zehetner, Geschäftsführerin von oecolution austria, das Ergebnis der COP28. „Gas wird auch in näherer Zukunft als Brückentechnologie eine Rolle spielen. Jedoch müssen wir uns bewusst sein, dass auch diese Brücke ein Ablaufdatum hat. Es ist entscheidend, dass wir uns unbeirrt auf den Ausbau der erneuerbaren Energien konzentrieren“, sagt sie.

COP28-Präsident, CEO eines Ölriesen, leugnete Ergebnisse der Klimaforschung

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