Skandal

COP28-Präsident, CEO eines Ölriesen, leugnete Ergebnisse der Klimaforschung

Sultan Ahmed Al Jaber, CEO von ADNOC. © COP28
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Dass der CEO eines Ölkonzerns den Vorsitz der wichtigsten Weltklimakonferenz bekommt, war schon vor vielen Monaten Gegenstand der Kritik an der COP28, die derzeit in Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) stattfindet. Nun kommt eine Story ans Licht, die das Verhältnis von Sultan Ahmed Al Jaber, seines Zeichens aktueller COP28-Präsident, zur Klimaforshcung in ein neues Licht rückt. Denn noch im November, kurz vor dem Start der COP28, war Al Jaber noch mit bemerkenswerten Aussagen auf einem anderen Event zu sehen.

„Es gibt keine Forschung und kein Szenario, das besagt, dass der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe das Erreichen der 1,5°C-Marke ermöglicht“, sagte Al Jaber war im November bei einem Online-Event laut dem britischen Guardian. Befragt wurde Al Jaber damals von Mary Robinson, die Vorsitzende der Gruppe The Elders (Zusammenschluss von ehemaligen Staatsmännern und -frauen, Friedensaktivist:innen und Menschenrechtler:innen) und ehemalige UN-Sonderbeauftragte für den Klimawandel, während einer Live-Online-Veranstaltung am 21. November. Würde man den kompletten Ausstieg aus fossilen Energien machen, würde das der Entwicklung schaden, man würde „die Welt zurück in die Höhlen“ bringen.

„There is no science out there“

Konkret lief der Dialog zwischen Robinson und Al Jaber folgendermaßen:

Robinson: „We’re in an absolute crisis that is hurting women and children more than anyone … and it’s because we have not yet committed to phasing out fossil fuel. That is the one decision that Cop28 can take and in many ways, because you’re head of Adnoc, you could actually take it with more credibility.“

Al Jaber: „I accepted to come to this meeting to have a sober and mature conversation. I’m not in any way signing up to any discussion that is alarmist. There is no science out there, or no scenario out there, that says that the phase-out of fossil fuel is what’s going to achieve 1.5C.“

Al Jaber ist weniger als Klimaschützer als vielmehr CEO des staatlichen VAE-Ölkonzerns Abu Dhabi National Oil Company, kurz Adnoc, bekannt. Deswegen wurden ihm bereits im Vorfeld Interessenskonflikte vorgehalten, die sich später erhärteten, als bekannt wurde, dass in Dubai während der COP28 offenbar Öl-Deals geplant gewesen seien. Bisher hat die Konferenz, die noch bis 12. Dezember läuft, unter anderem mit Ausbauplänen für Atomkraft und einem Methan-Ausstieg von 50 Ölkonzernen auf sich aufmerksam gemacht (mehr dazu hier).

Die Leugnung der weltweit seit vielen Jahren anerkannten Klimaforschung durch Al Jaber hat nun zwei bekannte Wissenschaftler, Prof. Jean-Pascal van Ypersele (UCLouvain, ehemaliger IPCC Vice-Chair) und Prof. Michael E. Mann (Presidential Distinguished Professor of Earth and Environmental Science, University of Pennsylvania) dazu gebracht, dem COP28-Präsidenten einen offenen Brief zu schreiben.

COP28: Atomkraft soll bis 2050 verdreifacht werden

Offener Brief an Al Jaber

„Es tut uns leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie Vertreter der schwierigsten Partei vor sich haben. Es ist eine Partei, die nur rote Linien hat und absolut keine Flexibilität. Diese Partei heißt Klimasystem, und sie gehorcht nur den Naturgesetzen“, heißt es in Richtung Al Jaber. Es würde nicht reichen, lediglich „Adaptation“ (Anpassung; oft gehörtes Schlagwort auf der COP28) an den Klimawandel zu betreiben, sondern es bräuchte „Mitigation“, also eine Entschärfung der Krise.

„Wenn die Menschheit das Überschreiten des 1,5°C-Ziels verhindern will, muss sie dafür sorgen, dass die CO2-Konzentration bis spätestens 2050 nicht weiter ansteigt. Dies bedeutet, dass die CO2-Emissionen spätestens 2050 weltweit auf Null sinken müssen, zusammen mit einer deutlichen Verringerung der Emissionen anderer Treibhausgase“, schreiben van Ypersele und Mann. „Die Beibehaltung des 1,5-Grad-Ziels ist von entscheidender Bedeutung, damit eine Anpassung einfach möglich bleibt.“ Aktuell sieht man auf der COP28, das viel über „Adaptation“ diskutiert wird. Da geht es nicht darum, den Klimawandel zu bremsen, sondern ihn zu akzeptieren und das Leben eben daran anzupassen.

50 Ölkonzerne proklamieren den Ausstieg aus Methan auf der Klimakonferenz COP28

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