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Flatio: Mittelfristige Vermietungen samt 3D-Besichtigung

Das tschechische Startup Flatio setzt auf mittelfristige Vermietungen für 1-6 Monate und virtuelle 3D-Besichtigungen.
Das tschechische Startup Flatio setzt auf mittelfristige Vermietungen für 1-6 Monate und virtuelle 3D-Besichtigungen. Bild: © Flatio
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3D-Besichtigungen sind im Immobilienbereich zwar nichts gänzlich Neues. Doch bisher kannte man sie eher aus dem Eigentums- bzw. Luxus-Wohnbereich. Das tschechische Startup Flatio, das erst seit Jänner 2017 Wien aufmischt, stellt die neue Technologie seit Februar nun auch im Bereich der mittelfristigen Mieten (ein bis sechs Monate) Wohnungssuchenden zur Verfügung. Bereits ein Smartphone und eine Virtual-Reality-Brille aus Karton genügen, um die künftige Wohnung gleich online besichtigen zu können: „So, als wäre man wirklich in der Wohnung – das ist die häufigste Reaktion der Mieter sowie Vermieter, die Flatio nutzen“, sagt Flatio-CEO und Gründer Radim Rezek. Konkurrenz für Makler ist die Plattform übrigens nicht: „Da der Markt für mittelfristige Vermietungen bisher gar nicht abgedeckt war, bedrängen wir die Geschäfte der Makler nicht.“

Schnell und einfach

Neben Technologie setzt Flatio auch auf Einfachheit und Komfort: Mieter bezahlen keine Kaution, können Wohnung gleich virtuell besichtigen und Verträge per SMS abschließen. „Auch nach der Unterschrift des Mietvertrages sind wir mit Mieter und Vermieter im Kontakt. Wir bieten eine Web-Applikation an, mittels der Mieter und Vermieter kommunizieren können. Der Mieter kann über diese Applikation seine Miete online mit Karte bezahlen oder auch Mängel bekanntgeben“, so der CEO. Das schätzen neben Studierenden beispielsweise internationale Manager oder digitale Nomaden.

Aber auch Wohnungsvermieter profitieren von Flatio: Wohnungen können auch vom anderen Ende der Welt vermietet werden. „Sie ersparen sich jegliche Sorgen rund um die Vermietung sowie die Zeit, die sie normalerweise für Besichtigungen aufbringen müssten. Personen, die an einer Wohnung interessiert sind, füllen einen Fragebogen über sich selbst aus, den wir den Vermietern zur Verfügung stellen. Auf dieser Grundlage können Vermieter entscheiden, ob sie jene Person aufnehmen möchten oder nicht.“ Im Vergleich zu langfristigen Vermietungen sind um 25 Prozent höhere Einnahmen möglich. Zudem erstattet das Unternehmen Schäden außerhalb des Versicherungsrahmens auf Grund einer Kaution, „wobei sich Flatio dazu verpflichtet, Schäden bis zu 10 000€ abzudecken. Somit bieten wir Eigentümern von Immobilien eine deutlich höhere Garantie und Sicherheit, als es auf dem Markt üblich ist.“

Flatio ist nicht das erste erfolgreiche Immoportal vom tschechischen Gründer Radim Rezek.
Flatio ist nicht das erste erfolgreiche Immoportal vom tschechischen Gründer Radim Rezek. Foto: © David Mitáš – http://david.mitty.cz

Mittelfristige Vermietungen als neuer Markt

Wie so oft, ist auch die Idee hinter Flatio aus dem Alltag heraus entstanden: „Begonnen hat alles, als ich als Student auf der Suche nach einer Unterkunft in Brünn war. Damals wollte schnell etwas finden und dabei so viele Wohnungen wie möglich besichtigen, aber es störte mich die Notwendigkeit, sofort die Kaution zu erbringen, noch bevor man einen Mietvertrag unterschrieb. Ich sagte zu mir selbst: Wenn ich solche Probleme habe, haben andere Studenten diese bestimmt auch“, sagt Rezek. Er gründete bereits erfolgreich einige weitere tschechische Immobilienvermittlungsprojekte. „Zu Beginn versuchten wir unser Glück mit langfristigen Vermittlungen, die von konservativen Vermietern jedoch eher abgelehnt wurden und so entdeckten wir den Markt für das mittelfristige Wohnen (Vermietungen von ein bis 6 Monaten).“ Flatio kam im August 2015 auf den Markt, kurz darauf kam auch der Private Equity und Venture Capital Investor Enern mit an Bord.

Kurs auf Österreich

Nach Prag und Brünn folgte Anfang 2017 der Schritt nach Österreich. Mit Erfolg: „Ich muss sagen, dass uns Wien und ganz Österreich sehr positiv überrascht haben. In der kurzen Zeit seit unserem Eintritt in den österreichischen Markt, haben wir in Wien über 100 Wohnungen im Angebot“, so der Flatio-CEO. Das mittlerweile 30-köpfige Team plant neben Prag, Brünn, Bratislava und Wien bis Ende 2017 noch Aktivitäten in 20 weiteren europäischen Städten. 2016 konnten bereits 14.000 Übernachtungen erfolgreich ermittelt werden. Der Umsatz wachse pro Monat um ca. 10 Prozent, so Rezek. Noch können nicht alle Wohnungen virtuell besichtigt werden, da das Abfotografieren ein sehr zeitaufwändiges Unterfangen ist. „Im Moment führen wir nur die beliebtesten Wohnungen in virtuelle Realität über, glauben jedoch, dass virtuelle Besichtigungen bald für alle Wohnungen zur Verfügung stehen werden.“

PropTech-Markt: noch Aufholbedarf in Europa

Noch ist die Disruption der Immobranche durch PropTech-Startups (Property Technology) im deutschsprachigen Raum vergleichbar klein. 1,7 Milliarden US-Dollar wurden 2015 weltweit in PropTech investiert, wie eine Studie der Immobilienberater Catella  zeigt. Doch nur vier Prozent davon kamen nach Europa, wobei hier Großbritannien alleine drei Viertel des Kuchens abbekam. Die meisten Investitionen gingen in die USA (49 Prozent) oder nach China (26 Prozent). Der Studie zufolge scheitern die meisten Geschäftsmodelle an zu hohem Kapitaleinsatz, rechtlichen Hindernissen, an der erforderlichen Datenbasis oder am Zugang zur Industrie.

Im deutschsprachigen Raum sieht sehen sich traditionelle Anbieter von den Digital Real Estate Startups jedenfalls nicht angegriffen. So sehen 85 Prozent der immobilienwirtschaftlichen Unternehmen ihr Geschäftsmodell durch PropTech-Startups nicht oder eher nicht gefährdet, wie eine Studie vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) ergab. Im Gegenteil, 72 Prozent meinen, dass die neuen Disruptoren dazu beitragen können, ihren Umsatz zu erhöhen.

PropTech in Österreich

Die PropTech-Anwendungsfelder sind vielfältig und reichen von Immobilienvermittlung über 3D-Visualisierungen und Smarten Zugangssystemen bis hin zu Darlehens-Management und Crowdfunding. Heimische Vertreter am Markt sind etwa die Immoplattformen Linda, bei der Käufer keine Maklergebühr bezahlen müssen oder Wohnberater, die Immo-Suchmaschine zoomsquare oder die Plattform Kurzzeitwohnen, mit der v.a. Business-Kunden angesprochen werden. Iwondo (wir berichteten) setzt statt auf öffentliche Inserate auf Traumwohnungs-Gesuche von Usern und vermittelt diese an Wohnungsanbieter, Realonaut hat sich virtuellen Besichtigungen verschrieben, Accessio verschafft Besuchern digitalen Zutritt für Firmenparkplätze, indoors setzt auf Indoor-Navigation und Home Rocket, Immofunding oder Rendity sorgen für die entsprechenden Crowdfunding-Plattformen mit Immo-Fokus.

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