Krypto & Machtpolitik: Wie US-Präsident Donald Trump mit DeFi Geschäfte macht

Kryptowährungen sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern zentral für innovative Finanzstrategien. In den USA gewinnen sie zunehmend Bedeutung als Mittel zur Vermögensbildung, gerade für politisch exponierte Akteure. Die Familie Trump etwa hat sich in dieser Schnittmenge zwischen DeFi, digitalem Kapital und politischem Einfluss positioniert, was Fragen nach Transparenz, Regulierung und ethischer Integrität aufwirft.
Eigentlich war Donald Trump nicht immer ein Krypto-Freund. 2019 erklärte er auf Twitter: „Ich bin kein Fan von Bitcoin und anderen Kryptowährungen“; Krypto-Assets seien zu volatil und würden für illegale Aktivitäten genutzt werden. 2021 sagte Trump, dass Krypto-Assets „Scam“, also Betrug seien: „I don’t like it because it’s another currency competing against the dollar.“ Später setzte dann der Sinneswandel ein. Mittlerweile hat Trump einen eigenen Memecoin, einen eigenen Stablecoin und beträchtliche Investitionen in Krypto-Assets.
Vom Skeptiker zum Investor: Der Memecoin-Wandel
Im Januar 2025 wurde der Memecoin $TRUMP gestartet, nur drei Tage vor der Amtseinführung. Sofort explodierte der Kurs: Weniger als 24 Stunden nach dem ICO entstand eine Marktbewertung von rund 27 Milliarden Dollar, bei einer öffentlichen Ausgabe von 200 Millionen Token. Darauf basierende Handelsvolumina erreichten 13 Milliarden Dollar, bei einem Preis von knapp 64 Dollar pro Token.
Die Eigentumsstruktur zeigt eine massive Konzentration: 800 Millionen Token blieben bei zwei Unternehmen, die eng mit der Familie verbunden sind, ein Anteil von 80 Prozent. Damit resultierte eine theoretische Bewertung des Bestands von über 50 Milliarden Dollar, ausreichend, um die Familie zu den reichsten Akteuren der Welt zählen zu lassen. Finanziell erzielte das Projekt durch Token Verkäufe und Transaktionsgebühren mindestens 350 Millionen Dollar an direkten Erlösen.
Gleichzeitig verloren viele Kleinanleger beträchtliche Summen: Eine Analyse ergab 813.294 Wallets, die zusammen rund 2 Milliarden Dollar verloren, während die Herausgeber rund 100 Millionen Dollar allein an Gebühren generierten.
World Liberty Financial: Die Krypto-Bank der Familie
Ende 2024 gründete die Familie das Unternehmen World Liberty Financial (WLF). Sie hält 60 Prozent dieses Unternehmens und erhält 75 Prozent aller Einnahmen aus dem Token Verkauf. Bis Ende Oktober 2024 wurden nur geringe Umsätze, im niedrigen Millionenbereich, erzielt. Nach der Wahl 2024 kam jedoch massive Dynamik hinzu. Im März 2025 wurden über 550 Millionen Dollar in $WLFI verkauft, was zu etwa 400 Millionen Dollar Gewinn führte.
Im Juli 2025 wurden insgesamt 100 Milliarden WLFI Token ausgegeben. Davon wurden 22,5 Milliarden Token an die Firma „DT Marks DEFI LLC“ zugeteilt, 15,75 Milliarden davon gehören laut Finanzbericht direkt dem Präsidenten. Darüber hinaus wandelte man über ein öffentlich gelistetes Unternehmen, ALT5 Sigma, den WLFI Token indirekt in einen börsennotierten Proxy. Durch die Ausgabe von 200 Millionen Aktien im Wert von 1,5 Milliarden Dollar wurde ein WLFI Treasury aufgebaut, dessen Zweck darin besteht, den Tokenpreis indirekt zu stützen.
USD1: Stablecoin-Initiative und globale Verbindungen
Im März 2025 kündigte WLF die Einführung eines stabilen, an den US Dollar gebundenen Stablecoins namens USD1 an. Dieser soll vollständig durch kurzfristige US Staatsanleihen und Bargeld gedeckt sein, um einen festen Wert von 1 Dollar pro Token zu garantieren. Das Geschäftsmodell unterscheidet sich in wichtigen Punkten von klassischen Stablecoins.
Während Anbieter wie Tether oder Circle die Einlagen weitgehend passiv in Anleihen halten, verwendet WLF Teile der USD1 Erlöse aktiv. So fließen Mittel in einen firmeneigenen Krypto Treasury Fonds, der dafür vorgesehen ist, WLFI Token zurückzukaufen und deren Preis zu stützen. Ein Fondsvolumen von 1,5 Milliarden Dollar wurde für diesen Zweck eingerichtet. Damit ist USD1 nicht nur ein Zahlungsinstrument, sondern zugleich ein Hebel zur internen Marktstabilisierung des Trump Ökosystems. Im Mai 2025 tätigte ein Abu Dhabi Fonds eine 2 Milliarden Dollar Investition, die in direkter Verbindung zu USD1 und dem Kryptomarktplatz Binance stand. Damit wurde der Stablecoin auch in institutionellen Großtransaktionen eingesetzt.
Bereits im Frühjahr 2025 lag die Marktkapitalisierung von USD1 bei 2,1 Milliarden Dollar, im August stieg sie auf rund 2,4 Milliarden Dollar. Damit zählt USD1 bereits zu den fünf größten Stablecoins weltweit. Durch die Verfügbarkeit auf mehreren Blockchains, darunter Ethereum, BNB Chain, TRON und Solana, wurde der Stablecoin zudem breit in DeFi Anwendungen integriert. Die Multichain Strategie sorgt dafür, dass USD1 nicht nur als digitales Dollaräquivalent, sondern auch als liquides Asset im globalen Finanzmarkt positioniert ist.
Politische Eingriffe und Gesetzgebung
Parallel zur wirtschaftlichen Expansion wurde die politische Landschaft gestaltet. Im Juli 2025 unterzeichnete Trump den GENIUS Act, der erstmals auf Bundesebene klare Regularien für Stablecoins einführte. Dazu zählen eine 1 zu 1 Deckung, transparente Reserven und Prüfpflichten, ein Fundament, das die Akzeptanz stabiler Digitalwährungen in den USA fördert. Zudem floss im Jahr 2024 ein Betrag von 238 Millionen Dollar aus der Kryptoindustrie in den US Wahlkampf. Damit stieg die Branche zum größten Unternehmensspender auf.
Allein für die Amtseinführung wurden 18 Millionen Dollar bereitgestellt. Trump löste außerdem zahlreiche SEC Verfahren gegen große Krypto Partner wie Coinbase, Binance oder Justin Sun weitgehend auf. Gleichzeitig definierte die Behörde, dass Memecoins nicht als Wertpapiere reguliert werden. Ein strategischer Schritt war die Schaffung einer US Bitcoin Reserve, in die staatliche Bestände aus Strafverfügungen eingebracht wurden. Zusätzlich wurde ein US Digital Asset Stockpile gebildet, um Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Ripple, Solana und Cardano als nationale Reserven zu etablieren.
Expansion über Medien und Partnerschaften hinaus
Zusätzlich zum DeFi-Geschäft entwickelte sich die Trump Media & Technology Group (TMTG) zum bedeutenden Krypto-Investor. Gemeinsam mit Crypto.com wurde eine CRO Token Strategie ausgearbeitet. Geplant sind insgesamt 1 Milliarde Dollar in CRO, 420 Millionen Dollar in Bargeld und eine 5 Milliarden Dollar Kreditlinie über Yorkville Advisors.
Die Medienstiftung investierte zudem direkt in Bitcoin, plant einen eigenen Bitcoin ETF und strebt Investitionen von über 2 Milliarden Dollar an. Mit all diesen Aktivitäten könnte sich der finanzielle Wert der Krypto Beteiligungen auf über 600 bis 620 Millionen Dollar an realisierten Gewinnen belaufen. Schätzungen zufolge ergeben sich insgesamt bis zu 1 Milliarde Dollar Krypto Gewinne, zusätzlich zu anderen Geschäftsfeldern.
Trump Media & Crypto.com: Der CRO-Deal
Ein weiterer Schritt in der Expansion war die Kooperation zwischen Trump Media und Crypto.com. Wie das österreichische Wirtschaftsmagazin Trending Topics ausführlich berichtete (Artikel hier lesen), kaufte Trump Media CRO-Token im Wert von rund 105 Millionen Dollar, während Crypto.com im Gegenzug 50 Millionen Dollar in Aktien von Trump Media investierte. CRO soll künftig in Truth Social als Zahlungsmittel und Belohnungssystem integriert werden.
Darüber hinaus entsteht mit der Trump Media Group CRO Strategy Inc. ein eigenes Treasury-Vehikel, das mit bis zu 1 Milliarde Dollar in CRO sowie einer Kreditlinie von 5 Milliarden Dollar ausgestattet ist. Nach der Ankündigung stiegen sowohl der Kurs des CRO-Tokens als auch die Aktie von Trump Media deutlich an – ein weiteres Beispiel dafür, wie Mediengeschäft, Krypto-Investments und politischer Einfluss miteinander verschmelzen.
Internationale Dimension & Einfluss
Ein Beispiel für die globale Verflechtung zeigt die Rolle von Eric Trump. Er fungierte als Berater für das japanische Unternehmen Metaplanet, das über 2 Milliarden Dollar in Bitcoin hält und damit eines der größten öffentlichen Bitcoin Treasuries weltweit aufgebaut hat. Dort fand eine Kapitalbeschaffung von etwa 130 Milliarden Yen, rund 884 Millionen Dollar, statt, wofür Eric Trump zu einer Investorenversammlung in Tokio geladen war.
Zusammen mit Aktivitäten rund um die Mikronation Liberland und deren Investor Justin Sun, einem frühen Unterstützer von World Liberty Financial, wird ein internationales Netzwerk sichtbar, das Kapitalströme, politische Einflussnahme und öffentliche Wahrnehmung eng miteinander verbindet.
Persönliche Einschätzung
Das Beispiel Trump verdeutlicht, wie eng Kryptowährungen und Politik inzwischen verbunden sind. Einerseits eröffnen sich neue ökonomische Chancen und enorme Wachstumsdynamiken. Andererseits entstehen erhebliche Fragen nach Transparenz, Regulierung und möglichen Interessenkonflikten. Die weitere Entwicklung wird nicht nur für die USA, sondern auch international von Bedeutung sein, da Krypto zunehmend zu einem geopolitischen Faktor wird.
Ed Prinz ist Vorstand von DLT Austria, Co-Founder von moonlytics.ai, Mitbegründer des Web3 Hub Vienna sowie Co-Founder von DLT Germany und DLT Switzerland. Mit jahrelanger Erfahrung in Research und Analyse von Token, Protokollen und Märkten sowie im Portfolio-Management bringt er fundiertes Wissen in den Bereichen Blockchain-Technologie und EVM mit. Seit 2017 berät er Blockchain-Startups und Unternehmen und ist aktiv in der Entwicklung innovativer Web3-Lösungen. Im Gastbeitrag analysiert er die aktuellen Entwicklungen im Krypto-Sektor.
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