Kommentar

Ich bin fertig mit dem Frauentag

Achtung, bevor du dich zu sehr aufregst über den Clickbait-Titel, lies‘ vorher schnell, von wem er stammt. Nämlich von einer Frau, die ich heute gerne zitieren will. Denn Mahdis Gharaei Co-Founder & CEO von the female factor hat heute treffenderweise auf Linkedin folgendes geschrieben: „I’M OVER WOMEN’S DAY. 🙅‍♀️“ Und damit trifft sie den Nagel auf den Kopf. Denn eigentlich sollten wir den Internationalen Frauentag, der heute am 8. März stattfindet, längst hinter uns haben. Aber der Reihe nach.

Jedes Jahr wird auch unsere Redaktion rund um den Frauentag mit passender Post bombardiert. Jedes Startup, jede Firma, jeder Konzern hat plötzlich wieder was zu sagen. „Frauen aus Österreich zurückhaltend bei Investments“, „Gender Pay Gap weiter deutlich sichtbar“, „Weibliche Developer sind loyal, wollen aber gutes Gehalt und Förderung“, „Erhöhung von Stipendienplätzen für Frauen“, und so weiter und so fort. Es gibt zu wenige Frauen in Führungspositionen, in IT-Berufen, in Startup-Gründungsteams, in Konzern-Chefetagen, und sie verdienen im Schnitt weniger. Das sind alles seit vielen Jahren (Jahrzehnten) bekannte Probleme, die sich aber nicht bessern. Aber leider hat man das Gefühl, dass es immer diesen einen Jahrestag braucht, an dem dann gesagt wird, das eh was getan wird. Presseportale und Social Media sind dann regelmäßig voll mit entsprechenden Meldungen.

In der Realität bewirken diese jährlich wiederkehrenden „Wir tun eh was“-Verkündungen leider wenig. Den Gender Pay Gap gibt es immer noch (der geschlechtsspezifische Lohnunterschied liegt bei 19 Prozent), 90 Prozent der Investments gehen immer noch an Männer, nur 24 % aller leitenden Funktionsträger:innen in Österreich sind Frauen (+3% seit 2012), nur 18 % aller Chefposten sind von Geschäftsführerinnen besetzt (+ 2 %), und der Anteil an Aufsichtsrätinnen ist von 15 auf 23 Prozent gestiegen. Seit 2012 gab es also mehr Frauentage als Prozentpunkte an Wachstum/Verbesserung in allen genannten Bereichen. Laut PwC Women in Work Index ist Österreich auf Platz 26 von 33 OECD-Ländern zurückgefallen.

„Jedes Jahr widmen wir den Monat März der Diskussion über die Stärkung der Rolle der Frau, als ob es sich um ein neues Konzept handelt, das jedes Mal erklärt werden muss“, schreibt Gharaei weiter. „Wir sprechen über die Bedeutung der Gleichstellung der Geschlechter und der Vielfalt am Arbeitsplatz, nur um dann wieder darauf zu vergessen, wenn der April kommt.“ Und weiter: Die Realität ist, dass Frauen am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft noch immer mit systembedingten Hindernissen konfrontiert sind. Wir verdienen immer noch weniger als unsere männlichen Kollegen, sind in Führungspositionen immer noch unterrepräsentiert und werden TÄGLICH belästigt und diskriminiert. 𝐖𝐨𝐦𝐞𝐧’𝐬 𝐞𝐦𝐩𝐨𝐰𝐞𝐫𝐦𝐞𝐧𝐭 𝐢𝐬 𝐚 𝐘𝐄𝐀𝐑-𝐑𝐎𝐔𝐍𝐃 𝐜𝐨𝐧𝐯𝐞𝐫𝐬𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧.“

Also wie wäre es damit: Die Energie und die Budgets, die sich offenbar jedes Jahr in Richtung des 8. März kanalisieren, künftig dafür einsetzen, dass 365 Tage im Jahr was passiert. Denn die Frauen-Support-Presseaussendungen sind einfach nur mehr Feigenblätter, die erwiesenermaßen in den letzten zehn Jahren nichts geändert haben. Statt des Gender-Greenwashings kann man zum Beispiel damit anfangen, Initiativen wie the female factor, Female Founders und Co zu unterstützen – die kämpfen für Gleichberechtigung seit vielen Jahren 24/7 und nicht nur am Frauentag.

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