Analyse

Es wird kuschelig am Messaging-Markt: Facebook beginnt mit der unvermeidlichen Infiltration von WhatsApp

Facebook will Daten von WhatsApp. © Facebook, Montage TrendingTopics.at
FaceboFacebook will Daten von WhatsApp. © Facebook, Montage TrendingTopics.atok schwappt auf WhatsApp über. © Facebook, Montage TrendingTopics.at
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„Es geht uns darum, beide Apps auf eine Milliarde User zu pushen. Derzeit gibt es keine Pläne, die beiden Dienste zusammenzuführen.“ So sprach David Marcus, der als hochrangiger Facebook-Manager die Messaging-Produkte des Internetunternehmens über hat, noch vor einem Jahr über WhatsApp und Messenger im Interview mit TrendingTopics.at. Nun ist die magische Grenze für beide Apps wohl bald erreicht: Die Messenger-App hält bei 800, das um 19 Mrd. US-Dollar zugekaufte WhatsApp bei 900 Millionen monatlich aktiven Nutzern.

WhatsApp hat sich Facebook vor allem deswegen geleistet, um keinen Konkurrenten in Weltregionen außerhalb der USA, wo der Messenger sehr stark ist, herangedeihen zu lassen. Zwei separate Angelegenheiten sind die beiden Messaging-Apps aber schon länger nicht mehr: WhatsApp ist bereits auf die Infrastruktur von Facebook übersiedelt. Heißt: Fotos, Nachrichten und Kontaktlisten der User sind auch auf Facebook-Servern gespeichert. Der neueste Clou: In einer der kommenden Versionen der Android-App von WhatsApp soll eine Funktion verbaut sein, mit der man seine WhatsApp-Daten an Facebook senden kann, um die „Facebook-Experience“ zu verbessern. Möglich wäre unter anderem, dass man künftig zwischen Facebook/Messenger und WhatsApp chatten kann.

Nutzer der iPhone-Version von WhatsApp können übrigens schon länger ihren Namen und Profilfoto von Facebook mit einem Klick importieren. Die nächste Ausbaustufe, auch Kontaktlisten auf diese Weise abzugleichen, wäre wohl einfach umsetzbar.

Die Geschäftsmodelle gleichen sich an

Hat man bei WhatsApp viele Jahre lang versucht, sich über Nutzergebühren (man zahlte nach dem ersten Gratisjahr etwa 90 Cent für 12 Monate unbegrenzte Nutzung), hat Gründer Jan Koum vergangene Woche eine ziemliche Bombe platzen lassen: „In einigen Wochen wird WhatsApp für die Nutzer komplett gratis ein“, sagte er auf der Bühne der DLD-Konferenz in München. Der neue Plan: Man will mit Business-Funktionen für Unternehmen Geld verdienen und diese mit den Normalnutzern chatten lassen – etwa im Bereich des Kundenservice. “Man wird ein Restaurant einfach eine Nachricht schicken können, um einen Tisch für fünf Leute um 8 Uhr Abends zu reservieren”, so Koum.

Dieser Business-Plan stammt natürlich von Eigentümer Facebook. Bereits im März 2015 hat das Social Network seine Pläne bekannt gegeben, mit „Businesses on Messenger“ eine Möglichkeit für Firmen zu schaffen, um „real-time conversations“ mit ihren Kunden führen zu lassen. Der US-Onlineshop Everlane etwa schickt seinen Kunden per Messenger Informationen zu ihren Bestellungen, FedEx informiert Kunden über den Status ihrer Paketsendungen, Fluglinien sollen Fluggäste über Verspätungen in Kenntnis setzen können. „Heute bekommen wir alle diese Nachrichten auf anderen Wegen – über SMS oder Anrufe – deshalb möchten wir neue Werkzeuge testen, um solche Dinge einfacher über WhatsApp zu tun, während wir dir weiterhin ein Erlebnis ohne Werbung von Drittanbietern oder Spam bieten“, heißt es seitens der Betreiber.

In der Praxis liegt der Hund begraben

Via Messaging-Apps mit Kunden chatten, anstatt E-Mails versenden zu müssen, die oft im Spam-Filter hängenbleiben – das klingt für Unternehmen in der Theorie nach einem vielversprechenden, weil hoch relevanten Kommunikationskanal. In der Umsetzung ist das aber dann nicht mehr so einfach. „Wenn es um Customer Service geht, braucht man ein Ticketing-System. Dieser Messenger kann nur funktionieren, wenn er an diese Ticketing-Systeme angeschlossen ist, das müssen sie noch anbieten“, sagte Gregor Almássy von Samsung Österreich – jenem Unternehmen, das via Facebook-Seite bereits intensives Kundenservice betreibt.

Für WhatsApp und Messenger bedeutet das: Facebook wird die beiden Apps immer näher zusammenführen müssen, um Firmenkunden ein einheitliches System bieten zu können. Kein Großunternehmen wird parallel zwei Messaging-Kanäle betreiben wollen, die große Überschneidungen bei der Nutzerschaft haben. Eine Zusammenführung der Nutzerdaten war ohnehin immer vorgesehen. So heißt es in den Nutzungsbedingungen:

In the event that WhatsApp is acquired by or merged with a third party entity, we reserve the right to transfer or assign the information we have collected from our users as part of such merger, acquisition, sale, or other change of control.

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