Analyse

Google AI Mode: Der Tod der blauen Links

AI Mode von Google. © Google
Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview Startup Interviewer: Gib uns dein erstes AI Interview

Wer am Dienstag Abend die Ankündigungen von Google betreffend seiner Suchmaschine aufmerksam mitverfolgt hat, der wird sich ernsthaft fragen:

Wo bin da künftig ich?

Denn Google hat Einblicke in seine Pläne, Google Search schrittweise auf einen AI Mode umzustellen, auf seiner Hauskonferenz I/O gegeben (mehr dazu hier). Zuerst bekommen User in den USA den neuen KI-Modus optional zur Verfügung gestellt – dieser läuft ab sofort auf Basis des neuesten und aktuell stärksten KI-Modell Gemini 2.5. Wer auf „AI Mode“ umschaltet, bekommt die „Neuerfindung der Internet-Suche“ zu sehen – und das Interface ist vielen bereits bekannt: Es sieht aus wie ChatGPT, pardon, Gemini. Nach und nach will Google den AI Mode auf die herkömmliche Suche und viele andere Regionen der Welt ausweiten.

Was bietet der neue AI Mode im Detail. Hier die Kernfunktionen zum Start:

  • Query Fan-out Technik: Zerlegt Fragen in Unterthemen und führt mehrere Suchanfragen gleichzeitig durch
  • Gemini 2.5 Integration: Nutzt Googles fortschrittlichstes KI-Modell für verbesserte Suchergebnisse
  • Deep Search: Ermöglicht tiefgehende Recherchen mit Hunderten von Suchanfragen und erstellt vollständig zitierte Berichte
  • Search Live (Projekt „Astra“): Erlaubt Echtzeit-Interaktion mit der Suche über die Kamera
  • Agentic Capabilities (Projekt „Mariner“): Führt Aufgaben wie Ticketkauf und Reservierungen automatisch durch
  • KI-Shopping-Partner: Kombiniert Gemini-Fähigkeiten mit dem Shopping Graph für besseres Einkaufserlebnis
  • Virtuelle Anprobe bei Shopping: Ermöglicht das virtuelle Anprobieren von Kleidung durch Hochladen eines eigenen Bildes, basiert auf Googles Shopping Graph
  • Personalisierte Suche: Liefert maßgeschneiderte Vorschläge basierend auf früheren Suchen und persönlichem Kontext („Personal Kontext“)
  • Benutzerdefinierte Diagramme: Analysiert komplexe Datensätze und erstellt interaktive Grafiken für Sportdaten und Finanzen

Ziemlich viel Google, ziemlich wenig Web

Wer künftig den AI Mode statt der herkömmlichen Suche anwirft, der bekommt Antworten vom AI-Modell Gemini. Das sieht in der Demo, die Google-Managerin Liz Reid am Dienstag Abend gab, folgendermaßen aus: Auf die Frage nach Möglichkeiten antwortet Googles AI Mode mit viel Text, einigen Restaurant-Vorschlägen, Kartenansichten und Ausflugs-Tipps, aber eins vermisst man sofort: die blauen Links.

Reid sagte zwar, dass es weiterhin Links in den AI-Ergebnissen gibt, diese werden aber in eine rechte Spalte neben den Hauptantworten verräumt. Der Blick unter die Haube zeigt, dass Gemini bei der Beantwortung der Nutzerfrage zwar noch das Web durchsucht – aber externe Webseiten sind nur mehr eine mögliche von anderen Quellen für die Antworten. Denn die KI-Suche bedient sich vor allem auch bei Google-eigenen Datenquellen, um Suchanfragen bestmöglich zu beantworten, nämlich:

  • Knowledge Graph
  • Google Maps
  • Google Shopping
  • Sportdaten
  • Wetterdaten
  • Google Finance

Das offene Web mit all seinen Webseiten ist nun nur mehr eine von mindestens sieben Datenquellen, der Rest kommt großteils aus dem Google-Imperium selbst.

AI Mode von Google. © Google

Dass Google im AI-Modus keine oder nur mehr sehr wenige blaue Links anzeigt, wird Betreiber von Webseiten sehr unruhig machen. Denn unzählige Web-Portale, Shopping-Seiten, Nachrichten-Portale, usw. bekommen (noch) beträchtliche Mengen an Besuchern über die Google-Suche. Wie berichtet, haben bereits die AI Overviews (KI-Zusammenfassungen für viele Suchanfragen) dafür gesorgt, dass die Klicks auf externe Webseiten stark sinken (mehr dazu hier).

AI Overviews bereits mit 1,5 Milliarden User

AI Mode als konsequente Fortsetzung der AI Overviews zeigen wenig bis gar keine blauen Links mehr an. Laut Google würden weltweit bereits 400 Millionen User regelmäßig den Gemini-Chatbot verwenden, 1,5 Milliarden User die AI Overviews, und insgesamt seien sie zufriedener mit diesen Antworten als mit der traditionellen Web-Suche.

Das bedeutet eine fundamentale Erschütterung des offenen Web, wie wir es heute kennen. „Heute schon werden 75 Prozent der Anfragen, die bei Google eingehen, beantwortet, ohne dass Sie Google verlassen müssen“, sagte Cloudflare-CEO Matthew Prince kürzlich in einer alarmierenden Rede. Er warnte, dass durch KI das „Business Model des Web“ grundlegend verändern würde. „Das Geschäftsmodell des Webs in den letzten fünfzehn Jahren basierte auf Suche. Aber das Geschäftsmodell des Webs kann nicht überleben, wenn es keine Veränderung gibt. Immer mehr werden die Antworten auf die Fragen, die Sie stellen, Sie nicht zur Originalquelle führen, sondern zu einer Ableitung dieser Quelle.“ Die Konsequenz sei fatal: „Wenn Content-Ersteller keinen Wert aus dem ziehen können, was sie tun, dann werden sie keine Originalinhalte mehr erstellen.“

Für Google selbst kann das auch ein Problem werden. KI-Modelle nutzen Millionen Webseiten als Trainingsmaterial, leiten aber praktisch keinen Traffic mehr zu den Originalquellen zurück. Der Inhalt wird absorbiert, verarbeitet und in den Antworten verwendet, ohne dass die Urheber davon profitieren.

Wettrennen mit ChatGPT, Perplexity und Co

Offen ist natürlich noch, wie User den AI Mode annehmen. Fakt ist aber auch: Bei ChatGPT, Perplexity und Co suchen auch bereits hunderte Millionen Menschen nach Informationen – und müssen auch dort die Chatbots selten verlassen, weil diese ihnen alle Infos bereits zusammenfassen. Die Notwendigkeit, ins offene Web zu gehen, sinkt drastisch.

Auch ist fraglich, in welcher Form Google den AI Mode in der EU starten kann. Hier musste das Unternehmen etwa die Shopping- oder Maps-Suchergebnisse aus seiner Suche entflechten, weil die EU Monopol-Missbrauch feststellte. Allerdings sind auch die AI Overviews in Europa, wenn auch mit Verspätung, gestartet – und Google wird alles daran setzen, den AI Mode auf möglichst viele Displays zu bringen, um User nicht an ChatGPT und Co zu verlieren.

Werbung
Werbung

Specials unserer Partner

Die besten Artikel in unserem Netzwerk

Powered by Dieser Preis-Ticker beinhaltet Affiliate-Links zu Bitpanda.

Deep Dives

Startup & Scale-up Investment Tracker 2025

Die größten Finanzierungsrunden des Jahres im Überblick
#glaubandich CHALLENGE Hochformat.

#glaubandich CHALLENGE 2025

Österreichs größter Startup-Wettbewerb - 13 Top-Investoren mit an Bord
© Wiener Börse

IPO Spotlight

powered by Wiener Börse

Trending Topics Tech Talk

Der Podcast mit smarten Köpfen für smarte Köpfe
Die 2 Minuten 2 Millionen Investoren. © PULS 4 / Gerry Frank

2 Minuten 2 Millionen | Staffel 12

Die Startups - die Investoren - die Deals - die Hintergründe

BOLD Community

Podcast-Gespräche mit den BOLD Minds

IPO Success Stories

Der Weg an die Wiener Börse

Weiterlesen