World Energy Outlook

Energiekrise: Nachfrage nach fossilen Brennstoffen hat Zenit erreicht

Öltanker vor Murmansk, Russland. © Unsplash
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Die Welt befindet sich wegen des Ukraine-Kriegs inmitten einer gewaltigen Energiekrise. Deshalb sind die Preise für fossile Brennstoffe explodiert. Zwar ist die Nachfrage derzeit sehr hoch, doch sie könnte in der derzeitigen Situation endgültig ihren historischen Höhepunkt erreicht haben. Laut dem neuen World Energy Outlook (WEO), dem jährlichen Bericht der Internationalen Energieagentur, könnte die globale Nachfrage künftig nur noch sinken. Damit ist möglicherweise bald endlich der Moment gekommen, in dem Erneuerbare Energien übernehmen könnten.

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Fossile Brennstoffe nur kurzfristig auf Höhepunkt

Momentan scheinen fossile Brennstoffe jedoch Hochkonjunktur zu feiern. Um die Engpässe bei den russischen Gaslieferungen auszugleichen, wird Europa 2022 im Vergleich zum Vorjahr 50 Milliarden Kubikmeter mehr Flüssiggas importieren. Produzenten fossiler Brennstoffe hat die Krise einen riesigen Gewinn in Höhe von zwei Billionen Dollar beschert. Eine Schlüsselfrage für politische Entscheidungsträger ist, ob die Krise einen Rückschlag für die Umstellung auf saubere Energie darstellt oder ob sie ein Katalysator für schnelleres Handeln sein wird.

Neue politische Maßnahmen auf den wichtigsten Energiemärkten tragen dazu bei, dass die jährlichen Investitionen in saubere Energie bis 2030 auf über zwei Billionen Dollar ansteigen, was einem Anstieg von mehr als 50 Prozent gegenüber heute entspricht. Saubere Energie wird zu einer großen Chance für Wachstum und Beschäftigung und zu einem wichtigen Schauplatz des internationalen wirtschaftlichen Wettbewerbs.

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Gewaltige Zuwächse bei Erneuerbaren

Bis 2030 sollen die jährlichen Solar- und Windkraftkapazitäten in den USA um das Zweieinhalbfache gegenüber dem heutigen Stand wachsen, während der Absatz von Elektroautos um das Siebenfache steigt. Neue Zielvorgaben treiben den massiven Ausbau sauberer Energien in China weiter voran, was bedeutet, dass der Kohle- und Ölverbrauch des Landes noch vor Ende dieses Jahrzehnts seinen Höhepunkt erreichen soll. Der schnellere Einsatz erneuerbarer Energien und Effizienzsteigerungen in der EU führen dazu, dass der Erdgas- und Erdölbedarf bereits in diesem Jahrzehnt um 20 Prozent und der Kohleverbrauch um 50 Prozent sinken wird.

Da sich die Märkte laut der Energieagentur wieder ins Gleichgewicht bringen, verzeichnen die erneuerbaren Energien, unterstützt durch die Kernenergie, nachhaltige Zuwächse. Der derzeitige Aufschwung der Kohle durch die heutige Krise ist nur vorübergehend. Der Anstieg der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien ist schnell genug, um das Wachstum der gesamten Stromerzeugung zu übertreffen und den Anteil der fossilen Brennstoffe an der Stromerzeugung zu senken. Die Krise lässt die Auslastung der bestehenden Kohlekraftwerke kurzzeitig ansteigen, führt aber nicht zu höheren Investitionen in neue Anlagen.

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„Entscheidender Moment in der Energiegeschichte“

Zum ersten Mal zeigt ein WEO-Szenario, das auf den vorherrschenden politischen Einstellungen basiert, dass die globale Nachfrage nach jedem der fossilen Brennstoffe den Zenit erreicht hat. So sinkt die Nachfrage nach Kohle schon in den kommenden Jahren. Außerdem soll die Erdgasnachfrage gegen Ende des Jahrzehnts ihren Höhepunkt erreichen. Aufgrund des Aufstiegs der E-Mobilität soll die Ölnachfrage Mitte der 2030er Jahre abflachen. Die Gesamtnachfrage nach fossilen Brennstoffen geht ab Mitte der 2020er Jahre bis 2050 kontinuierlich zurück.

Der weltweite Verbrauch fossiler Brennstoffe ist seit Beginn der industriellen Revolution im 18. Jahrhundert parallel zum BIP gestiegen. Die Umkehrung dieses Anstiegs bei gleichzeitigem Wachstum der Weltwirtschaft soll ein „entscheidender Moment in der Energiegeschichte“ sein, schreiben die WEO-Autor:innen. Der Anteil der fossilen Brennstoffe am globalen Energiemix ist seit Jahrzehnten hartnäckig hoch und liegt bei etwa 80 Prozent. Laut dem Bericht der Energieagentur könnte dieser Anteil bis 2030 auf unter 75 Prozent und bis 2050 auf knapp über 60 Prozent sinken.

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Noch viele Maßnahmen für Energiewende nötig

Durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine haben sich die Energiemärkte und -politiken verändert, und zwar nicht nur vorläufig, sondern für die nächsten Jahrzehnte. Die wirtschaftlichen Argumente für wettbewerbsfähige und erschwingliche saubere Technologien sind jetzt stärker denn je. Das gilt auch für die Energiesicherheit. Dadurch kann in Zukunft auch eine drastische Reduzierung der CO2-Emissionen stattfinden.

Dafür bleibt allerdings noch viel zu tun. Während die Bemühungen für die Energiewende weltweit an Dynamik gewinnen, ist es laut WEO von entscheidender Bedeutung, alle an Bord zu holen, insbesondere in einer Zeit, in der die geopolitischen Brüche in der Energie- und Klimapolitik umso deutlicher sichtbar werden. Es brauche eine breite Koalition von Ländern, die an der neuen Energiewirtschaft beteiligt sind. Vor allem Schwellenländer müssten bei der Energiewende mehr Unterstützung erhalten.

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