Gastbeitrag

User sagen Bye Bye, Elon: der #eXit und der Aufstieg von Bluesky

Exodus bei X in Richtung Bluesky. © Grok
Exodus bei X in Richtung Bluesky. © Grok
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Johannes Nagl ist CEO Product beim österreichischen Social-Media-Management-Tool Swat.io. In diesem Gastbeitrag beschäftigt er sich mit dem Exodus bei Elon Musks X und dem Aufstieg der Alternative Bluesky.

Seit Wochen gibt es in Social Media ein großes Thema: Der rapide Untergang von X (vormals Twitter). Als dann Donald Trump die Wahl in Amerika gewonnen hat, ging alles noch schneller. Immer mehr Communities, Opinions Leaders und Unternehmen verkündeten deren Abgang von X.

Zumeist ging das Hand in Hand mit einem Wechsel zu einer neuen Plattform: Jetzt hat sich Bluesky als die neue Anlaufstelle etabliert.

Bluesky ist ein Kurznachrichten-Netzwerk, das ironischerweise von Jack Dorsey, dem Mitbegründer von Twitter, initiiert wurde. Es basiert auf einer dezentralen Struktur, die mehr Offenheit und weniger Kontrolle durch eine einzelne Entität ermöglichen soll. Als vor wenigen Wochen X in Brasilien blockiert wurde, erlebte Bluesky die erste richtig große Bewährungsprobe. Innerhalb kürzester Zeit sprang die Nutzung auf 9 Millionen Benutzer:innen an. Im Vergleich zu den großen Plattformen wie X (angeblich 650 Millionen) bzw. Threads (ca. 275 Mio.) von Meta, ist das noch sehr klein.

Nach dem letzten Wochenende liegt Bluesky nun bei 19 Millionen Usern (Tendenz +1 Mio. pro Tag) und sehr viel Sympathie, Momentum und Medienberichterstattung. In den namhaften App-Stores befindet sich Bluesky aktuell auf Platz 1 der Charts. Swifties, Stephen King, Mark Cuban, und am Wochenende ganz “AustroTwitter”, also Journalist:innen wie Armin Wolf, Corinna Milborn, Florian Klenk und ganze Redaktionen wie derStandard.at haben mit einem abgestimmten, öffentlichkeitswirksamen #eXit dem Kurznachrichtendienst den Rücken gekehrt. Dazu kommen Initiativen wie #byebyeelon, bei der 51 deutsche Firmen sich von X verabschieden. Die Richtung ist klar: Alle nutzen den Moment um sich zu positionieren.

Sollen Marken den Wechsel wagen?

Für Marken stellt sich die Frage: Wie geht es mit unseren X-Auftritt weiter? Möchten wir Ressourcen in Richtung Bluesky verlagern? Was bedeutet das für die Positionierung unserer Marke?

Österreichische Firmen wie Austrian Airlines und Wiener Linien haben es vorgemacht: Sie sagten beide “Tschüß” zu X. Der Guardian und der Fußballverein St. Pauli zeigten noch medienwirksamer die Kante und positionierten sich direkt letzte Woche stark auf Bluesky. Im “Österreichische Organisationen” Starter Pack von Jürgen Haslauer finden sich bereits viele namhafte Beispiele wie die österreichische Post, Caritas, Österreichisches Rote Kreuz, Stadt Wien und das Klimaschutzministerium. Das macht es einfach, sich auf Bluesky zu vernetzen.

Klar ist: Für klassisches Marketing ist X in der heutigen Einschätzung und der Grundstimmung vieler Communities nicht mehr geeignet. Firmen tun gut daran zu überprüfen, wie Erfolg auf einzelnen Kanälen definiert wird. Und ob die Erweiterung auf neue Plattformen wie Bluesky Sinn macht oder aufgrund von Effizienz-/Kosteneinsparung die Reduktion der Kanäle im Vordergrund stehen sollte.

Bluesky ist nicht automatisch die richtige Antwort

Hierbei sollte der Blick auf die firmenweite Social Media Strategie in Zeiten wie diesen helfen. Strategisch gesehen sollte Social Media Marketing nämlich nur dort betrieben werden, wo die eigene Zielgruppe zuhause ist und für einen Diskurs bereit steht. Der Drang, schnell auf Bluesky ein Profil anzulegen und die “Goldgräber”-Stimmung mitzunehmen ist verlockend. Bluesky ist aber aus strategischer Sicht nicht automatisch die richtige Antwort. Netzwerke wie Threads oder Mastodon sollten evaluiert werden. Oftmals wird aber auch die Konzentration auf die Hauptkanäle Instagram, TikTok und Facebook die bessere Alternative sein.

Ob ein Account auf Twitter komplett gelöscht oder nur inaktiv gesetzt werden sollte, hängt ebenfalls von der Intention ab. Vergessen werden sollte jedenfalls nicht: Löscht man seinen Account gänzlich, können andere Personen den Twitter-Handle nach 30 Tagen erneut registrieren. Branchen-Experten wie Helge Fahrnberger raten also dazu, Accounts zu inaktivieren. Hier noch der Tipp zu einem hilfreichen Tool von Luca Hammer, der selbst jahrelang auf X aktiv und bekannt war für seine Netzwerkanalysen. Er hat mit “tweetXer” ein Tool bereit gestellt, mit dem sehr schnell alle bisher veröffentlichen Tweets gelöscht werden können.  Eigene Daten, die zukünftig für das Trainieren von AI-Modellen auf X verwendet werden könnten, können somit rasch gelöscht werden.

Wer Bluesky professionell mit seinen Firmeninhalten bespielen will, oder seine Community betreuen möchte, dem sei das, ebenfalls österreichische, Swat.io ans Herz gelegt. Das Social Media Management Tool stellt aktuell das einzige seiner Art im europäischen Datenraum dar, dass Bluesky in den regulären Funktionsumfang integriert hat. Bereits seit 2023 wird dort die Funktion von einigen Firmen erfolgreich verwendet.

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