Firmenbuch.ai geht viral, verbucht 10.000+ User pro Tag

Innovation durch AI – und in diesem Falle auch mal durch eine EU-Verordnung. Denn diese verlangt seit kurzem, dass grundlegende Daten von Unternehmen, darunter auch Jahresabschlüsse, frei zugänglich sein müssen – bisher sind solche Informationen oft hinter Paywalls. Und das ermöglicht es dem App-Studio Winkk aus Linz/Hagenberg der drei Gründer Jakob Stadlhuber, Kevin Händel und Hannes Wolfmayr mit firmenbuch.ai einen viralen Hit zu landen.
Denn unter firmenbuch.ai kann seit einigen Tagen jede:r kostenlos Daten über österreichische Unternehmen inklusive den Jahresabschlüssen nicht nur abrufen, sondern sich von einem KI-Modell auch gleich eine Interpretation dieser Daten inklusive Risikobewertung und Gesundheitsscore ausspucken lassen. Dazu werden Metriken extrahiert, die einen „Gesundheitszustand“ (0-100%) der Firma abbilden sollen. Die Daten kommen via API direkt von Justiz Online, die KI-Funktionen hat Winkk über den Azure OpenAI Service von Microsoft Datenschutz-konform für die EU umgesetzt.
„Kann natürlich vorkommen, dass die KI halluziniert“
„Die EU-Verordnung ist der Grundpfeiler, warum das überhaupt möglich ist“, sagt Jakob Stadlhuber von Winkk im Gespräch mit Trending Topics. „Der Grundgedanke ist, dass Nicht-Experten sehr schnell und sehr einfach die Zusammenfassung des aktuellsten Jahresabschlusses bekommen. Die KI-genierten Texte basieren auf den Daten von Justiz Online, aber es kann natürlich vorkommen, dass die KI halluziniert. Die Inhalte sind als erster Anhaltspunkt zu sehen, aber man sollte sie immer nachprüfen.“
Stadlhuber ist derzeit fast alleine mit dem Projekt befasst, das unter dem Dach der Linzer App-Entwicklungsfirma entstanden ist, die in der Vergangenheit immer wieder mit App-Entwicklungen aufhorchen ließ (u.a. die GreenPass-App mit 1,5 Mio. Downloads). Was Stadlhuber in den Analytics derzeit beobachten kann, ist ungeahnt große Nachfrage. Nachdem er firmenbuch.ai kürzlich bei Reddit postete, um Feedback einzuholen, gehen die Zugriffe durch die Decke.
Derzeit verzeichnet firmenbuch.ai 10.000 User pro Tag, Tendenz steigend. „Das Projekt ist aktuell kostenlos und wird vollständig von winkk GmbH finanziert. Wir haben derzeit keine Pläne, das zu ändern, die Basisversion soll kostenlos bleiben. Obwohl wir schon über 10.000 tägliche Nutzer haben (fast ohne Marketing), sind Bezahlmodelle höchstens für zukünftige Enterprise-Zusatzfeatures denkbar, aber aktuell nicht geplant“, so Stadluber.
Viele weitere Features geplant
Da der neue Dienst derart gut angenommen wird, arbeitet der Entwickler bereits emsig an weiteren Features und Verbesserungen – etwa einer verbesserten Suche, der Möglichkeit, die Integration von Konkursdaten, Vergleiche von Firmen durchzuführen mehr Visualisierungen (z.B. Cap Tables) oder Nachfragen per Chatbot. „Derzeit arbeite hauptsächlich ich daran, bei anhaltendem Erfolg könnte unser Team aber wachsen“, sagt Stadlhuber.
Auch der Rollout in andere Länder ist grundsätzlich angedacht, immerhin verlangt die EU-Verordnung den freien Zugang zu Firmendaten in allen EU-Mitgliedsstaaten. „In erster Linie geht es darum, die Daten jedem einfach zur Verfügung zu stellen und verstehen zu können“, sagt Stadlhuber. „Momentan steht noch kein monetäres Interesse dahinter. Es kann sein, dass wir kostenpflichtige Zusatz-Features oder Werbung einführen, aber die derzeitige Kernfunktion wird immer kostenlos bleiben.“